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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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Wolf, August: Neues aus Venedig, [3]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5901#0109

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201

Bücherschau

202

steller daher die vortreffliche Arbeit Paggiaros, die in aus-
gezeichneter Weise den Anforderungen gerecht wurde.
— Für das Reklameplakat des Hotels Bauer - Orünwald
war das Thema gegeben: Das Hotel selbst mit einer be-
leuchteten Musikbarke neben der Terrasse desselben. Nur
drei Entwürfe waren eingegangen. G. Cresseri aus Brescia
erhielt den ersten Preis. Er hatte ein brillantes Nachtstück
gegeben, in welchem die Musikbarke in Verbindung mit
den Damen auf der Terrasse ein prächtig koloriertes »Bild«
gab, aber kein Plakat. Vom Hotel selbst war nur oben
am Rande des Bildes eine leichte Andeutung gegeben. Th.
Wolf-Ferrari (in München lebend) machte dagegen das
von innen glänzend beleuchtete Hotel in seiner ganzen
Ausdehnung zum Gegenstand der Darstellung. Die be-
leuchtete Musikbarke und Fenster des Hotels spiegeln sich
im bewegten Wasser des Canal grande. Im Hintergrunde
in Mondbeleuchtung weiterer Verlauf des Kanals mit
seinen Palästen. Links vorn die große Statue der Italia
von Lorenzetti. Der schöne Bau unseres Architekten Sardi
kam so gleichzeitig als Reklame für das Hotel, in Ver-
bindung mit ringsumlaufender Aufschrift in Gold und
Dunkelrot, zur Geltung. — Der Besteller wählte natürlich
das letztgenannte Plakat zur Ausführung. — Einzelne Be-
steller enthielten sich des Ankaufs völlig, weil keine der
Einsendungen ihren Reklamezwecken entsprach.

Es wurde beschlossen, nächstes Jahr in größeren
Dimensionen eine zweite Plakatausstellung zu veranstalten,
bei welcher dann gewiß die Beteiligung der Künstler eine
regere sein wird und deren längere Dauer dem Publikum
mehr Gelegenheit geben dürfte, sich dafür zu interessieren.

AUGUST WOLF.

BÜCHERSCHAU
Karl Simon,'Studien zum romanischen Wohnbau in Deutsch-
land. (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 36.)
280 S. 8° mit 1 Tafel und 6 Doppeltafeln in Lichtdruck,
Straßburg, J. H. E. Heitz, 1902. M. 14.—.
Nach v. Essenweins grundlegender Arbeit über den
deutschen^Wohnbau (1892) ist das vorliegende Heft wieder
die erste kunstgeschichtliche Diskussion des interessanten
Gegenstandes, eine überaus fleißige, gewissenhafte, zurück-
haltende Zusammenfassung älterer und neuerer Forschungen.
Die Grenzen des Gebiets sind nicht eigentlich weiter ge-
steckt. Es sind immer noch »die Höhen der Entwickelung«,
die bekannten karolingischen und hohenstaufischen Pfalzen,
die Klosterbauten und einige patrizische Bürgerhäuser, die
meist, schon der alte Otte vorführte. Und auch der Ein-
blick in dieEntwickelungsgeschichte des vornehmeren Wohn-
baues ist nicht wesentlich gewachsen, trotz mancher An-
läufe, die der Verfasser in dieser Hinsicht macht. Hier
muß noch sehr viel tiefer gegraben werden in dem Sinn
wie etwa Stiehl die Sache anfaßt. Hierzu gehört aber eine
genaue und vertraute Kenntnis der Denkmäler, die nicht
mit Büchern in der Hand, sondern mit Monumenten vor
den Augen studiert werden wollen. Der Verfasser läßt
aber nirgend merken, daß er die Denkmäler aus dem
Augenschein kennt, oder etwas Besonderes daran gesehen
hat. Er stützt sich auf Ansichten und Aufnahmen zahl-
reicher Gewährsmänner, unter denen der selige Puftrich
ein unverdientes Vertrauen genießt. Die Wartburg wird
fast ausschließlich nach dessen Aufnahmen vom Jahr 1840
besprochen. Nach demselben Gewährsmann tritt wiederum
die »Ägidienkurie« in Naumburg als Wohnbau auf, eine
zweistockige Privatkapelle der anstoßenden Kurie, die 1890
niedergelegt wurde und ein Blockbau mit massivem Giebel
von ca. 1530 war. Wie" durcfr Benutzung veralteter Quellen
die Irrtümer verewigt werden, dafür nur ein kleines Bei-

