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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 5.1889

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Heft 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0033

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Ein geätzter ^child von Daniel L^opfer.

Mit einor Tafcl.

Jn der königl. Armeria zu Madrid be-
findet sich ein vergoldeter Turnierschild (Nr. 1817
des Kataloges vom Jahre 1854, 47 em hoch,
44 om breit), der in rantenfvrmigen, gegitterten
Feldern geätzte Verzierungen mit den Jnschriften
V.EbL NOrrLK und NVXXXVI enthält.
Nach einem Abgusse des anziehenden Stücks,
welcher in das königl. Kunstgewerbemuseuni zu
Berlin gelangt ist, können wir cine Skizze des
Ganzen und getreue Nachbildungen der einzelnen
Zeichnungen geben. Es verleugnet sich nirgends
die flotte Hand des Augsbnrger Stechers.

Daniel Hopfer ist jüngst von Lichtwark
(DerOrnamentstich derdeutschen Frührenaissance,
S. 154 ff.) als Ornamentist ausdrücklich ge-
würdigt worden. Mehr Nachahmer als Er-
finder, weiß er doch die Elemente, welche er
sich nach italienischen Mustern zn eigen gemacht
hat, mit unbefangener Virtuosität zu gruppiren.
Sein Lieblingsvorwurf sind die Fabelwesen und
Halbfiguren, die er aus der Groteske der
Jtaliener herauslöst. Und dieselben Motive be-
herrschen die Ätznngen des Madrider Schildcs.
Wer die älteren oder auch nur die jiingste Ge-
samtausgabe der Hopferschen Platten durch-

blättert, wird die Mischgestalten, dic Kinder,
auch die Gefangenen und die Trophäen in
mehreren Variativnen wiederfinden. Auch den
punktirten Grund legt der Stecher gerne hinter
seine Ornamente, wie auf der Madonna in der
Ranke (v 37) oder den Laubfüllungen nach ?llde-
grevcr (v 88 und 111). Doch lenchtetdcr fröhliche
Leichtsinn seines Talentes ans der spröderen
Zeichnung dcr gestochencn Plattcn selten so nn-
mittelbar entgegen, wie aus dem skizzenhaften
Spiel unseres Wasfenschmucks.

Es ist schwerlich ein Zufall, daß wir ge-
rade dem Meister, der sür seine Drucke die
Radirung anf Eisen so ausgiebig Pflcgte, auch
als Ätzkünstler an einem Niistungsstück begegnen.
Ob sich noch andere Zcugnisse für diese seine
Thätigkcit schriftlich vder in Dcnkmalen erhaltcn
haben, konnten wir aus dem uns nahelicgen-
den Material nicht crmitteln. Für den Stccher
D. Hopfer ist es von Jntercsse, daß unser Da-
tum 1536 das letzte ist, das sich von seiner
eigenen Hand erhalten hat; daß Daniel um
1549 noch am Lebcn gewesen sei, will Passa-
vant nnr aus einer urkundlichcn Nachricht er-
härten. ?. ck.

LNoderne ^tuekarlxnten.

Die neueste Geschmacksrichtung, welche Ar-
beiten ini Stil des Barock und Rokoko den
Vorzug giebt, hat eine Technik wieder zu Ehren
gebracht, für welche in der Zeit der modernen
Renaissance kein Feld der Thätigkeit vorhanden
war: die Stucktechnik. Wohl sind in den Zeiten
der Renaissance derartige Arbeiten ausgeführt
worden — hat doch jene Zeit die Technik in
den Gräbern (Zrotte) aus römischer Zeit, welche
mit „Grottesken" in köstlicher Stuckarbeit ge-
schniückt sind, wieder entdeckt nnd aufgenommen
— es sei nur an die Stukkaturen im Vatikan
von Giovanni da Udine und des Giulio Ro-
mano in Mantna erinnert; aber die moderne

deutsche Renaissance snchte nnd fand gewiß
mit Recht ihre Vorbilder mehr in den Ncsten
deutscher Kunst des 16. Jahrhunderts, wo die
Täfelung der Plafonds, die Holzdccke dem nvr-
dischen Klima entsprechend vorhcrrscht. Jm
17. und 18. Jahrhundert fand dann der
Stuck allgenieinste Verbreitung und höchste
Ausbildung, nicht zum kleinsten Tcil wcgen
seiner Farblosigkeit, die gemildert dnrch leichte
Vergoldung dem Geschmack des 18. Jahr-
hunderts besonders zusagte. Die erste Hälfte
des 19. Jahrhnuderts, welchc gleichfalls dcr
Farblosigkeit huldigte, ersctzte die immerhin kosi-
spielige Technik der angetragenen Arbeit dnrch
 
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