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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 5.1889

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Heft 6
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Luthmer, Ferdinand: Graveurarbeiten an Taschenuhrwerken
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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0105

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Altcs Rezept sür Glasmaler.

allgememen Anwendung anch seincn künstleri- zugewendet hat. Vielleicht tragen die dorlie-
schen Schmuck durchaus nicht für ctwas Neben- gendcn Zeilen dazn bei, eine Grnppirung des
sächliches ansah, so ist es erfreulich, daß heute, sast noch ungeordneten Materials anzubahnen
nachdem die Konstruktion unserer Uhren das- und andere Samniler bon Uhrkloben zu wei-
selbe entbehrlich gemacht hat, sich wenigstens teren Mitteilungen der bvn ihnen gemachten
das Jnteresse der Sammlcr demselben wieder Beobachtungen zn bcranlassen.

^lltcs 2^ezept fikr Glasmaler.

Einen intercssanten Einblick in die Tcchnik
der deutschen Glasmalerei dcs Mittclaltcrs gc-
währt ein klcincs Drnckwerk bom Jahre 1519.
Es ist Vvn so geringem Umfangc, daß sein
Jnhalt hier bvllständig wiedergcgcbcn wcrden
kann:

„Dis püchlcin sagt bvn glas zu
machen als dv ist gemalt glas vnd schcy-
bcn glas bnd was dazu gehört."

„Jtem eine Farbe zu niachen mit der man
das gefärbte Glas anstreiche. Es seh gefärbtes
odcr weißes Glas, so wird nnr diese Farbe
dazu genommen. Nimni zwei Loth Kupfer-
Asche, und ein Loth grünes Glas; das heißt
man grüne Perlen, daraus macht nian Pater-
noster, und das ist die Temperirung. Willst
du dcr Materic viel machen, so nimmst du
von einem jeden desto mehr. Das reibst du
ab mit reiuem Wasser auf einem harten Stein;
denn es muß wohl gerieben seyn. Hast dn
so gerieben zwei oder drei Stunden, daß du
glaubst, dem sey genug, so stoße alles zusani-
men auf ein kleines Häuflein auf dem Steine,
und laß es trocken werden. Willst du es her-
nach gebrauchen; so nimm starkes Gummi-
Wasser, damit temperirst du dieselbe Farbe in
drei oder vier verklebte Scherblein, je mehr
eins dünner als das andere, damit machst du
was du willst.

Willst du nun ctwas aufs Glas malen,
cs sey ein Bild oder Gewächs, so lasse es cnt-
werfen auf Papier von eincm Maler, das legst
du vor dich auf die Bank, und darauf mußt
bu das Glas fügen, und wisse, daß du zuvor
mußt haben gefärbtes Glas, wie dn das Bild
oder Gewächs machen willst, roth oder grün,
oder wie du es malen willst; die theilest du
aus auf das Bild oder Gewächs, das Vvr dir

cntworscn licgt und hast du das Glas ganz
gefügt, so mnßt du es lasscn licgen und bc-
wahren, daß es nicht verrückt wird. Darnach
ninilnst dn die Vvrgenannte Farbe nnd streichst
sie anf, mit cinem Pinsel; was dn willst schwarz
haben, cs sey Kleidnng oder Gewächs, crst mit
der dünnen Farbc, und willst du es schwärzcr
habcn, mit der dickeren; willst dn es noch
schwärzcr haben, ninimst du cine noch dickcrc
Farbe. Willst dn abcr, daß es svll subtilcr
seyn von Blumen vder andern Gctvächslein, es
scy gefärbtes oder wcißes Glas, das nimnist
dn, überstreichst es mit dcr schwarzen Farbc,
ganz übcr und über. Darnach mache dir kleinc
Hölzlein, deren füge zwei, drei ancinandcr, cins
immer kleiner als das anderc, und was dn
willst durchsichtig habcn, das streichst du mit
dcn Hölzlcin Vvm Glase, also dic schwarzc Farbe
ab, daß heißt dann gemnsirt, alsdann hebe
das Stück anf, und lege cs wohin du willst.
Darnach nimm eine Pfanne, die muß scyn zwci
Spannen lang, zwei weit, und zwei Hände
hvch. Doch, nachdem dn willst Glas brenncn,
niachst du sie groß oder klein. Nun kömmt
der Ofen, der mnß seyn Vvn gebrannten Ziegeln,
zwei Spannen hoch; dahinein mußt dn zwei
Eisen legen, über zwerg, wo die Pfanne offcn
steht. Darauf reibe durch ein kleines Sieb
Asche in die Pfanne, wvhl dicker als cin breiter
Halm, darauf legst du das Glas ausgcstrichen
auf die Asche; eine Schicht Glas, cinc Schicht
Aschc; vben, zwei Finger dick. Da legst du
altes Glas oben dranf, bis hinauf. Ein schmales
Glas aber, zwci Finger breit, steck in die Pfanne
aufden Seiten. Das heißt der Wächter. Dar-
nach mache ein Feuer darunter, und das Holz
mnß seyn von Bucheii, odcr das nicht springt
und nicht schnalzt; denn wenn das Holz schnalzet
 
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