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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 32
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Schürer, Oskar: Kunst und Kultur der Gegenwart
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0096
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518

Kunft und Kultur der Gegenwart — Literatur

Symbole, immer aber in Ausübung eines unferer heutigen, ganz individua»
lifierenden Geilteslage entfprechenden perfönlichen Entfcbeides, fcbeint uns die
Aufgabe der Zukunft. In der Schlußfolgerung treffen wir wieder mit Ha-
mann zufammen, der den wirklichen Exprefftonismus erlt kommen fieht. Mit
ihm tiefenwärts die materiellen Schichten zu durchdringen, ift die Verpflichtung,
zu deren Einlöfung uns Hamanns Gedanken wertvolle, ja grundlegende
Weifungen geben.
»Der Mittelpunkt der Welt ift in jedem Ich, fogar im Ichberechtigten Werk.
Der Rahmen des Gemäldes wird die Grenze feiner Begreifbarkeit/ das Bild
zieht uns weder zu lieh, noch weilt es uns einen Platz zum Betrachten an:
Es wälzt sich aus fich felbft in feine Ertaftbarkeiten. Wenn wir beim Schöpfen
find, geben wir dem Ding feinen geiftigen Schwerpunkt, der zugleich der
Mittelpunkt feiner Sadhgemäßheit fein muß. Damit hats einen Kern. Von
dem ffrömt nun unfere eigene Leidenfchaft aus . . . Unfere Not fo und
nicht anders zu tun, ift keineswegs im Sinn einer fataliftifchen Notwendigkeit
gedacht, fondern im Geilte von: eines tut not«. Worte Däublers1), die in
ihren Harken Berührungspunkten mit Hamanns Gedanken gerade ein Wefent-
liches, das von Hamann abweicht, deutlicher hervortreten laffen, was gegen
Hamanns in kurzem, lückenvollen Referate gegebene Gedanken hier aus-
zubauen uns unehrlicher Kampf erfchiene. Und finden wir bei ihm die Idee
der Zeit nicht reftlos ausgedrückt, fo anerkennen wir doch freudig den Willen
zur Idee. Als folcher ift Hamanns Schrift zu beachten und zu begrüßen.
1) Th. Däubler, Der neue Standpunkt. Leipzig 1919.

LITERATUR
Der Dom zu Speierl>. Der Auffatz
von Rudolf Kautzfeh ift, obwohl vollfiändig
in fich abgefdifofTen, entftanden als Schluß
einer Reihe von Forfchungen zur mittel»
rheinifchen Baukunlt an der Wende vom
11. zum 12. Jahrhundert, von denen der
1. und 2, Teif unter dem Titel: »Der
Oltbau des Doms zu Mainz« in der
Zeitfchrift für Gefchichte der Architektur,
5. Jahrg. <1912), S. 209-222, und 7. Jahrg.
<1914—1919), S. 77 —99, erfchienen find,
Es hatte fich zunächft darum gehandelt,
den Oltbau des Mainzer Doms mit feiner
reichen Dekoration und feiner impofanten
1> Rudolf K autzfdi: Der Dom zu Speier
Stadel-Jahrbuch. 1. Band, 1921. Frankfurter
Verlagsanftalt A.-G., Frankfurt a. M. S. 75
bis 108. 28 Abb.

Architektur zeitlich und kunfigefchichtlich
einzuordnen. Was das Ornament und
feinen engen Zufammenhang mit Ober»
Italien betrifft, fo »läuft etwa um 1100
eine Welle folcher oberitalienilcher Kunft
den Rhein entlang, um Ichließlich in Lund
in Schweden noch einmal aufzubranden.
Was fie bringt, läßt fich fehr wohl von
den Ergebnilfen jüngerer Einwirkungen
aus Oberitalien unterfcheiden«. Auch in
der eigentlichen Architektur »bleibt keine
einzige Einzelheit, die nicht da oder dort
in den erlten Jahrzehnten des 12. Jahr-
hunderts auch fonlt am Rhein vorkäme«.
Für die unerhörte Großartigkeit des Ganzen
aber ift ein befonders hochgemuter Bau-
herr oder -förderer verantwortlich zu
machen: Heinrich IV., in delfen Lebens»
befchreibung' ja ausdrücklich feine Mit-
wirkung am Mainzer Dombau gerühmt
 
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