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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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Hevesi, Ludwig: Die Galerie Lobmeyr in Wien
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Schmidt, Karl Eugen: Der Pariser Herbstsalon
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https://doi.org/10.11588/diglit.5901#0035

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Der Pariser Herbstsalon

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OrnZnlLaif erger, der später in schulmäßiger

sucht ^i /rStarrte' mit H^oresken, die die Miesel-
sucht selbst zum Lachen bringen könnten.

der R,?/Ü\k°mpakter Block steht in der Sammlung
sich f w SChe Besland von 97 Nummern, denen
ui noch Werke seines Vaters Jakob und seines
oruaers Franz anschließen. Wer ihn noch nicht kennt,
aoer kennen will, tut wohl, jetzt nach Wien zu kommen
Iah™ s°mlm Zusammenhange zu betrachten. Seine
I avp«K u.gehen mit einem k,einen. starkfarbigen
in Her Ag ?'?, 1835 zurück- Sein ältestes Interieur
in Prag vor V0" ,83°. stellt den Rathaussaal

zusammengetönt ^ eine braU"e A"gemdnheit
srh™ ö g , nt- Se'ne vormärzlichen Veduten, die

\m Zu merkwürdig echte Atmosphäre haben (»Wien
™.f"ee^ ,844), übertreffen an Raumillusion und
Eine , ^arstell»ngsweise alles Zeitgenössische. In
kann Land.schaften mit gemischten Waldbeständen
gestaltun" t botanisieren gehen. Seine Boden-
Richt!>e=;Serii, en so etwas mineralogisch-geologisch
alles in • dabd keine Spur von Trockenheit,

mMt«- erster Linie malerisch und von einem unaus-
snim?« f;.S0nlichen Wesen der Hand. Eine Anzahl
Palästen " Bleisti«zeichnungen von alten Wiener
KuriosnmaUS Zeit von 1840—47, ist förmlich ein
lieh nur M1"*- Cher Eigenart, obgleich es sicht-

Eine lan a " fÜr den Selbstgebrauch sein sollen,
aus SVImAquarel,enfolge von 1863 stellt Ansichten
und t t u' namentl''ch der Krim dar, kaiserliche
Gegend Interieurs. bunte Dörfer, seltsame

kaum V0" b,auen Meerstreifen gerändert. Diese
wenn / ,nnten Bilder sind voll gründlichen Könnens,
raten Tu der Farbe mitunter etwas schwer ge-
Papiere h • dama,s Hebte Alt das »Stückeln« des
immer l ~ r " von Veduten, die ihm unter Hand
ist eine r r Wurden- Ein brillantes Beispiel dafür
sucht er d AnSicht von Odessa. Auch in Sizilien
Palermo ^uden u°d schwelgt im Blau von

Snäter ' wa er S'ch in dem von Sebastopol berauscht,
sch J;.' m 5 Makartzeit, wird der ganze Alt freilich
bei ih h ^gelöster, tonaler. Es lösen sich
ReisterK 61 Menschenalter hindurch allerlei Zeit-
verwisch ° aber 'rgend seine Persönlichkeit zu
bis ins h^Li6"^,Hand ist kaum J'e zu verkennen,

Narhau ochste Alter und trotz manches geschickten
milfrenT (^Ud- Berndt)- »Nichts Malerisches isf
■ konnte er mit einer Variante des latei

. c, ..1« e.ner varu ^
nischen Satzes sagen. Einige Aquare116 chiedenen
zeigen, wie viel Gemeinsames in beiden zu
Epochen war. Von den reißfedermaßig ge^nCnRudol{
dünnst lavierten Straßenprospekten (wie sie
in der Albertina zu sehen sind) bis zu igen.
vibrierenden, schon zum Stricheln und luprc & fe
den Architekturen der späteren Zelt auch von
war jedenfalls ein tüchtiger Meister. ADe
Franz AH A~

* 1 <u j /. Alf ,1 ■1 --------------- ----- - —

kommt h ■ 1 r senwächlicher gearteten Naturell,
(1861} v meyr ein »Saal im Palazzo Vendramin«
gold undr'pW°hl daS stärkste seiner Blätter, wo Alt-
sammengeh Urpurst.offe in überraschender Pracht zu-
nügen eine" r 1~>iese raschen Notizen mögen ge-
Begriff von der Sammlung Lobmeyr

zu geben. Sie wird hoffentlich jetzt manchen Kun-
digen zu reiflicherem Studium anregen.

