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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0169
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KLEINE MITTEILUNGEN.

SCHULEN UND MUSEEN.
Rd. Hanau. Kgl. Zeichenakademie. Dem Jahresbericht für
1801/92 entnehmen wir, dass die Gesamtzahl der Schüler
durchschnittlich 452 betrug. Von diesen waren 81 Tages-
vollschüler, welche durchschnittlich 45 Stunden wöchentlich
nahmen, sowie 371 Schüler mit durchschnittlich 9 Stunden
Unterricht in der Woche. Die Gesamtzahl der Schülerinnen
betrug 68, von diesen waren 23 Tagesschülerinnen mit 23
Stunden und 45 Schülerinnen, welche wöchentlich durch-
schnittlich 12 Stunden nahmen. Infolge der wachsenden
Schülerzahl und vermehrten Unterrichtes mussten wieder
Parallelabteilungen gebildet werden, welche von den betref-
fenden Lehrern im Sommer in 26, im Winter in 29 Über-
stunden unterrichtet werden. Die zur Benutzung der Lehrer
und Schüler bestehende Bibliothek umfasst: 1400 Bücher und
Sammelwerke mit zusammen 3000 Bänden und Mappen; eine
systematisch geordnete Vorbildersammlung nach kunstge-
werblichen Gegenständen 7000 Tafeln; eine Sammlung von
Handzeichnungen, Kupferstichen und Photographien, nach
Gemälden und Zeichnungen 4000 Blatt, einschließlich etwa
1200 Ornamentstichen und ist Montag und Donnerstag von
10—12 vormittags, 2—4 nachmittags und 6—8 Uhr abends
dem Publikum geöffnet. Die Werke der Bibliothek dienen
als Lehrmittel der Anstalt und werden in wechselnden Ge-
brauch genommen. An hierorts bekannte Personen werden
einzelne Bücher und Blätter gemäß der Bibliothekordnung
auf kurze Zeit verliehen. Die Sammlung der plastischen
Vorbilder besteht aus 3000 Stück Abgüssen verschiedener,
meist der Kleinkunst angehöriger Gegenstände, 2400 Ab-
güssen von Gemmen, Münzen u. s. w., sowie 2739 alten Ur-
kundensiegeln. Von diesen im wesentlichen aus dem Staats-
archiv zu Marburg stammenden Siegeln werden Abgüsse ab-
gegeben. Zu der Sammlung gehören ferner 860 Metallgegen-
stände, 350 Kunststickereien und alte Stoffmuster. Durch
Ankäufe aus Staatsmitteln sowie durch acht Nachbildungen
wertvoller Gegenstände der Metallindustrie, welche von
Schülern der Bijouterie Werkstatt hergestellt wurden, haben
diese Sammlungen eine dankenswerte Bereicherung erhalten.
Eine besonders reiche Schenkung von Stichen und Zeich-
nungen für Bijouterie aus dem Nachlass des verstorbenen
Bijouteriefabrikanten Rödiger wurde der Anstalt durch Frau
L. Rödiger gemacht. Am 9. August fand in der Aula die
feierliche Verteilung der Preise aus dem Staatsstipendium
und derjenigen des Kunstgewerbevereins für die im Früh-
jahr eingelieferten Konkurrenzarbeiten statt, bei welcher Ge-
legenheit auch eine Ausstellung von Sehülerarbeiten aus den
letzten zehn Jahren eröffnet wurde, die ein lehrreiches Bild
von der Entwickelung der Anstalt in dieser Zeit gab. Die
Gesamtzahl der Schüler betrug 520, davon 452 Schüler und
68 Schülerinnen. Erstere verteilten sich auf folgende Berufs-
arten: Ciseleure 107, Silberschmiede 33, Graveure 30, Bi-
joutiere 184, Juweliere 33, Modelleure 8, Maler 3, Zeichner 6,
Bautechniker 1, Lehrer 2, Gymnasiasten 9, Realschüler 10,
Bürgerschüler 14, verschiedene Handwerker 12. Die Ein-
nahmen an Schulgeldern ergaben 12573 M„ die Ausgaben
insgesamt 80780 M.

