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Kunstchronik und Kunstliteratur — 62.1928/​1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.56623#0116
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112

LiEIVMMIK MV

in Leipxig veranstaltet Kat, verdient eine desondere Lervor-
kedung, weil sie die erste größere Onternekmung dieser 2^rt
darstellt. Vis ein nener ^weig des modernen Kunstgewerdes
Kat sied die 8ekauk6N8t6rdekoration in ikren Kesten Leistungen
xu einer Kunst entwickelt, die xu einein der eindrucksvollsten
Nittel xur Oesckmacksbildung der Vllgemeinkeit werden
kann. Oie 8ckauk6N8t6rdekorateur6 linden, wenn sie ernst
genommen nnd als Künstler gewertet sein wollen, eine
Mission xu erfüllen, indem, sie deweisen, daß mit keinkük-
kgem, künstlerisckem Oesckmack vorgekükrte Waren nocli
werdekräktiger nnd anlockender sein können als die sen-
sationellen kxtravaganxen, mit denen so viele Oesekäkte ikre
Waren xur 8ekau stellen. Oss 8ekauken8t6r, das von mekr
Menseken detraektet wird als jedes Museum nnd jede Kunst-
ausstekung, dietet eine vorxüglicke Oelegenkeit, Kunst nnd
Oesckmack auk die 8traße xu dringen. Oie von der Klasse
diseder der Leimannsckule im Orassimuseum vorgekülirte
8ckauk6N8t6rstra6e kükrt ausgexeicknete Dekorationen vor,
nnd die Lekrgänge Leihen, wie gute Arbeit in dieser 8ckule
geleistet wird. Vordildkck Kat die Leipxiger Vkademie ge-
sckmackvolle Packungen, Lücker xu gekälkgen Oruppen
vereint. Wie kür eine Orammoplionnadel im 8cliauken8ter
Leklame auk gesekmaekvoll eindringkeke Weise gemaekt
werden kann, xeigt dos. Adders in Dessau; wie man Vkku-
mulatoren vorkükrt, Herta lXaumann in Berlin. Oie de-
ruksmäßige 8ckauken8t6rdekoration, wie sie auk der Leipxiger
Vusstellung xaklreiek vertreten erselieint, lädt erkennen, wie
sekr diesem wicktigen Zweige des Kunstgewerdes künstleriscke
kükrung und geselimaekvolle 8ekulung not tut. (?.
NÖ0 OO Orap 1iisekes Kadinett lOüntker kranke).
Line Vusstekung einer reiekkaltigen privatsammlung V. M.
von Hinterglasmalereien maelit mit jenen in dem Lucke von
Max Picard ,,Oxp. essionistiseke Lauernmalerei" leider in
vollkommen ungenügender Weise dekandelten krxeugnissen
deutscker Volkskunst näker vertraut, die einst kranx Marc,
Kandinsky und andere kxpressionisten xu dem notwendig
mißlungenen Versuck angeregt Kaden, die erstordene Tra-
dition dieses Kunstkandwerks in Oderda^ern wieder xu de-
leden. Oie ausgestellten Malereien stammen aus den deiden
letzten dakrkunderten und geden dei der Ongevvißkeit idrer
provinienx xaklreicke Lätsel auk, denen nackxugeken eine
sekwierige, ader verloekende und vor allem reckt wiektige
Vukgade der kunstgesckicktlieken korsckung wäre. Man Kat
einige Vnkaltspunkte, die gezeigten Olasdilder mit liellem
klintergrund kür selilesisek anxuseken. In Oderda^ern, weder
die meisten 8tücke stammen dürkten, sekeint man dagegen
allgemein dunklere klintergründe devorxugt xu Kaden, ältere
Hinterglasmalereien xeigen sorgkältige (^uecksilderauslegun-
gen, die teilweise xu üderaus reizvollen Wirkungen kükren.
Mit xiemlicker Lestimmtkeit ist in mekreren Ltüeken die
gleieke Hand xu erkennen. 8ekr interessant sind die 8til-
und kormenmisckungen: ein Wpisekes Merkmal aller Volks-
kunst, das die Datierung außerordentlick ersekwert. Öder-
rasekend ist die Ourekseeltkeit dieser anspruekslosen Oedildo,
ikre sekönen louektenden Garden und die klare, ja okt groß-
zügige ^eicknung der Konturen. Interessant sind auek xwei
Hinterglasmalereien moderner Künstler: eine Madonna von
Larl Mense und eine Komposition von Kandinsky. 8ie deuten
darauk, daß diese „Volkslieder" in der Malerei, wie man die
Ilinterglasdilder genannt Kat, auek auk die moderne Kunst
einige Wirkung ausüdten. Ai Ae^er'-r.
WIKI^. 8exession. Mit der Internationalen Vktaus-
stellung versuelit die 8ex68sion wieder einmal den Kreis des
Kloß lokalen Interesses xu durekdreeken. Oie Wiener Aus-
stellungen dieses letzten «lalnes Kaden sonst xu allermeist
auk eine soleke größere Bedeutung verxicktet; sell-st die
weiter auskolenden 8onderveransta1tung6n, die die 8exe8sion
Oustav Klimt und der Ilagendunc! kgon 8ekiele, den deiden
"Koten des äakres 1918, gewidmet Kaden, Kaden doek nur

