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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 5.1889

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Heft 4
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Heydemann, Heinrich: Trierische Mosaiken
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https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0068

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Trierische Mosaiken.

Hierzu eine Tafel.

Auf Wunsch des Herausgebers d. Bl. lenke
ich die Aufmerksamkeit der Leser auf eine neue Ver-
öffentlichung, welche der „Gesellschaft für nützliche
Forschungen in Trier" verdankt wird und auf
neun großen Foliotafeln eine stattliche Zahl von
römischen Mosaiken, die in und bei Trier gefun-
den sind, iu farbigerWiedergabe darbietet.') Kaum
eine zweite Gegend diesseits der Alpen hat eine
solche Fülle von römischen Mosaikfußböden auf-
zuweisen als Trier, das eine Zeitlnng die Re-
sidenz römischer Jmperatoren gewesen; jeden-
falls kann sich keine zweite Stadt diesseits der
Alpen rühmen, diese leicht vergänglichen Reste
antiker Kunst so zahlreich und so vollendet in
trefflichen Publikationen der Nachwelt zu über-
liefern als die ehrwürdige ^.riAristg. Nrsvirorrnn!
Es ist dies eines der vielen Verdienste, welche
sich der 1880 verstorbene Domkapitular von
Wilmowsky um die Altertümer Triers erwor-
ben hat: mit welcher seltenen Hingabe, mit
welchem unermüdlichen Fleiße und welcher ge-
wissenhaften Treue hat derselbe jeden neugefun-
denen Mosaikboden sofort durchgebaust, kolorirt,
vervollständigt! Letzteres that er, um ein ganzes
Bild des jemaligen Musters zu bieten, wie er
denn auch Flüchtigkeiten des Mosaikarbeiters
besserte, um der ursprünglichen Vorlage uäher
zu kommen und zugleich einen ungetrübten
ästhetischen Gennß zu gewähren. Dadurch stelleu
sich diese Abbildungeu trierischer Mosaikfußböden
wie von selbst kunstgewerblichen Nachbildungen
zur Verfüguug nud können als unerschöpflicher
Born von Eittzeln- oder Gesamtmustern für
moderne Mosaikarbeit, Stickerei und Malerei
in jedwedem Stoff nicht eindringlich genng
empfohlen werden. Diese Empfehlung kann
übrigeus auf alle Veröffentlichungen von an-
tiken gemusterten Mosaiken ausgedehnt werden,

1) Römische Mosaiken aus Trier und dessen
Umgegend. Gezeichnet mid erläutert vom Domkapi-
tular I. N. von Wilmowskii. Nach dessen Tode her-
ausgegeben von der Gesellschaft für nützl. Forschg. in
Trier. Hierzu ein Heft mit neun Taseln. Trier, Kom-
mijsionsverlag der Fr. Lintzschen Buchhandlung 1888.
4" und Folio.

znmal wenn sie farbig heransgegeben siud, was
allerdingS leider unr selten der Fall ist. Man
vergleiche außer Wilmowsky's Publikation des
Nenniger Mosaiks (9 Foliotafeln; Bonn 1865)
noch z. B. das leider allzu seltene farbige
Prachtwerk von Artaud über die südfranzösischeu
Mosaiken^); einzelne Tafeln farbiger Mosaiken
aus Pompeji bei Zahn^); vereinzelte fliegeude
Blätter von Mosaiken aus Salzburg, Orbe
u. a. m. Aber auch die zahlreicheren farblosen
Reproduktionen von Mosaikfußböden — vergl.
eine größere Menge z. B. in den AntichitL di
Ercolanob); Bursians ^.ventieum Hsivsti-
orum^); n. s. w. — bieten für das Kunst-
gewerbe eine solche Fülle von Mustern, daß
niemand, der sie mit offenen Augen ansieht, ohue
Beute und Erfolg bleiben wird. Freilich läßt
das hinterlassene Werk Wilmowsky's, welches
die Veranlassung zu diesen Bemerknngen ge-
gebcn hat, alle bisherigen Veröffentlichungen
weit hinter sich: nirgends überwiegt so aus-
schließlich das nur ornamentirte Muster, nir-
gends sind die Farben, mögen sie anch hin nnd
wieder in Wirklichkcit eine Nüance höher oder
tiefer gelegen haben, so wohl getroffeu uud
geluugen. (Vergl. die beiliegeude Tafel.) Nicht
allein die Archäologie, sondern auch das
Kunstgewerbe hat der trierischen Gesellschaft
und ihrem wohlverdienten Sekretär vr. Felix
Hettner zu danken für die Herausgabc dieses
Mosaikenbaudes und die mannigfache Fördernng
und Anregnng, welche ihneu dadurch zu teil
werden.

Halle a./S. H. Hcyremanii.

1) Listoirs abrsAäs ils la xsiuturs en mosaigns
suivis äs la clesorixtion äes mosaigues äs üxon st
äu Lliäi äs la üranes 1835 (mit 58 sarbigen Ab-
bildungen).

2) Die schönsten Ornamente und merkwürdigsteii
Gemälde aus Pompeji, Herculanum und Stabiae.
3 Teile. Berlin 1828-1852 (vergl. z. B. II 56; 79;
96; 99; u. a. m.).

3) Nachgebildet bei Roux, Hsreulauum et ?om-
xei, Vol. V (franz. Paris; deutsch Hamburg).

4) Jn den Mitteilungen der antiquarischen Ge-
sellschaft in Zürich. Band XVI.
 
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