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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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Denkmäler — Denkmalpflege — Ausstellungen

378

Frankfurter sind in einem kleinen Saal vereinigt; der nicht
sehr große Besitz des Institutes wurde hier durch einige
Leihgaben aus Privatbesitz ergänzt, von denen wir zwei
vortreffliche frühe Thomas erwähnen möchten und ein
hervorragendes Bild des fast unbekannten Frankfurters
O. Scholdener, 1861 gemalt.

DENKMÄLER

Dresdener Denkmäler. Neben König Albert soll
nun auch König Georg in Dresden ein Reiterdenkmal er-
halten. Zu diesem Zwecke hat sich ein Landesausschuß
gebildet, an dessen Spitze die Präsidenten der beiden Stände-
kammern und der Dresdener Oberbürgermeister Beutler
stehen. Professor Max Baumbach in Berlin, ein geborener
Sachse, ist beauftragt worden, eine Skizze zu dem Denk-
mal zu entwerfen. Das Reiterdenkmal König Alberts —
ebenfalls von Baumbach — harrt inzwischen noch der Auf-
stellung. Ob beide Denkmäler vor dem sächsischen Stände-
haus, das seiner Vollendung entgegengeht, aufgestellt
werden können, ist noch Gegenstand der Erwägung. Am
günstigsten wäre es, wenn man bei dieser Gelegenheit
mit für das König Johann-Denkmal, das so unkünstlerisch
mitten auf dem Theaterplatz in der »Loyalitätsachse« des
Zwingers und des Hoftheaters steht, einen neuen Platz
suchte. — Auch ein Schiller-Denkmal soll errichtet werden.
Dazu hatte sich unter Führung des Alldeutschen Verbandes
ein Ausschuß gebildet. Freilich erscheint es nicht sehr
günstig, daß zu gleicher Zeit für zwei so bedeutende Denk-
mäler gesammelt werden soll. Da hat erfreulicherweise die
Verwaltung der Dr. Güntzschen Stiftung auf Antrag des
Ausschusses zur Dresdener Schillerfeier beschlossen, das
Denkmal aus ihren reichen Mitteln selbständig zu errichten.
Zunächst wurden 5000 Mark zu den Vorarbeiten hierfür
(Preisausschreiben) bewilligt. — Noch weiteren plastischen
Schmuck soll Dresden in drei Werken erhalten, deren Aus-
führung in Erz oder Marmor der Rat kürzlich beschlossen
hat: der Athlet von Fabricius soll seinen Platz auf dem
Sportplatz erhalten, ein Brunnen mit weiblicher Figur von
Bruno Fischer auf der Bürgerwiese und ein betender Christus
von Friedrich Hecht vor der Christuskirche in Dresden-
Strehlen. Diese Werke sind aus einem freien Wettbewerb
unter Dresdener Bildhauern hervorgegangen. Der Rat hat
zu ihrer Ausführung 40000 Mark bewilligt. m

Drei Denkmäler von Professor Uphues werden zur-
zeit aufgestellt. Neben dem Kaiser Friedrich-Denkmal in
Charlottenburg und dem Moltke-Denkmal beansprucht vor
allem das Schiller-Denkmal in Wiesbaden besonderes
Interesse. Der Dichter ist in idealer Auffassung im Zeit-
kostüm dargestellt. Die Gestalt des Dichters erhebt sich
auf einem Renaissancepostament. Vorn auf dem Sockel
sitzt die Tragödie, welche eine Dornenkrone in der Hand
hält, an den Seitenflächen befinden sich zwei Masken als
Symbole des ernsten Lebens und der heiteren Kunst. Das
Denkmal soll im Mai enthüllt werden.

DENKMALPFLEGE
Denkmalschutz und Denkmalpflege im neunzehnten
Jahrhundert von G. G. Dehio.

Das 19. Jahrhundert brachte uns nach den Aufklärungs-
idealen der französischen Revolution als Errungenschaft den
Geist der Historie. Nach den Zeiten, wo Kirchen und Burgen
dazu verwandt wurden, Chausseen zu pflastern, ward man
sich unter dem Einfluß des Romantizismus seiner nationalen
Besitztümer bewußt. Aber bis heute fehlt es an dem erfor-
derlichen Schutz, sich derartige Schätze zu erhalten. Unser
Rechtsleben betrachtet zumal unsere beweglichen Denkmäler,
Malerei und Plastik, als Fabrikware und sichert ihr dement-