die starke Bindung dieser deiden dedeutenden Künstler an
den Loden, der sie getragen katte, erweisen können, kreikck
ist es jedem Künstler gogeden, von dem kleck aus, auk dem
er stekt und aus dem er seine Kräkte xiekt, in die Welt xu
wirken; ader dem rückgewandten Lkek, der idrer deiden
kinterlassenes Werk nun üderseliauen konnte, ist es dis jetxt
niekt mögkek geworden, eine starke Auswirkung üder ikr
Vaterland kinaus xu erkennen. 8e1d8tver8tänd1iek kann jede
Wendung in der weiteren Kunstentwieklung diskor unsickt-
dare ^usammenkänge entsekleiern. - Lei der Vktausstellung
liat die 8ex68sion von Vnkang an versuelit, die lieimiseken
krsckeinungen im ^usammenliang mit denen des Auslands
2u Zeigen, wodei eine s^stematiseke Odersiekt, wenn sie je-
mals angestredt war, jedenkaks niekt erreiekt worden ist.
Immerkin sind Beispiele aus aller Welt vorkanden, die so
reelit die Vorseklilkenkeit gegenwärtiger Kunstüdung illu-
strieren; okne Kleider — wie mit Kleidern — ist die euro-
päiseke Menseklieit künstlerisek unikorm. Oie Ausstellung
Kat niekt eine eigene retrospektive Vdteilung, ader kaßt
niedrere Generationen — wie sie nedeneinander desteken —
Zusammen; wer suelit, wird eine Lntwieklung des kier isolier-
ten prodlems von impressionistiseker Vuklösung dis xu plasti-
selier Lestimmtkeit und konstruktiven k ormeln wakrnekmen
können. Daß die Ausstellung niekt den kkrgeiL katte, diese
Ontdeekung noek einmal 2U maeken, ist degreikliek; so ver-
laßt sie in eine Leide von mekr oder minder guten Bei-
spielen xeitgenössiselier Malerei und 8kulptur, an einem Lkema
gezeigt, üder dessen Aktualität man gerade angesiekts dieser
umkängkeken Oardietung naekdenkkek wird. Oer mensek-
keke Körper als künstleriseker Vorwurk an sied ist kür die
neueren weiten Lntdeekung und Orde der Lenaissanee, kür
alle in irgend einem Maß im 8innlieken verwurzelten 8trö-
mungen eine unentdekrlieke und unausseköpkkeke ^.ukgade.
Ourek die dreite Lekassung mit dieser Vukgade ist sie da-
neden 2u einer Konvention geworden, in deren üderreieker
Verwendung allerkand andere Motive mitseliwingen; ist unter
diesen das erotiseke Llement - im weitesten 8inn - ein künst-
leriseker ^uwaeks oder eine antikünstleriseke ^utat? Diese
krage ist kür die keutige 8tellung der Kunst wiektig genug;
ist diese — wie wir vor einem Menselienalter daekten — ledig-
kek Lösung kormaler V.ukgaden, so ist die Kaektkeit eine
neliensäekkelie und gleieligültige ^ukälkgkeit; ist Kunst ader
- wie wir mekr und mekr 2u glauden geneigt sind — enger
mit der ganzen 8umme unseres Orledens verwaelisen, so
erküllt sieli die Kaektkeit mit einem Oeküklsinkalt, der doeli
an die 8pliäre des Ltkiseken streikt. Damit soll niekt der
Lntrüstungssturm, den diese Ausstellung in klerikal ge-
sinnten Kreisen Wiens erregt Kat, gutgekeißen werden;
diese aus primitiven Oründen stammende und auk äknlieke
Primitivität einwirkende 8tekungnakme kann nur xur Leklame
kür die Ausstellung werden. Vielmelir ist gemeint, daß die
8pannung von der Vitalität der Lilder etwa 2orns oder Lorintks
xur Lmpkndsamkeit eines 8ergius Lauser oder Maxim Kopk
die deiden Generationen niekt minder stark trennt als die
Kloße Versekiedenkeit der kormalen ^ukkassung. Im Lkaos,
das diese wie jede andere umkangroieke Kunstausstellung
darstellt, entxilkern wir doek den neuen Willen einer neuen
äugend. A-

Inkolge eines Mißverständnisses durek eine der Ledaktion
xugegangene unklare Inkormation wurde im ^uksatx Wiese,
Ootiseke Malerei und Plastik l^ordwestdödmeiis O^ukender
äakrgang, Lett 8) dei Lrwäknung der Krumauerin, die sied
naek wie vor in Wien dekndet, die unriektige ^Vngade ein-
gesekaltet, sie sei jetxt im Prager Ludolpkinum.
Or. Vnn^/ L. popp teilt der Ledaktion mit, daß sie von
einem noekmakgen Oingekon auk die von Lrok. panoksk^ und
ikr deliandelton krage adseken möekte, da sie auek die neuer-
dings vorgedraeliten Argumente von Lrok. Lanoksk^ sie niekt
xu einer Änderung ikree Vukkassung destimmen können.

^18 HerauZAeder verantn'vrüieä: ?rok. vr. üsiprÜK-OolüiZ, tViläelwstr. 51 — VerlaZ von L. Ho8pi1al8tr. 11 u
vruelc von Lrv8t Lsäriod 6. w. b. 8., — XsträtLUllAkQ vov Lir8t6in L Oo.,
 
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