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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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159

Holländische Neuigkeiten — Nekrologe — Vermischtes

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HOLLÄNDISCHE NEUIGKEITEN

Im Haag starb am 14. Dezember im Alter von 67 Jahren
der Oenremaler Phüip Sade'e, welcher bekannt war durch
seine dem holländischen Fischerleben entlehnten Dar-
stellungen. Er gehörte dem Kreise des Josef Israels an.

Am 23. Dezember feierte die holländische Stilleben- und
Landschaftsmalerin Sara Mesdag, geborene van Houten,
die Gattin des berühmten Marinemalers H. W. Mesdag,
ihren 70. Geburtstag. Die Niederländische Königin verlieh
ihr das Offizierskreuz des Oranje-Nassau-Ordens.

Dem Amsterdamer Reichsmuseum ist von Herrn
Drucker in London eine hervorragende Sammlung von Öl-
gemälden moderner holländischer Meister (unter anderen
23 Bilder des Jakob Maris) geschenkt worden, welche in
einem besonderen Saale des Museums Aufstellung ge-
funden haben. Sämtliche Bilder sind Werke ersten Ranges.

An den holländischen Universitäten wurde bis vor
kurzem die neuere Kunstgeschichte nirgends unter-
richtet. In den letzten Jahren sind jetzt an drei Universi-
täten Privatdozenten für dieses Fach angestellt, nämlich in
Amsterdam Dr. W. Vogelsang, zu gleicher Zeit zweiter
Direktor der Kunstgewerbeabteilung des Reichsmuseums,
in Leiden Dr. W. Martin, zugleich zweiter Direktor der
Kgl. Gemäldegalerie im Haag, in Utrecht Fräulein Dr.
Johanna de Jongh.

In Leiden soll 1906 der dreihundertjährige Geburts-
tag Rembrandts gefeiert werden, welcher dort am 15. Juli
1606 im Weddesteeg, einer kleinen Gasse, geboren
wurde. Die Feier ist großartig geplant und wird sich
vielleicht anschließen an Festlichkeiten in Amsterdam, wo
dann der neue Saal zur Aufstellung der Nachtwache bei
Seitenlicht eingeweiht werden soll. In Leiden wird bei
dieser Gelegenheit unter anderem eine Ausstellung alter
Gemälde der Leidener Schule geplant. Der Ausschuß für
die dortige Feier hat den Bürgermeister zum Ehrenvor-
sitzenden, den Stadtarchivar Mr. Overvoorde zum . Vor-
sitzenden, während Herr Dr. A. Bredius als zweiter Vor-
sitzender, Herr van Hamel als Fiskus, Herr Dr. W. Martin
als Sekretär auftritt. Der Ausstellungskommission sind

ferner noch die Herren Dr. Hofstede de Groot und Moes,
die Maler Josef Israels und Mesdag und verschiedene andere
Maler und Kunstfreunde beigetreten. Näheres wird dem-
nächst öffentlich bekannt gemacht.

NEKROLOGE

Fast achtzigjährig verstarb in Berlin der Bildhauer
Professor Moritz Schulz, einstiger Schüler Drakes und
dessen Mitarbeiter an seinen bekanntesten Werken.

VERMISCHTES

Eine herzliche Huldigung ist Herrn Professor Max
Lehrs bei seinem Scheiden aus Dresden von einer kleinen
Schar von Freunden und Verehrern zuteil geworden: eine
ungewöhnlich künstlerische Adresse soll ihm die Namen
seiner Freunde und ein Gemälde von Gotthard Kühl die
Stätte seiner Wirksamkeit in Erinnerung halten, wie denn
dagegen sein von Sterl lithographiertes Bildnis als ein Blatt
der Dresdener Sammlung dort als Erinnerung an ihn
zurückbleiben soll. Empfindungsvolle Ansprachen schlössen
sich an diese feinsinnige Stiftung.

Nochmals die Fresken des römischen Hauses in
Leipzig. Ein höchst eigentümlicher und für Leipzig
ärgerlicher Vorfall spielt sich augenblicklich ab. Nachdem
es der Kunst des Professor Donadini gelungen war (wie
hier schon früher mehrfach berichtet) die Prellerschen
und Schwindschen Fresken aus dem inzwischen abge-
brochenen römischen Hause loszulösen, erklärte sich der
Rat der Stadt Leipzig bereit diese Fresken für 10000 Mark
zu erwerben, der Besitzer aber stellte die erstaunlich über-
triebene Forderung von 25000 Mark. Nachdem sich die
Verhandlungen zerschlagen hatten, fühlte sich einer der
Erben nunmehr bemüßigt, die Fresken zu verschenken und
zwar — fast sieht es wie eine Art von Rache aus — nicht
etwa der Stadt Leipzig, sondern dem sächsischen Staate,
der nun seinerseits plant, die Prellerschen Fresken in
Dresden aufzustellen. In Leipzig ist man hierüber selbst-
verständlich nicht sonderlich erfreut, hofft aber die staat-
liche Kunstverwaltung noch umzustimmen.

Bilderdiebstahl.

Heute mittag wurde im Kunstvereinslokal zu Karlsruhe von weißem Karton, auf
welchem es aufgeklebt war, losgerissen und gestohlen das in Wasserfarben ge-
malte Bild des holländischen modernen Malers JAN TOROOP von KATWIJK,
25:25 cm groß, darstellend zwei junge holländische Schneider, die mit Holzschuhen
bekleidet auf einem Tisch sitzen. JDas Bild trägt den Namen des Malers, sowie in
der rechten obern Ecke das "Wort „Kleedmacker".

Ich bitte um Mitteilung aller Anhaltspunkte zur Ermittelung des Täters und des
Bildes, sowie um sofortige Verständigung der Polizei, sobald das] Bild zum Kauf an-
geboten wird, zwecks eventueller Festnahme des Besitzers.

Karlsruhe, den 22. Dezember 1904. Der Großh. I. Staatsanwalt.

Duffner.

Inhalt: Wiener Brief. Von Ludwig Hevesi. - Wittenberg die Geburtsstätte der deutschen Renaissance? Von Berthold Daun. — Neues aus
Venedig. Von August Wolf. — A. O. Meyer f. — Holländische Neuigkeiten. — Moritz Schultz f. — Huldigung für Professor Max Lehrs;
Nochmals die Fresken des römischen Hauses in Leipzig. — Anzeigen.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G.m.b.H., Leipzig
 
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