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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 5.1889

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Heft 8
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Falke, Otto von: Orientalische Fayencen mit Lüsterverzierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0136
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Orientalische Fayencen mit Lüste-rvsrzierung.

das warme elfenbcinartige Weiß der unter der
Glasur sichtbareu Masse oder das milchreine
Weiß einer Engobe. Bei der zweiten spezifisch
persischen Art ist der Grund mit Kobalt dnnkel-
blau gefärbt. Nach dem erhaltenen Material
zu schließen, ist diese Art seltener hergestellt
worderp, obwohl das Blau eine Lieblingsfarbe
der persischen Keramik gewesen ist. Von besserer
und reicherer Wirkung jedenfalls ist das weiße
Geschirr, das die goldige Zeichnung besser zur
Geltnng kommcn läßt als der dunkelblaue

trachten, in welcher diese Vcrziernngsweise in
Persien am volleudestcn hergestellt wurde. Jm
16. Jahrhundert beginnt bereits der Versall
dieser Technik. Es geliugt nicht mehr, die
Lüsterfarbeu mit dem Glanze nnd der Reinheit
wie in der guten Zeit herzustellen. Das Gold
geht allmählich iu einen roten, kupferigeu Ton
über, der nicht nur trübe nnd fleckig ist, sondcrn
auch die charakteristische Eigenschaft dcs metalli-
schen Reflexes in weit geringereiu Maße auf-
weist. Das Endc der Technik fällt iu dic

Fig. 7. Pcrsischc Faycucen. 15.—10. Jahrh. Privatbcsitz. Cngland.

Grund. Jm Ornament besteheu zwischcn beiden
Arten keine Unterschiede.

Die technische Vollendung dcr Lüsterfarben
ist für die Zeitbestimmung von Wichtigkcit. Jm
allgemeiuen ist die Goldfarbe bei deu persischen
Geschirreu dunkler als bei den sarazenischen,
und niemals erreicht sie die Schönheit des Goldes
einer Majolika von Giorgio Andreoli. Auch
bei Stücken von bester Ansführung ist sie zu-
wcilcn vou tiefdunklem, bronzefarbigcm Ton,
bewahrt aber dabei den reinen Glanz nnd den
metallischeu Schimmer, der die Arbeiten der
Blütezeit auszeichnet. Die Zeit vom 14. bis
16. Jahrhundert ist als die Periode zu be-
Regierungszeit Schah Abbas des Großen, um
die Wende des 16. Jahrhunderts. Zu seiner
Zeit war die Keramik mit Metallreflcx noch in
Anwendung, denn es haben sich Fliesen der Art

iu Jspahan an Gebändcn erhalten, dic Vvn
Schah Abbas errichtct wnrdcn. Jm 17. Jahr-
hundert ist dic Technik, die der hentigen pcrsi-
schen Jndustrie nnbekannt ist, ausgestvrben; sic
wnrde vcrdrängt von den polychromen nnd
blauen Fayencen, dic damals ihre Blüte er-
reichten. Jn Spauieu hat bekanntlich die Tech-
nik, wcnn auch von ihrcr frühercn Höhe herab-
gesuuken, bis in unser Jahrhundert fortgelebt.

Eiu großer Teil dcr in unsereu Samm-
lungeu bcfindlicheu orientalischen Lüsterfayenccn
stammt aus Jtalien, wohiu dieselbcn zweifellvs
schon durch deu mittelalterlichen Levantehandel
gelangt sind. Den Beweis erbringen cinigc
Stiicke, die sich uoch am Orte ihrer ursprüng-
lichcn Vcrwendnng crhnltcn haben. So ist im
Campanile der Kirchc Santa Cccilia in Pisa,
die in das 12. Jahrhundert zurückreicht, eine
 
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