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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0070

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KLEINE MITTEILUNGEN.

Weltausstellung in Chicago. Am 22. Januar berieten
die Abgeordneten des deutschen Kunstgetoerbcverbandes in
Hannover über die Beschickung der Weltausstellung in
Chicago. Der Reichskommissar, Geheimrat Wermuth wohnte
der Versammlung an, erläuterte den Ausstellungsplan be-
sonders in Bezug auf das Kunstgewerbe und teilte mit, dass
die Reichsregierung bereit sei, einen erheblichen Beitrag zu
den Kosten der Beschickung zu leisten. Direktor v. Länge-
München berichtete über die Art der Beschickung und Grup-
penbildung. Große Befriedigung rief die Mitteilung hervor,
dass in München der Plan, eine Münchener Kunstabteilung
zu bilden, aufgegeben ist. Die Verhandlungen führten zu
folgenden Beschlüssen: Die Hauptanordnung ist darauf zu
richten, dass eine Kollektivausstellung des gesamten deut-
schen Kunstgewerbes geschalten wird, dabei aber die Eigen-
artigkeiten der einzelnen Erzeugungsorte, wie z. B. München
und Berlin, klar hervortreten. Es wurde dem Reichskom-
missar der Wunsch ausgesprochen, es möge nicht nur die
künstlerische Kraft Berlins, sondern auch die Mitwirkung
der Kunstvereine in München, Dresden u. s. w. in Anspruch
genommen werden. Der Reichskommissar sagte zu, für eine
billige Platzbeschaft'ung Sorge zu tragen, und zwar durch
geeignete Unterbringung der Gegenstände in großen gemein-
schaftlichen Schränken, in denen ebenfalls eine sachgemäße
Anordnung stattfinden soll. Die Versammlung sprach ihre
Befriedigung über das Ergebnis der Verhandlungen aus.

Der Badische Kunstgewerbeverein hat am C. Dezember
v. J. seine ordentliche Generalversammlung abgehalten.
Punkt I der Tagesordnung: Neuwahlen. Punkt II der Tages-
ordnung: Jahresbericht, vom Vorsitzenden erstattet; dem-
selben entnehmen wir, dass der Verein 644 Mitglieder zählt
und seit dem letzten Jahre einen Zuwachs von 41 Mitgliedern
zu verzeichnen hat; hiervon entfallen auf Karlsruhe 269, auf
die weiteren Teile des Landes 336, auf das übrige Deutsch-
land 31 und auf das Ausland 8. Ausschuss- und Vorstands-
sitzungen fanden 18 statt, Monatsversammlungen 6. Letztere
waren jeweils durch Ausstellungen belebt, die vorwiegend
aus den Neuerwerbungen für das Kunstgewerbemuseum be-
standen. Vorträge wurden gehalten von: Professor Dr. M.
Rosenberg über „Benvenuto Cellini", Professor Dr. Meidingci-
über „Das Färben der Metalle", Hoflichtdruckereibesitzer
J. Schober über „Die neuen auf der Photographie beruhen-
den Reproduktionsverfahren" und Direktor Götz über „Ein
heimisches Meisterwerk des 16. Jahrhunderts". Die Haupt-
thätigkeit des Vereins bildete die deutsche Fächerausstel-
lung, welche von Ende Juni bis Ende September v. J. in
Karlsruhe stattfand. Dieselbe enthielt über 4000 Gegen-
stände. An der Wettbewerbung nahmen 175 Aussteller teil
mit 350 Arbeiten, für welche das Preisgericht nebst dem
Ehrenpreise J. K. H. der Frau Großherzogin, bestehend in
zwei Silbergegenständen, 20 Geldpreise im Werte von 3050
M. und 43 Ehrendiplome zuerkannte. Die Zahl der Besucher
betrug 26000, während Ankäufe zu der Gesamtsumme von
35000 M. abgeschlossen wurden. Obgleich die Ausstellung
ohne jede materielle Inanspruchnahme der Beschicker zur

