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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0170

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138

KLEINE MITTEILUNGEN.

Zeichensaal und 2618 auf die Ausstellungen kommen. An-
gesichts des Umstandes, dass der schon im vorigen Thätig-
keitsberichte beklagte Raummangel periodische Ausstellun-
gen auch in diesem Berichtsjahre, mit Ausnahme einer Schüler-
arbeitenausstellung, welcher aber im vergangenen Jahre drei
Ausstellungen gegenüberstehen, nicht zuließ, darf die nor-
male Besuchszifler als eine erheblich steigende angesehen
werden. Die Ausleihungen aus Bibliothek und Vorbilder-
sammlung erreichten gegen das Vorjahr wiederum eine Er-
höhung um 5071 Bücher und Vorlagen, indem die Summe
der ausgeliehenen Bücher und Vorlagen von 131S1 des Vor-
jahres auf 18152 des in Rede stehenden Berichtsjahres stieg.
Wenn dagegen die Ausleihziffer der kunstgewerblichen Ob-
jekte nur die Höhe von 261 Stück erreicht, so ist dies auf
den Umstand zurückzuführen, dass der größte Teil der Mu-
sealarbeiten dieses Jahres auf die Neuinventarisirung der
Sammlungen kam, eine Arbeit, welche nur in den äußersten
Fällen ein Ausleihen von kunstgewerblichen Gegenständen
erlaubte. Nunmehr ist die umfassende Arbeit der Neuinven-
tarisirung glücklich beendet. Das fertige Inventar weist mit
Ausschluss der typographischen Sammlung und der Textil-
abteilung 3779 Nummern auf. Zu recht erfreulichem Berichte
giebt auch in diesem Verwaltungsjahre wieder der offene
Zeichensaal Anlass. Derselbe wurde von 63 ständigen und
613 vorübergehenden Schülern besucht, gegen das Vorjahr
ein plus von 10 ständigen und 113 vorübergehenden Besu-
chern. Die ständigen Schüler teilen sich in 31 Damen und
32 Gesellen und Lehrlinge, welch letztere sieh wieder nach
den einzelnen Berufsarten in 5 Dekorationsmaler, 7 Bild-
hauer und Graveure, 4 Lithographen, 4 Tischler, 2 Metall-
gießer, 3 Maurer, 2 Photographen, 1 Buchbinder, 2 Muster-
zeichner und 2 Porzellanmaler scheiden. Unter den vorüber-
gehenden Besuchern befanden sich 3 Kunstgewerbe- und 9
Staatsgewerbeschüler. Durchschreitet man in den Abenden
der Wintermonate den offenen Zeichensaal, in welchem dicht
gedrängt Gesellen und Lehrlinge sitzen, um sich nach des
Tages Arbeit und Mühe noch weitere Belehrung und Aus-
bildung zu verschaffen, so kann man sich das hohe Gefühl
der Anerkennung für solchen Schaffenstrieb nicht versagen.
Die Thätigkeit des offenen Zeichensaales wurde dahin erwei-
tert, dass während des Sommerhalbjahres ein Kursus für
Zeichner und Maler nach dem lebenden, männlichen und
weiblichen Modell (Kostümstudien) abgehalten wurde. Dieser
Kursus, dessen Dauer vorläufig auf drei Monate an zwei
Nachmittagen der Woche festgesetzt und der nur für eine
beschränkte Zahl von Teilnehmern, die im künstlerischen
Zeichnen und Malen vorgerückt waren, bestimmt war, hatte
zehn Teilnehmer. Seine Ziele waren: Künstler, Musterzeich-
ner, Lithographen, Dekorationsmaler, Glas- und Porzellan-
maler, Modelleure, Bildhauer, überhaupt Kunsthandwerker,
welche in ihren Arbeiten in die Lage kommen, die mensch-
liche Gestalt anwenden zu müssen, mit den Formen und
Farben der bekleideten männlichen und weiblichen mensch-
lichen Gestalt vertraut zu machen. Leider muss hier kon-
statirt werden, dass der Kursus, der mit freudigem Schaffens-
eifer seitens der Teilnehmer begann, mitten in seiner Thätig-
keit aufhören musste, weil es nicht möglich war, geeignete
Modelle zu beschaffen. -Nichtsdestoweniger soll ein zweiter
Versuch nicht unterlassen werden. In dem Bcamtenstatus
des Museums trat im Laufe des Berichtsjahres insofern eine
Veränderung ein, als Herr Architekt Albert Hofmann infolge
einer Berufung nach Berlin die Geschäfte am Museum nieder-
legte und an seine Stelle der frühere Assistent des Germa-
nischen Nationalmuseums in Nürnberg, Herr Dr. Franz Fried-
rich Leitschuh, Privatdozent der Kunstgeschichte an der Uni-

