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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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Ausstellungen — Vermischtes

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Tochter des Künstlers, Paula Koch, in den von ihr ent-
worfenen und ausgeführten Gardinen, Decken, Kissen usw.
jenes Schmuckmotiv mit Geschick aufgenommen und weiter-
geführt hat.

Julius de Praetere, der aus dem Gebiete seiner früheren
Tätigkeit in Belgien eine Reihe von Buchdrucken und Ein-
bänden, Bücherzeichen, Titelblättern bringt, tritt nun auch
wesentlich als Möbelkünstler auf. Sein eigenes Speisezimmer
und ein Studierzimmer aus Eichenholz sind für ihn als
Vlamen charakteristisch; er hält an dem alten gesunden
Prinzip von Rahmen und Füllung fest, gibt seinen Möbeln
feste Eckpfosten, vermeidet tunlichst jede Krümmung und
schmückt nur die Füllungen mit großen rosettenartigen
Intarsien. Die Ausführung durch die Firma Gerhard Ruyter
kann nur als mustergültig bezeichnet werden. De Praeteres
gleichfalls junge Tätigkeit in der Textilindustrie zeigen die
zahlreichen Möbelstoffe der Firma Kottmann; auch hier
kommt das Streben des Künstlers nach möglichst ruhiger
flächiger Wirkung in einem Ton und deshalb die Bevor-
zugung kleiner einfacher Dessins zur Geltung.

Paul Lang aus Stuttgart stellt ein von Stroucken aus-
geführtes Damenzimmer in Mahagoni mit reichen Einlagen
aus; die Formen sind schmiegsam und weich, an die Holz-
konstruktion werden aber stellenweise schon schwierige
und nicht ganz einwandfreie Anforderungen gestellt. Längs
Stärke liegt weitmehr in der Stoffbehandlung, namentlich
in den Stickereien, an denen die Frau des Künstlers, Minna
Lang-Kurz, wesentlich beteiligt ist. Von Lang stammen die
Entwürfe der von der Krefelder Teppichfabrik ausgestellten
Knüpfteppiche; er schreitet hier auf dem Wege weiter,
den schon Eckmann in älteren Entwürfen für Krefelder
Teppiche eingeschlagen hatte.

fohan Thorn Prikker, ein Holländer, bringt seine in-
teressanten Naturstudien für Wandmalereien, die viel um-
stritten sind. Wenn auch manches noch der Klärung bedarf,
so kann man diesen Studien und Entwürfen auf keinen
Fall ein äußerst lebendiges Stilgefühl und das Handwerks-
zeug für eine Monumentalisierung dekorativer Wandma-
lereien absprechen. Thorn Prikker und de Praetere haben
sich innerhalb des Künstlerkreises auch noch besonders
der Batik-Technik, jenem javanischen Färbeverfahren mit
Wachsabdeckung und Ausradieren des Musters, zugewendet;
für kleinere Stücke, namentlich für Kissen, haben sie damit
interessante und gute Resultate erzielt.

Es soll keineswegs behauptet werden, daß jedem Stücke
der kleinen Ausstellung unbedingtes Lob gebühre; bedeu-
tender als die rein künstlerische Seite erscheint im Augen-
blick die prinzipielle Bedeutung. Die Ausstellung zeigt
die glücklichen Resultate eines engen Zusammenarbeitens
von Schule und Praxis, von Künstler und Fabrikanten —
und das ist viel wert bei der großen Zahl von Kunstge-
werbeschulen, die gar keine Fühlung mit der Praxis haben,
und bei der großen Zahl deutscher Fabriken, deren technisch
einwandfreie Erzeugnisse künstlerisch durchaus minder-
wertig erscheinen.

Grottaferrata bei Rom. Am 25. April ist zur Feier
seines goojährigen Bestehens im Basilianerkloster die Aus-
stellung italisch-byzantinischer Kunst eröffnet worden, und
Monsignor Duchesne hat die Eröffnungsrede gehalten. Die
ausgestellten Werke bieten in ihrer Fülle einen ungewöhn-
lich weiten Überblick über diese Kunst und erwecken da-
her großes Interesse. Zu dem Kostbarsten gehören der
Codex purpureus aus Rossano, die drei Exultet aus Gaeta,
das Kreuz von Cosenza und die herrlichen Stickereien aus
Castellarquato. Das vatikanische Museum hat eine bis
jetzt fast unbekannte Serie von koptischen Stoffen und die
schönsten Elfenbeinwerke ausgestellt. Interessant ist eine
große Serie von gemalten byzantinischen Tafeln, die vom

11. bis ins 18. Jahrhundert hinaufreichen. Graf Nelidow
hat eine prächtige Sammlung altbyzantinischer Geschmeide
ausgestellt. In einem demnächsten Brief werde ich alles
eingehender besprechen. Sammler und Ordner waren
Padre Pellegrini, Abt von Grottaferrata, Baron Rodolfo
Kanzler und Antonio Mufioz. F. H.