Wien, Oktober. LUDWIG HEVESI.

DER PARISER HERBSTSALON
Zum zweitenmal findet eine große Pariser Aus-
stellung im Herbste statt. Dieses Mal unter wesent-
lich günstigeren Vorbedingungen. Beim erstenmal
hatte sich der Herbstsalon mit den elenden, finstern,
kellerähnlichen Räumen im Erdgeschoß des Kleinen
Palastes an den Elysäischen Feldern begnügen müssen,
wo die ausgestellten Kunstwerke selbst zur Mittags-
stunde nur bei elektrischem Lichte sichtbar waren.
Jetzt ist von der Regierung der Westflügel des Großen
Palastes freigegeben worden. Wie schon mitgeteilt,
ergrimmten darüber die Kunstkrämer des Champ de
Mars, die eine unangenehme Konkurrenz witterten.
Zuerst machten sie beim Minister Vorstellungen und
Einwände gegen die Überlassung dieses im Frühjahr
vom Champ de Mars benutzten Raumes, und als
diese Vorstellungen taube Ohren fanden, beschloß
der Ausschuß der »Nationale«, wer im Herbstsalon
ausstelle, dürfe im Salon des Champ de Mars nicht
ausstellen. Durch diesen Beschluß wurden einige
hundert Leute betroffen, die teils als Societaires, teils
als Associes zur »Nationale« gehören, teils daselbst
auszustellen pflegten. Einige von diesen hundert Leuten
haben protestiert, an ihrer Spitze Carriere, aber die
allermeisten sind zu Kreuz gekrochen. Von bekannten
Mitgliedern der »Nationale« hat im Grunde nur der
einzige Carriere im diesjährigen Herbstsalon auszu-
stellen gewagt. Andere wie Aman-Jean und Besnard
haben zwar protestiert, aber sie haben sich doch den
Rücken gedeckt und den Herbstsalon nicht beschickt.
Übrigens wird sich in diesen Tagen entscheiden, ob
der Beschluß des Ausschusses der »Nationale« auf-
recht gehalten werden kann. Gestern hat ein brief-
liches Referendum aller Societaire und Associes statt-
gefunden, und in wenigen Tagen werden wir wissen,
ob die Krämer gesiegt haben oder nicht1). Carriere
und einige weniger bekannte Mitglieder des Champ
de Mars sind im voraus entschlossen, sich der klein-
lichen Engherzigkeit eines solchen Beschlusses nicht
zu fügen. Sie werden im äußersten Falle einfach
den Champ de Mars verlassen und in Zukunft in der
alten Gesellschaft der Artistes francais ausstellen, wo
viele von ihnen längst juryfrei sind. Das wäre ein
harter Schlag und eine gerechte Strafe für den Champ
de Mars, den man einst mit einigem Rechte für die
freiere und unabhängigere Gesellschaft halten durfte,
der aber jetzt unter dem Einflüsse des vom Eigen-
dünkel gesättigten, künstlerisch längst schwach ge-
wordenen Carolus Duran zum mindesten ebenso rück-
ständig geworden ist wie der ältere Salon.

Der Bannstrahl der »Nationale« hat dem Herbst-
salon nicht geschadet; mit Nichten und im Gegen-

1) Diese Entscheidung ist inzwischen erfolgt: Mit 147
gegen 121 Stimmen ist der Beschluß des Ausschusses um-
gestoßen worden. Hinfort dürfen also die Mitglieder des
Champ de Mars im Herbstsalon ausstellen.
 
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