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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Osius, K.: Das Bismarckmuseum in Schönhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0175

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Kassette für den Hanauer Ehrenbürgerbrief des Fürsten Bismarek.

DAS BISMARCKMUSEUM IN SCHÖNHAUSEN.

ER Geburtsort des Fürsten
Bisrnarck ist ein freundlicher
wohlhabender Flecken in der
fruchtbaren, weit ausgedehn-
ten Eibniederung, nicht weit
von dem alten interessanten
Tangermünde, dessen hoch-
ragende Türme in der Ferne
sichtbar sich erheben. Vom .Bahnhof führt eine
schattige Allee etwa eine Viertelstunde weit nach
dem Orte. Wir erblicken rechts hinter einer langen
Mauer alte, mächtige Bäume, halbversteckt hinter
denselben Dächer von Gebäuden und einen weitaus-
gedehnten Garten. Es ist der alte Stammsitz der
Bismarckschen Familie, furchtbar verwüstet im dreißig-
jährigen Kriege, dann wiederaufgebaut, im wesent-
lichen wie er noch jetzt sich darstellt, vornehm
und einfach, im Innern wenig ansprechend, wenn
nicht der Zauber der mächtigen Persönlichkeit,
welche hier erstand und wuchs, jeden Raum mit
seinem Reize erfüllte. Jetzt hat Graf Herbert
Bismarek, welchem die Herrschaft Schönhausen seit
kurzem übergeben worden ist, mit seiner jungen Ge-
mahlin seinen Wohnsitz darin aufgeschlagen; die

Kunstgewerbeblatt. N. F. III.

alten Gemächer sind unter pietätvoller Bewahrung
ihres urgroßväterlichen Charakters neu und wohnlich
hergerichtet. Ihren Hauptschmuck bilden die kost-
baren Gemälde Lenbachs, welche in den verschieden-
sten Auffassungen den gewaltigen Kopf des großen
Staatsmanns wiedergeben; bemerkenswert ist ferner
eine kunstgewerblich hochinteressante Tapete von
dickem weißen Seidenstoff und kostbarer Plattstickerei,
welche früher die Wände des Schlafzimmers der
Königin Marie Antoinette in Versailles bekleidete,
dann in den Wirren der Revolution durch viele
Hände nach Deutschland, endlich in das Reichskanzler-
Palais und bei einer baulichen Umänderung als
Geschenk des alten Kaisers in den Besitz des Fürsten
Bismarek gekommen ist. Der Eintritt in das Schloss
ist schwer zu erlangen. Wir wandern rasch durch
die herrlichen alten Linden und Kastanien, deren
herabhängende Äste im Boden wieder Wurzel ge-
schlagen haben, zu den daneben stehenden mächtigen
französischen Geschützen, welche als Geschenk
Kaiser Wilhelms auf dem Rasenplatze stehen, und
von welchen das eine mit der Jahreszahl 1772 in
reichem ornamentalen Schmucke und feinster Ci-
selirung prangt. Halb ausgefeilt ist das Bour-

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