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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 5.1889

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Heft 6
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Luthmer, Ferdinand: Graveurarbeiten an Taschenuhrwerken
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https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0094

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Kunstgewerbeblatt. s. Iahrgang.

No. 6.

Graveurarbeiten an Laschenuhrwerken.

Don F. Luthmer.

Mit Abbildungen.

Die Ausstellung der C. Mcirsclsscheu
llhrenslimiuluug ini Mitteldcutscheu Kuustge-
werbcverciu zu Fraukfurt a/M., sowie die au-
sprccheude Publikatiou/) wclche dieselbe kiirzlich
crfahren hat, boten Gelegenheit, die Fülle von
Kunstarbeit, welche auf die Tascheuuhreu in
vergaugeiier Zeit vcrweudct zu werdeu pflegte,
iu ciuer Reihe uiustergültiger uud gutgeordneter
Beispiele zu studiren. Allerdiugs ist dies uur
ciuc, weun auch die für uus wichtigste Seite
der geuauutcu Saiuinluug; für die Uhrmacher
cuthält diesclbe eiue Auzahl merkwürdiger uud
ungewöhulicher Mechanismen, die bis zur Er-
fiudiiug dcr Uhrniacherkuust hinaufreicheu. Eine
eiugeheude Besprechung haben diese lctzteru iu
einer Reihe vou Aufsätzeu der „deutschen Uhr-
niacherzcituug" gefuudeu, welche sich der vben-
erwähuteu Publikatiou vorgedruckt finden. Für
die nachfolgeuden geschichtlichen Notizen benutze
ich Aufsätze vou C. Friedrich, dic im 11.
Jahrgang des „allgemeiueu Jouruals dcr Uhr-
machcrkunst" abgedruckt siud.

Das Vcrdicust, dic Taschenuhr ersunden
und zuerst gebaut zu habeu, dürfte uach dem
jctzigeu Staud der Forschuug dem Nürnbcrger
KuustschlosscrPeter Henleiu kaum uoch bcstritteu
werden. Entgegcnstehende Nachrichten sind teils
widcrlegt, teils auf audere Mechanismen zu-
rückgeführt tvordcn, dic auch wohl im Gegensatz
zu dcn fest eiugcfügtcu Turmuhren als trag-
bare Zeitmesser bezeichuet wurden. Das uuter-
scheidcndc Bierknial der Taschenuhr, daß sie iu
jcder Lagc geht, welches ciuzig durch die Ein-
führuug der elastischen Metallfeder als Trieb-
kraft zu erreichen war, fiudeu wir in der

t) „Die Marsels'sche Uhrensammlung, um-
fassend interessante Taschennhren seit Erfindung der-
selben. Jn 48 Lichtdrucktafeln nebst erläuterndem
Text. Lichtdruck und Verlag von Kiihl L Co. großh.
hess. Hoskniistanstalt, Franksurt a M. Preis geb. M. 20.

Kmistgcwerbeblatt. v.

grundlegeudcu Stcllc wieder, die gleichzeitig
dcu Namen dcs nüruberger Meisters aufbewahrt
hat. Dieselbe befindet sich iu des Johannes
Cocleus Auhaug zur Kosmographie des Pom-
ponius Mela v. I. 1511 uud lautet: luvoui-
uutur iu äies sudtiliora,' stenim Letrus Ilslv
juvsuis aäliuo aämoäuiu opsra sttioit, ciuas
vst äootissimi aämirantur matlismatioi; uam
ox Isrro parvo ladrioat lloroloZia plurimis
äiAssta rotulis, guas, guooungus vsrtiintur,
Llisguo ullo pouäsrs st moustraut st iiulsaut
Xll Iioras, stiamsi iu siuu masupiovs oon-
tiusautur.

Das Verdienst, deu iu dieser Notiz wahr-
scheiulich durch eiue Abbreviatur (Auslassung
des n) verstümmclteu Namen des Meisters iu
die urkundlich nachweisbare Forni des Peter
Heulein verbessert zu habeu, gebührt dem
frühereu Nürubergischen Archivsekretär I)r. M.
M. Mayer. Durch denselben erfahrcn wir, daß
der geuaunte Erfinder der Tascheuuhrcu 1509
zu Nüruberg auf dem Schlosserhaudwerk Meister
gewordcu ist, was mit der Augabe des Coclcus
übereiustimmt, da hieruach sein Geburtsjahr
etwa um 1480 zu setzen sein würde. Mau
wird also kaum irre gehn, wenu mau die
Eutstehung der erstcn Taschenuhrcu um 1500
annimmt; daß sic vierzig Stuuden giugeu und
ueben dcm Gehwerk „auch schon ein Schlag-
werk hatten — monstraut et pulsaut" —
spricht für die außerordentliche mechanische
Gcschicklichkeit ihres Erfiuders. Neudvrsfer, bci
dem dieser Meister den Namen Andreas Hein-
leiu erhält, geht sehr schucll über ihn hiuweg,
obgleich derselbe bei Abfassung seiuer kurzen
Biographie 1547 erst fünf Jahre tot war; doch
hatte sich die Erfinduug mit außerordcntlicher
Schnellewährend der ersten Hälfte des Ig.Jahr-
hunderts verbreitet, so daß Neudörsfer nur das
rühnit, was als ncueste Erfiudung von Heulein

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