sprechend Schutz. So ist es möglich gewesen, daß ein
Land ohne jede künstlerische Vergangenheit wie Amerika
sich heute aus Europa einen Raub an nationalen Gütern
aufgestapelt hat. Denkmäler schützen ist daher eine Pflicht
der Pietät, die leider nicht ohne Beschränkung des Privat-
eigentums, ohne Opfer und Verzicht des wirtschaftlich sozialen
Lebens zu erfüllen ist. Die bewegliche Kunst ist leicht
durch ein Gesetz zu schützen, das die Ausfuhr als solche
verbietet, wie es andere Länder bereits gezeitigt haben.
Schwieriger ist die wahre Denkmalpflege den unbeweg-
lichen Kunstschätzen der Architektur gegenüber gestellt.
Hier hat der Übereifer gewisser Zeiten leider ein illegi-
times Kind gezeugt, das Restaurationswesen. Konservieren,
nicht Restaurieren ist wahrer Denkmalschutz; denn was
der Zeiten Flut hinweggeschwemmt, was in der Zeiten
Lauf sich umgestaltet, das wiederherzustellen ist ein Un-
ding. Wie die romantische Schule Restauration mit Klassi-
zismus vermischte, z. B. aus einer romanischen Kirche go-
tisches Beiwerk, barockes Chorgestühl entfernte, die selbst
doch nur Offenbarungen der Zeitenwandlung waren, so hat
man bis auf den heutigen Tag derartige Schulmeisterei mit
grausamer Konsequenz zur Regel werden lassen. Historische
Bildung, historisches Gewissen lehnt sich auf gegen der-
artige Vergewaltigung. Hier scheint mir der Schwerpunkt
vorliegender Kaiserrede zu liegen. Dehio spricht ein offenes
Wort als Historiker gegenüber den zahlreichen Künstlern,
die die Restauration mit besonderer »Genialität« betreiben.
Schade, daß es nicht einige Jahrzehnte eher gesprochen
ward. Jeder aber, der es ernst meint mit den Pflichten
unserer nationalen Erbschaft gegenüber, möge die Warnung
beherzigen, es mögen sich auch die von ihr durchdringen
lassen, die heute noch auf der anderen Seite stehen, getreu
dem alten »audiatur et altera pars«. Noch ist's ja leider
die überwiegende Mehrheit. Dr. G. Biermann.

AUSSTELLUNGEN

Bonn. Ausstellung- des Krefelder Künstlerkreises. Die
Gesellschaft für Literatur und Kunst beschließt ihre Aus-
stellungen des Winters mit einer am 4. April eröffneten
Ausstellung neuzeitiger Wohnungseinrichtung und dekora-
tiver Arbeiten des Krefelder Künstlerkreises. Damit tritt dieser
erst seit 1—2 Jahren bestehende vierköpfige Künstlerbund
zum erstenmal außerhalb Krefelds an die Öffentlichkeit.
Es ist bekannt, wie das Kaiser Wilhelm-Museum in Krefeld
unter der Leitung Dr. Denekens seit Jahren bemüht ge-
wesen ist, die engste Fühlung mit der Krefelder Industrie
zu halten, wie eine Reihe der bekanntesten Vorkämpfer
der modernen kunstgewerblichen Bewegung, namentlich
Eckmann (f), von Berlepsch, van de Velde, durch Ver-
mittelung des Krefelder Museums für die dortigen Fabriken
tätig gewesen sind. Diese Bestrebungen beginnen gute
Früchte zu tragen: in der Erkenntnis der Notwendigkeit
eines engen Zusammenarbeitens von Schule und Praxis
sind verschiedene jüngere Kräfte an die beiden Krefelder
Schulen gezogen worden und dadurch ist Aussicht vorhanden,
sie auch der Krefelder Industrie dauernd zu erhalten.

Hugo Koch, Architekt und Mitinhaber der Möbelfabrik
Stroucken, bringt außer einem zierlichen, schon im Jahre
igo2 in Düsseldorf ausgestellten Damenzimmer in Zitronen-
holz ein für sein eigenes Haus gearbeitetes Wohn- und
Speisezimmer zur Ausstellung. Die eichenen Schrankmöbel
sind alle glatt und kastenartig behandelt, nur belebt durch
schachbrettartige Einlagen von Palisander- und Rosenholz;
bemerkenswert ist die einheitliche Durchführung dieses
Schmucksystems und die mit liebevoller Sorgfalt durchge-
arbeitete Ausnutzung des an sich nicht sehr großen Raumes.
Der Reiz des Zimmers wird noch erhöht dadurch, daß die
 
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