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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Das Fürsteneckzimmer zu Frankfurt a. M.
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Zur Technik der Wismuthmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0035

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ZUR TECHNIK DER WISMUTMALEREI.

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geschmückt, die abwechselnd in schwach aufgelegtem
Relief und Intarsia gehalten sind. Auch der Sockel
ist den Wandteilungen entsprechend gegliedert, in
verkröpfte und reichprofilirte Füllungen aufgelöst
und mit Intarsia geschmückt. Die bis jetzt beschriebene
Wandbekleidung wird an zwei Stellen durch reichere
Gruppen unterbrochen: an einer Schmalwand durch
einen Waschschrank und in der Mitte der den Fen-
stern gegenüberliegenden Langwand durch die über-
aus reich gestaltete Zwillingsthür. Der Wasch-
schrank, zweietagig, unten mit dorischen Säulchen,
oben mit elegant gezeichneten Kandelabersäulen ge-
gliedert, ist etwa gegen Ende des 17. Jahrhunderts
seiner Bestimmung entzogen, wie eine den Charakter
dieser Zeit tragende ornamentirte Füllung beweist,
welche jetzt die ursprüngliche obere Nische schließt.
Hinsichtlich des architektonischen Aufbaues der Thür-
gruppe dürfen wir auf unseren Lichtdruck verweisen
und nur bemerken, dass auch hier der Wechsel der
Hölzer und die vielfache Anwendung der Intarsia
zur höchsten Prachtentfaltung gesteigert ist. Die in
Holz geschnitzten Figuren, welche die frei vorstehen-
den Säulen bekrönen, zwei drachentötende Ritter und
eine Fortuna auf der Kugel, sind augenscheinlich
nach Jost Ammannschen Motiven gearbeitet. Der
ursprüngliche Beschlag, in reichen Bändern und
höchst komplizirten Schlössern mit sorgfältiger Gra-
virung bestehend, ist ebenfalls tadellos erhalten.

Über die Erbauer oder Besteller des Zimmers,

bezw. über die Besitzer des Hauses zur Zeit seiner
Entstehung ist es bis jetzt nicht gelungen, Näheres
zu ermitteln. Das Einzige, was uns im Zimmer
selbst einen Aufschluss geben könnte, sind die beiden
schön modellirten Wappentafeln, welche, in Thon
gebrannt und mit Ölfarbe bunt gemalt, die Aufsätze
über den Thüren schmücken. Das der linken Hand
des Beschauers gegenüber, also heraldisch rechts
stehende Wappen enthält in silbernem Feld einen
schwarzen, mit drei silbernen Sternen besetzten Quer-
balken und als Helmzier silberne Hörner, die Helm-
decke ist silbern und schwarz. Das andere enthält in
rotem Feld einen silbernen Balken, mit drei goldenen
Sternen besetzt, im unteren roten Feld einen schwim-
menden silbernen Schwan auf silbernen Wellen. Die
Helmzier ist ebenfalls ein silberner Schwan, die
Helmdecke silbern und rot. Letzeres Wappen ist als
dasjenige der ursprünglich bürgerlichen, später ge-
adelten bayerischen Familie Fick ermittelt worden:
das erste ist noch unbekannt.

Auf der Rückseite des einen der Wappen findet
sich, in den frischen Thon eingeritzt die Inschrift:
Christianus Steffen possirer und haffner foecit 1615.
Da die Wappen unzweifelhaft mit dem übrigen
Schmuck des Zimmers gleichzeitig entstanden und
wohl die zuletzt fertig gewordene Arbeit sind, so ist
mit dieser Jahreszahl gleichzeitig eine ziemlich
sichere Datirung des ganzen Werkes gegeben.

L.

ZUR TECHNIK DER WISMUTMALEREI.

ER Ankauf eines Kastens
mit sog. Wismutmalerei aus
dem Jahre 1557 für das
Hamburgische Museum für
Kunst und Gewerbe hat der
Direktion des Museums An-
lass gegeben, über die Tech-
nik dieser im 16. und 17.
Jahrhunderte beliebten und verbreiteten Kasten durch
Herrn Dr. F. Wibel in Hamburg eingehende Unter-
suchungen anstellen zu lassen, über welche im An-
hang zum diesjährigen Jahresbericht des Museums
eingehend gehandelt ist. Wir entnehmen demselben
mit Genehmigung der Herrn Dr. Brinkmann folgen-

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des: Die chemische Untersuchung hat dabei zur Evi-
denz ergeben, dass der metallische Malgrund dieses
Kastens aus fast reinem Wismut besteht. Wie haben
nun die Alten diesen Malgrund hergestellt?

Ein Aushämmern oder Auswalzen des reinen
unlegirten Wismut zu einer dünnen Folie ist nach
unseren heutigen Kenntnissen von der physikalischen
Natur desselben unmöglich; eine Legirung aber mit
vorwiegend dehnbaren Metallen (Kupfer, Blei, Zinn)
kommt, wie erwiesen, hier nicht in Betracht. Will
man daher nicht zu der Annahme seine Zuflucht
nehmen, es sei den alten Metalltechnikern ein in-
zwischen verloren gegangenes Verfahren bekannt ge-
wesen, das spröde Wismut walz- und hämmerbar

4*
 
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