versität Straßburg, trat. An Stelle des ausgeschiedenen As-
sistenten Herrn August Erben trat Herr Karl Lederle in den
diesseitigen Dienst ein. Was die innere Thätigkeit des Mu-
seums anbelangt, so galt es in diesem letzten Vierteljahre
die Lösung zweier Aufgaben anzubahnen: die Herstellung
eines Zettelkataloges über sämtliche Abteilungen des Mu-
seums und die Bearbeitung eines Führers durch das Museum.
Die erstere Aufgabe, welche gleichzeitig auch die wichtigste
Vorarbeit für den künftigen wissenschaftlichen Katalog bildet,
ist bereits ziemlich vorgeschritten, die zweite wird im Juni
1892 insofern beendet sein, als bis zu dieser Frist die Druck-
legung des Führers wird beginnen können. Der Führer wird
es thunlichst vermeiden, in den „Katalogton" zu verfallen,
sondern soll an der Hand von technologischen, geschicht-
lichen und künstlerischen Erläuterungen die Sammlungen
beschreiben und die wichtigsten Gegenstände hervorheben.
Mit der Herausgabe des „Führers" werden auch einige Än-
derungen in der Aufstellung vorgenommen werden müssen;
denn mit dem Erscheinen desselben wird eine klare Über-
schau, die jetzt infolge allzu dichter Aufstellung schwer ist,
doppelt notwendig werden. Freilich wird der Raummangel
auch dem ehrlichsten Streben, hier Wandel zu schaffen,
hemmend in den Weg treten. Jedem, der an die Zukunft
des Museums denkt, wird die Schaffung eines neuen Ge-
bäudes als Notwendigkeit erscheinen; denn die jetzigen
Räume sind ebenso ungeeignet als unzulänglich für Museums-
zwecke. — Der Generalabschluss bahincirt in Einnahme und
Ausgabe mit 18S65,55 Fl., wobei unter den Ausgaben 18713
Fl. für Gehälter, 3727 zu Ankäufen für die Sammlung und
2005 Fl. zur Erweiterung der Bibliothek verwendet wurden.
Unter den Einnahmen fehlte seit zwei Jahren der wichtige
Posten von 8000 Fl. des Landesausschusses. Bekanntlich
war die Bewilligung abhängig gemacht von der Bedingung,
dass in der Verwaltung der Museen die Gleichberechtigung
beider Volksstämme des Königreichs Böhmen gewahrt wird.
Diese Forderung, welche die Tschechisirung des Instituts zur
Folge gehabt hätte, wurde vom Kuratorium ohne weiteres
abgelehnt. Auf Grund dessen stellte der Landesausschuss
wesentlich andere und günstigere Bedingungen, deren Er-
füllung bereits früher, ohne dass sie besonders ausgesprochen
waren, erfolgt war. Nur die letzte: Herausgabe eines Kata-
logs in böhmischer Sprache schien insofern etwas bedenk-
lich, als ein solcher Katalog in dem stockdeutschen Reichen-
berg keine Abnehmer finden dürfte. Durch Annahme dieser
Bedingungen hat das Kuratorium die Existenz des Museums
gesichert, und ihm einen Vorwurf daraus zu machen, wäre
bitteres Unrecht. Hoffen wir, dass das Institut auch unter
den neuen Verhältnissen seinen deutschen Charakter bewahre.

VEREINE UND VERSAMMLUNGEN.

Der Kunstgewcrbevcrein in Pforzheim wird im Früli-
souvmer nächsten Jahres eine Bijoutericfaehausstclliing zur
Feier der Eröffnung des dortigen Kunstgewerbemuseums ver-
anstalten und ladet zur Beschickung dieser Ausstellung ein.
Nähere Auskunft erteilt Herr Rob. Furtwängler in Pforzheim.

AUS WERKSTATTEN UND FABRIKEN.

Aus Pforzheim wird uns mitgeteilt, dass eine dortige
F'irma durch Vermittelung eines Kaufhauses in Kalkutta den
Auftrag zur Anfertigung einer Elefantcndecke aus 22kara-
tigem Golde erhalten habe. Das Goldgeflecht von 12 Fuß
Länge und 18 Fuß Breite soll mit Brillanten, Perlen und
farbigen Edelsteinen besetzt, die Ränder mit Quasten und
Götterfigürchen, diese in massivem Golde, behängt werden,
 
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