Rd. Eeiehenberg. Dem Jahresbericht des Nordböhmischen
Qeucrbemuseums für 1890/91 entnehmen wir folgendes: Die
nach Abzug der Verwaltungskosten übrig gebliebenen Sum-
men wurden zum größeren Teile für die Sammlungen, zum
kleineren für die Bibliothek verwendet. In beiden Teilen
der Sammlungen halfen eine Reihe von Geschenkgebern die
Anzahl der Objekte nicht unwesentlich vermehren. Zu An-
käufen für die Sammlungen gab die weithin bekannt ge-
wordene Auktion Vincent in Konstanz Gelegenheit; es ge-
lang hier für das Museum eine Reihe wertvoller Objekte zu
erwerben, unter denen namentlich vier hervorragende Schwei-
zer Glasgemälde als längst ersehnter Anfang einer Abteilung
für Glasmalerei bewillkommnet wurden. Sie bestehen aus
einer vortrefflich erhaltenen Figurenscheibe und zwei gleich-
falls wohlerhaltenen, farbensatten Wappenscheiben, zu denen
sich noch ein schön gezeichnetes gotisches Architekturstück:
gelbe Fialen auf blauem Damastgrunde gesellte. Als wei-
tere Stücke konnten erworben werden: eine flott modellirte,
weiße figürliche Gruppe aus Porzellan von Ludwigsburg,
Venus und Adonis, eine Platte mit Schale aus chinesischem
Damastporzellan mit figürlicher Malerei, eine scharf model-
lirte Siegburger Schnelle mit großen Kostümfiguren, eine
Nassauer Flasche mit Wappen in Flachrelief, ein Nassauer
Krug mit fein modellirtem Landsknechtsfries, eine edelge-
formte Glaskanne, bedeckt mit gravirten Rokokoornamenten,
zwei vierkantige chinesische Porzellanfiaschen mit schönem
farbigen, naturalistisch gehaltenen Emailblumendekor, ein
weißer und zwei vergoldete Rokokokonsoltische, eine acht-
eckige Uhr mit durchbrochenem, geschnittenen vergoldeten
Bronzegehäuse und ein schmiedeeiserner Kronleuchter aus
naturalistisch gehaltenen, bemalten Rosenzweigen, deren
Blumen aus Porzellan gebildet sind. Die Textilsammlung
erhielt als Zuwachs einen großen Perserteppich mit satter
Farbengebung. Neben abgeschlossenen Werken erhielt die
Bibliothek auch an Zeitschriften einen recht erheblichen Zu-
wachs, so dass die Anzahl derselben einen großen Teil der
weitaus bedeutenderen Schwesteranstalten nicht unerheblich
übertrifft. Dadurch ist auch dem in der kleinen Stadt an-
säßigen Kunsthandwerker reichlich Gelegenheit geboten,
sich über die kunstindustrielle Bewegung in den großen
Kunstcentren zu unterrichten. Die Gesamtzahl der im Lese-
zimmer aufliegenden Zeitschriften beträgt zur Zeit 126. Von
diesen sind: 42 Kunst- und kunstgewerbliche Zeitschriften,
74 technische, industrielle und kommerzielle Zeitschriften, 5
allgemeine wissenschaftliche und belletristische Zeitschriften,
und 5 gehören der politischen Tagespresse an. Infolge dieser
weitgehenden Bereicherungen der Sammlung und der Biblio-
thek gelangt der Charakter des Museums als Centralstudien-
mittelsammlung für Handwerk, Industrie und Schule des
Handelskammerbezirkes Reichenberg immer mehr zum Aus-
druck und zu immer lebhafterer und weitgehenderer Aner-
kennung, wie die stetig in der Zunahme begriffenen Besuchs-
und Entleihungsziffern zeigen. Der Gesamtbesuch des Mu-
seums belief sich im abgelaufenen Verwaltungsjahre auf 19561
Personen, von welchen 7784 auf die Sammlungen, 6738 auf
die Bibliothek, 1745 auf die Vorträge, 676 auf den offenen
 
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