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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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375

Nekrologe — Personalien — Institute — Sammlungen

376

NEKROLOGE

In Haniburg verstarb im Alter von 77 Jahren der
Bildhauer Karl Börner. Er führte in den sechziger
Jahren das von Lippelt begonnene Schillerdenkmal zur
Vollendung und hat seitdem künstlerisch reich in der
Hansastadt gewirkt, so sind die vornehmsten Bildwerke
des neuen Rathauses von seiner Hand, ferner die große
Löwengruppe im Rathaushof und die bildnerische Aus-
schmückung des Kaiser- und des Senatssaales.

PERSONALIEN

Professor Adolf Brütt, der geschätzte Bildhauer, hat
den Ruf nach Weimar angenommen, wo er im Oktober
seine Lehrtätigkeit beginnen wird. Dem Künstler wurde
gleichzeitig die Ausführung des Reiterdenkmals für den
verewigten Oroßherzog Karl Alexander übertragen.

Der Bildhauer Gustav Ruths in Düsseldorf erhielt bei
dem engeren Wettbewerb für das Kinkeldenkmal zu Ober-
kassel bei Bonn den ersten Preis und gleichzeitig den Auf-
trag zur Ausführung.

Dem Professor Billing in Karlsruhe wurde die Aus-
führung des Rathausneubaues in Kiel, der zwei Millionen
kosten soll, übertragen.

Der Bildhauer Georg Weber erhielt den Auftrag zur
Ausführung eines Zierbrunnens für die Stadt Aschersleben.

INSTITUTE

Kaiserl. deutsches archäologisches Institut in
Rom. Sitzung des 14. April 1905. Außerordentlich be-
sucht war diese feierliche Sitzung, in welcher zum ersten-
mal Herr Professor Gustav Körte in seinem neuen Amte
als erster Sekretär auftrat. Unter den Anwesenden waren
Mgr. Duchesse, Steinmann, Wilpert, der Erzbischof Seton,
Grüneisen, Sir Egerton, englischer Botschafter, Oreste Tom-
masini vom Istituto storico italiano, Dr. Ashby von der
englischen archäologischen Schule. Professor Körte nahm
zuerst das Wort, um ein zusammenfassendes Bild der
archäologischen Tätigkeit in Italien von Winckelmann, wel-
cher mit wunderbarer Intuition die Grundlinien der klassi-
schen Archäologie gezogen hat, bis zum heutigen Tage
zu entwickeln. Heute bildet nicht nur die Schönheit das
Ziel der archäologischen Forschungen, sondern alles, was
die alten Völker an Kunst und auch bescheidenstem Kunst-
handwerk geschaffen und woraus die überraschendsten
Aufschlüsse für antike Kultur entspringen. Das Bündnis
der klassischen Archäologie mit der neuen prähistorischen
hat das Feld der archäologischen Forschungen außer-
ordentlich erweitert. Professor Körte hob die großen Ver-
dienste der italienischen Gelehrten wie Chierici und Pi-
gorini auf diesem Feld hervor. Wolfgang Heibig kommt
das Verdienst zu, einer der ersten gewesen zu sein, welche
die Vereinigung der beiden Wissenschaften verfochten
haben. Lobend erwähnte Professor Körte die Tätigkeit
der jungen italienischen archäologischen Schule, die in
Kreta so große Erfolge gehabt hat. Der Arbeit des In-
stituts in letzter Zeit gedenkend, die in allen Zweigen der
Archäologie vieles geschaffen hat, schloß er mit dem
Wunsch, daß nunmehr die deutschen Archäologen in Rom
mit den italienischen Forschern und den fremden, wissen-
schaftlichen Gelehrten ebenda in Übereinstimmung weiter-
arbeiten möchten.

Professor Hülsen begrüßte mit warmen Worten den
neuen Kollegen, der Zeit gedenkend, als sie im römischen
Institut zusammen den Weg der archäologischen For-
schungen betraten.

