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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 5.1889

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Heft 8
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Falke, Otto von: Orientalische Fayencen mit Lüsterverzierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0135

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Orientalische Fayencen mit Lüsterverzierung.

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Deni Wunsche, die Jmienwcinde der Mo-
scheen mit einem goldstrahlenden und zugleich
dauerhaften Überzug zu verziereu, verdankt viel-
leicht die Technik des Goldlüsters überhaupt
ihre Entstehung. Daß bei dieser Dekoration
nicht an eine Nachahmung der glänzenden
Wirkung von Metall-
gefäßen, gewissermaßen
an ein Surrogat sür
dicselben gedacht werden
kann, ist bei der Ver-
schiedenheit des Mate-
rials und aller sonstigen
Eigenschaften vou vorn-
herein klar. Für die
arabische Architektur aber
hat das Bedürfnis nach
einem derartigen goldigen
Schmuck bestanden. Die
Araber hatteu, als sie
ihre ersten bedeutenderen
Moscheen erbauten, mehr-
fach byzantinischekkünstler
zu Hilfe gcrufen. Diese
brachten für die Jnnen-
dckoration die in Byzanz
bevorzugte Technik der
Glasmosaik zur An-
wendung, und ihrem
eigenen wie dem ara-
bischen Geschmacke eutsprechend unterließen sie
cs nicht, dem Goldgrunde den weitesten Spiel-
raum zu gewähren. Das ist vou den zwei
großartigsten Moscheeu überliefert; sowohl die
Moschcc des Kalisen Walid in Damaskus, wie

Fig 5. Mittclstück ciner Gcbetnischc. 11. Jahrh.

die Bekleidung der Wände mit Fayenceplatten
treten ließen, wollte man auf dcn vielbewun-
derten Goldglanz der ersteren nicht gänzlich
Verzicht leisten und hier mag zuerst die Techuik
der Lüsterfarben als Ersatz eingetreten sein.

Das spätere Mittelalter hat eine bedeuten-
dereAnzahl orientalischer
Fayencegefäße mit Lüster
überliesert, wenngleich
auch diese immer noch zu
den Seltenheiten gehören.
Erhalten sind meist bau-
chige Flaschen uud Scha-
len, seltener Teller und
Kannen (Fig. 5, 6 u. 7).
Die Verzicrung bcsteht
regelmäßig aus Pflan-
zenornament, Blumeu
und Blättern, bald in
freier Anordnung über
die Fläche verteilt, bald
iu Streifen und ovalen
Feldern zusammeugefaßt.
Jn das Blattwerk sind
zuweilen verteilt kleine
Tierfiguren, Vögel, Rehc,
Hasen uud dergleichen.
Die Zeichnung ist immer
genau und scharf um-
rissen, von feiner, sehr
zierlicher Ausführung. Ein Verschwimmen
der Konturen, sonst ein häufiger Fehler bci
orientalischen Fayeucen, ist hicr durch die Technik
ausgeschlossen. — Nach der Farbe des Grundes
kann man zwei Gruppcn unterscheiden. Lüstrirt

Fig. s. Pcrsischc Fayeiiceil. 1S.-IK. Jahrh. Privatvesitz, Eugland.

diejenige Abd-ur-Rhamans in Cordova war mit ist er bei diesen Gefäßen der späteren Periode
goldgrundirten Mosaiken innen bekleidet. Als niemals, wie es bci Fliesen vvrkommt. Er ist
die Araber später an dic Stelle der Glasmosaik in den meisten Fällen weiß und zwar ist es
 
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