Durchführung gelangte, erzielte sie doch ein günstiges finan-
zielles Ergebnis. Die Einnahmen betrugen 23 899 M. 93 Pf.,
die Ausgaben 20425 M., bleibt somit ein Überschuss von
3474 M. 93 Pf. Von letzterem wurden noch weitere 900 M.
für Gratifikationen genehmigt. Die aus der Ausstellung her-
vorgegangene Fächerpublikation ist im besten Gange und
hat deren Verlagsfirma kein Opfer gescheut, ihre Ausstattung
zu einer künstlerischen zu gestalten. Das Werk erscheint
in zwölf Heften zu je sechs Blatt mit erläuterndem Text,
der ebenfalls mit Illustrationen versehen wird. Für die Re-
produktion wurde Heliogravüre, Kupfer- und Lichtdruck ge-
wählt. Punkt III der Tagesordnung: Rechenschaftsbericht
für 1890/91 und Voranschlag für 1891/92. Die Einnahmen
des abgelaufenen Vereinsjahres betrugen 6089 M. 95 Pf., die
Ausgaben 5800 M. 48 Pf. Es ist somit ein Vermögenszu-
wachs von 889 M. 74 Pf. zu verzeichnen. Der Voranschlag
beträgt für das laufende Jahr an Einnahmen 6500 M., an
Ausgaben 6350 M. Alsdann berichtet Herr Direktor Götz
über Punkt IV der Tagesordnung, „den Stand des Kunstge-
werbemuseums". Dasselbe erfreute sich auch in diesem
Jahre eines bedeutenden Zuwachses, welcher 3780 Gegen-
stände umfasst, darunter äußerst wertvolle und kostbare Ar-
beiten. Neben den Erwerbungen aus staatlichen Mitteln
wurden für 19740 M. Ankäufe aus gestifteten Geldern ge-
macht. Ebenso ist die Liste der Spender von Kunstgegen-
ständen, welche verlesen wird, eine sehr umfangreiche. So
konnten im Laufe des Jahres über 30 neue Schränke auf-
gestellt und eingerichtet werden. Für einen illustrirten Ka-
talog sind bereits Vorbereitungen getroffen. Der Jahresbei-
trag des Vereins beträgt auch in diesem Jahre wieder 1000
M. Über den letzten Punkt der Tagesordnung, Punkt V,
„Beratung über die Weltausstellung in Chicago" wurde kein
bestimmter Beschluss gefasst. Der Verein will zunächst das
Vorgehen des Verbandsvororts abwarten, jedoch auf diesen
einwirken, dass in Bälde ein entscheidender Schritt geschieht.
Die mehr oder minder starke Beteiligung der heimischen
Kunstindustrie wird wesentlich davon abhängen, ob und in
welchem Umfange die Kosten der Aussteller durch Reichs-
mittel erleichtert werden. Sobald diese Frage sich geklärt
habe, wird der Verein seine Interessenten unterrichten und
weitere Schritte einleiten. Auf die Generalversammlung
folgte die übliche gesellige Vereinigung mit gemeinschaft-
lichem Nachtessen und wurde hierbei dem Sekretär der
Fächerausstellung, Herrn O. J. Rosenberg, ein künstlerisch
ausgestattetes Erinnerungsblatt übergeben.

X. Die Firma Karl W. Hiersemann in Leipzig hat soeben
einen neuen interessanten Katalog über ornamentale Vo1""
lagenwerke versandt, der nicht weniger als 840 Nummern
umfasst. Der erste Teil führt Sammelwerke in reicher Aus-
wahl, Zeitschriften, Handbücher und Bibliographien für Or-
namentstichsammler auf, darunter viele kostbare Publika-
tionen und mancherlei Merkwürdigkeiten; der zweite Tei
weist anf eine 300 Nummern starke Sammlung von Orna-
mentstichon hin, wobei sich viele Seltenheiten befinden.
 
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