Der Frankfurter Kunstverein hat den ersten Teil
seiner angekündigten Jubiläumsausstellung eröffnet. Der-
selbe umfaßt Frankfurter Gemälde von der Gründung des
Vereins ab bis zum Tode Philipp Veits und illustriert so-
mit die Zeit, in der Frankfurt eine führende Rolle im deut-
schen Kunstleben einnahm.

Im Oldenburg i. G. wird vom Juni bis September
eine Ausstellung nordwestdeutscher Meister statt-
finden. Es soll hier zum erstenmale der Versuch gemacht
werden, die in ganz Deutschland zerstreuten Maler und
Bildhauer nordwestdeutscher Abkunft zu einer Ausstellung
zu vereinigen.

Die Deutsche Gesellschaft für Kunst und Wissen-
schaft in Bromberg hat eine Kunstausstellung eröffnet,
die, nach dem Katalog zu urteilen, von Ölgemälden, Pa-
stellen, Aquarellen, Zeichnungen und Plastiken gegenwär-
tiger deutscher Künstler recht bedeutende Stücke enthält.

In Berlin soll vom 20. Oktober bis Ende November
1905 in den Räumen der Firma Friedmann & Weber eine
Fächerausstellung veranstaltet werden, die folgende Gruppen
umfassen wird: 1. Malerei, 2. Moderne Spitzen, 3. Orna-
mentale Fächer, gestickt und gemalt, 4. Schablone und
Kunstdruck, 5. Retrospektive Abteilung, Künstlerische Fächer
älterer Epochen. An der Veranstaltung werden sich hervor-
ragende Künstler des In- und Auslandes beteiligen. Für
die retrospektive Abteilung, für welche die Mitwirkung von
Liebhabern, die im Besitze wertvoller alter Stücke sind,
erbeten wird, hat Herr Geheimrat Julius Lessing, Direktor
des Kunstgewerbemuseums, seinen Beirat zugesagt.

In Del Vecchios Ausstellung für Kunst aller Art
und Zeit in Leipzig hat die April-Mai-Ausstellung be-
gonnen. In erster Linie steht die über 50 Werke um-
fassende Kollektivausstellung belgischer Meister, enthaltend
Werke von Jules Potvin, Andre Collin, Van Baveghem
und Fernand Patte. An diese schließt sich eine Sonder-
ausstellung von R. Ranft und A. Dethomas-Paris mit ins-
gesamt 90 Werken in Aquarell- und Öltechnik. Hoch-
interessant ist ferner die Sonderausstellung des Fürsten
Paul Troubetzkoy, die gegen 50 Plastiken enthält Von
Leipziger Künstlern ist Martha Heydenbluth und F. Schmidt-
Glinz vertreten. Von der großen Zahl der Einzelwerke
verdienen besondere Erwähnung: Clotilde Schilling-Dresden,
A. Herrmann Allgan-München, L. Max Ehrler-München,
M. B. Sturmhoefel-Danzig, A. Lutteroth-Hamburg, Rene
Reinicke, Marie Spieler, A. Langebeck-Zachariae-Breslau,
Adalbert Wex-München, Paul W. Ehrhardt-München, July
Schily-Koppers-Erfurt, A. Schlüter-Düsseldorf usw. Da-
gegen darf eine Sommerlandschaft Adrien Ludwig Richters
aus dem Jahre 1836 historisches Interesse beanspruchen.

VERMISCHTES
Rom. Die Wiederherstellung der Farnesina deiBaullari
und die photographische Ausstellung der Associazione ar-
tistica fra i cultori d'architetture. Neuerdings ist, nach
siebenjähriger Arbeit, die Wiederherstellung der sogenannten
Farnesina dei Baullari ein fertiges Werk. Der köstliche
kleine Palazzetto, welchen Thomas Leroy, ein französischer
Prälat, im Jahre 1523, wahrscheinlich von Antonio da San
Gallo dem jüngeren, erbauen ließ, ist auf der unfertigen,
durch die Straßenerweiterungen freigelegten Seite nach
 
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