Hiernach nahm Herr Dr. Walther Amelung, nach
alter Institutssitte, auf italienisch das Wort, um einige

Skulpturenfragmente zu besprechen, welche dank der Be-
reitwilligkeit des römischen Munizipiums im Original vor-
lagen. Die Fragmente, welche seit langer Zeit im Audi-
torium des Mecenas lagen, zeigen enge Verwandtschaft
mit dem aus der römischen Villa Medici stammenden und
jetzt in den Uffizien in Florenz aufgestellten Relief, das
einen bärtigen Landmann darstellt, welcher sich, auf einem
Felsen sitzend, ausruht, und den Winckelmann als jungen
Diogenes gedeutet hatte. In den Bruchteilen, welche aus
dem gleichen griechischen Marmor wie das Florentiner
Relief gearbeitet sind und die gleichen Maße haben, sieht
man Reste von vier Kühen und von Schäfern. Dr. Ame-
lung nimmt an, daß die römischen Bruchteile und das
florentinische Relief wohl ein Ganzes bildeten, in dem ein
Opfer in der Mitte dargestellt war, an den äußeren Enden
die sitzenden Schäfergestalten, und das wahrscheinlich zur
Ausfüllung eines Tempelgiebels bestimmt war. Die
Skulpturen in Rom wahrscheinlich in den traianischen
Zeiten, nach griechischem Muster gearbeitet, wurden in der
via Labicana bei San demente ausgegraben, wo man schon
verschiedene, zum dort einst stehenden Iristempel gehörende
Bildwerke gefunden hat, und kann man wohl annehmen,
daß auch die vorliegenden Stücke zu diesem Gebäude
und zwar zum Giebel gehört haben. Federko Hermanin.

SAMMLUNGEN
Im Städelschen Kunstinstitut zu Frankfurt a. M.

hat der seit nahezu einem Jahr amtierende Direktor die
eine Hälfte der Gemäldegalerie, die Bilder des ig. Jahr-
hunderts neu geordnet und übersichtlicher disponiert. Dazu
mußte vor allem natürlich Raum geschaffen werden. In
dieser Richtung wurde zunächst mit einem »kleinen Mittel«
gearbeitet, der Schließung von Türen, durch die ja nicht
nur die Türflächen auf beiden Seiten gewonnen, sondern
eine größere Freiheit in der Disposition erreicht wird; zu-
gleich konnten damit die Lichtverhältnisse verbessert wer-
den, da bisher das Seitenlicht durch die riesigen Türen
in das milde Oberlicht hineinwallte. Des weiteren sind
die umfangreichen Kartons der Nazarener aus der Galerie
in den Studiensaal des Kupferstichkabinetts gebracht wor-
den, wo man sie eher goutieren kann, sie konnten dort
mit mehreren Stücken aus dem Depot vereinigt werden,
so daß diese historisch interessante Reihe wieder voll-
ständig ist. Der Galerie aber ist dadurch eine erhebliche
Behangfläche gewonnen worden. Die stärkste Entlastung
aber brachte die Herrichtung einer neuen Kabinettreihe,
auf die kürzlich hier schon hingewiesen wurde. Sechs
Rumpelkammern wurden dazu benutzt, mit Oberlicht ver-
sehen und mit der Galerie verbunden. In den ersten drei
Kabinetten hängen die kleinen Aquarelle von Steinle, die
bisher in einem großen Saal mit dem riesigen Veitschen
Fresko zusammen untergebracht waren. In den engeren
niedrigen Räumen mit den kleinen Türen, auf hellen Wand-
stoffen, wirken jetzt diese stillen bescheidenen Werke ganz
vortrefflich. Die drei anderen Kabinette sind für Wechsel-
ausstellungen, hauptsächlich von Kupferstichen, bestimmt;
mit Rücksicht auf diese sind hier die Farben sehr diskret
gehalten. Seit einiger Zeit veranstaltet das Institut des
öfteren interessante Leihausstellungen moderner Graphik,
die es aus eigenen Mitteln nur sehr bescheiden zeigen
konnte. Infolge dieser mehrfachen Erleichterung war es
nun möglich, die Gemälde des 19. Jahrhunderts so zu
ordnen, wie sie ihrer Richtung nach ungefähr zusammen-
gehören: die älteren Gruppen in den großen Mittelsälen,
die Frankfurter in der südlichen, die Modernen in der nörd-
lichen Kabinettreihe. Die Räume sollen nun auch ihren
kalten Charakter verlieren. In der neuen Umgebung haben
die Bilder außerordentlich gewonnen. Die modernen
 
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