spiel. Nach Puttrichs Zeichnung faßt in der Freyburger
Schloßkapelle »ein Vogel den Ring des Säulenschaftes«
(S. 174). Dies ist in Wahrheit ein Adler, der einen Hasen
würgt. Viele Sachen wären nachzutragen, durch die sich
das Bild wesentlich abrunden würde, z. B. die Mühle in
Pforte, der Torbau in Veßra, das Tor des Pfarrhofs in
Remagen und andere. Eine wahre Fundgrube der bürger-
lichen Baukunst, Regensburg, wird mit fünf Zeilen abgetan
(S. 125), wo doch die prachtvolle Stadtgeschichte des Grafen
Walderdorff aus dem vollen zu schöpfen gestattete. Diese
Ausstellungen mögen nur zeigen, daß die selbstgesteckten
Grenzen den innern Wert des Simonschen Buches beein-
trächtigen. »Die Höhen der Entwickelung« stehen überall
noch vereinzelt, zusammenhanglos, ohne organische Ent-
wickelung nebeneinander. Auch eine Prüfung der Orna-
mentmotive (S. 171—194), völlig mit kirchlichen Seiten-
blicken durchsetzt, führt zu dem Ergebnis, daß von einem
selbständigen Profanstil, von einer »Palatialbauhütte« nicht
die Rede sein kann. Sehr richtig! Dann darf man aber
weiter gehen und offen sagen, daß der Wohnbau, wo er
sich über die rohen Bedürfnisformen erhebt, seine Anleihen
bei der kirchlichen, vor allem bei der klösterlichen Bau-
kunst macht. Dann werden sich die Entwickelungsreihen
viel klarer darstellen. Wie sich dies Verhältnis tatsächlich
abgespielt hat, das haben jüngst Meier und Eichwede an
dem Beispiel Königslutter gezeigt. Andererseits liegt aber
ein fast noch unbetretener Weg, die Untersuchung der
landeigenen Kleinbauten, der Bürger- und Bauernhäuser,
der gewöhnlichen Ritterburg, die doch meist auch reine
Wohnbauten aufweist. Die Frage ist, ob sich hier die
starke Unterströmung verfolgen läßt, die dann im 15. und
16. Jahrhundert als selbständiger Profanstil vor allem im
Holzbau mit zahlreichen und glänzenden Werken vertreten
ist. Hier ist noch viel Arbeit zu tun. Als lehrreichen
Rückblick müssen wir Simons Studien dankbar annehmen.
Die künftige Forschung wird wesentlich erleichtert und vor
manchem Abweg gewarnt. Der Kenner wird vieles Un-
gesagte und Unerkannte zwischen den Zeilen lesen.

Dr. Bergner.

Leo Baer, Die illustrierten Historienbücher des 75. Jahr-
hunderts. KI.-40, 33 Abb., 216 und XCVI Seiten. Straß-
burg, Ed. Heitz, 1903. 30 M.
Die vorliegende Untersuchung ist eine Ausarbeitung
der Doktordissertation des Verfassers. Um nur einiger-
maßen etwas Abgerundetes liefern zu können, hat er sich
aus dem großen Schatz der illustrierten Geschichtsbücher
des 15. Jahrhunderts diejenigen herausgesucht, die mehr
oder minder einen wissenschaftlichen Wert beanspruchen
können, dagegen die Legenden, offenkundigen Fabeln usw.,
auch wenn sie unter der Spitzmarke »Historie« einher-
laufen, ferner auch die geistlichen Bücher, bis auf wenige
Ausnahmen, ausgelassen. Wenn dies vielleicht als eine
Opportunitätsbeschränkung gelten muß, so klärt er uns
hingegen genügend darüber auf, daß er berechtigt sei,
seine Untersuchung mit dem Jahre 1501 abzubrechen, da
mit diesem Jahre tatsächlich eine Entwickelung zum Ab-
schluß gelangt ist. Das Buch zieht alle Druckzentren, so-
gar die Englands, in den Kreis seiner Betrachtungen und
bietet einerseits einen Überblick über den Bestand der
Monumente, versucht andererseits die Abhängigkeit der
verschiedenen Werke und Ausgaben voneinander, sowie
die Beziehungen der verschiedenen Druckoffizinen zu-
einander aufzudecken. Im Anhang befindet sich eine ein-
gehende Beschreibung von 512 der in Frage kommenden
Illustrationsstöcken. Vor allem fordert , die ungeheuere
Arbeitsleistung, die sich in diesem Buch offenbart, die
größte Hochachtung heraus. Man kann auch getrost
folgern, wer sich in diesem Maße im Dienste der Wissen-
 
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