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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Pabst, Arthur: Die rheinische Glashütte zu Köln-Ehrenfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0156

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Nachbildungen römischer und fränkischer Gläser.

DIE RHEINISCHE GLASHÜTTE ZU KÖLN-EHRENFELD.

VON ARTHÜB PABS1.
MIT ABBILDUNGEN.

NTER den großen industri-
ellen Etablissements West-
deutschlands, die neben der
Herstellung von Gebrauchs-
waren auch die Pflege künst-
lerischer Erzeugnisse auf
ihre Fahne geschrieben ha-
ben, nimmt die Rheinische
Glashütte zu Ehrenfeld eine der ersten Stellen ein.
Was Villeroy & Boch auf dem Gebiete der Keramik,
das ist die Ehrenfelder Hütte auf dem Gebiete der
Glasindustrie.

Sie steht heute ohne Frage an der Spitze, und
dies durch Intelligenz und rastloses Streben erreicht
zu haben, ist in erster Linie das Verdienst des
Mannes, der vor 25 Jahren an die Spitze des Unter-
nehmens trat, Direktor Oskar Eauter.

Die Hütte fertigte in früheren Jahren das ge-
wöhnliche Gebrauchsgeschirr: das Bestreben, das-
selbe zu veredeln, erstreckte sich wesentlich darauf,
Formen und Dekorationsweise zu verbessern unter
Beibehaltung der lange geübten Techniken und des
alten Materials. Sollten hier Neuerungen eingeführt
werden, um andere Hütten zu überflügeln, so muss-
ten sich die Verbesserungen auf alle diese Punkte
erstrecken: man musste zu originelleren Formen auf
Grund neu einzuführender Techniken, zu anderem
Material und entsprechendem Dekor gelangen. Dies
war nur möglich durch eingehende Studien der

Kunstgewerbeblatt. N, F. III.

alten Glasarbeiten aus der Blütezeit der Glasin-
dustrie, hauptsächlich der römischen, venezianischen
und altrheinischen Gläser. Die große Bedeutung
dieser Quelle für die moderne Glasindustrie erkannt
zu haben, ist das Verdienst Rauters und der Erfolg
hat ja gelehrt, dass er den richtigen Weg ge-
funden hat.

Über diese Bestrebungen giebt ausführliche Aus-
kunft das Vorwort zu dem „Preiscourant" der Fa-
brik über Kunsterzeugnisse, das im Jahre 1881 zur
Ausgabe gelangt ist, welches für die Geschichte der
Hütte später von unendlicher Bedeutung werden
dürfte.

Zunächst galt es, die alten Techniken wieder-
zufinden: nach zweijähriger anstrengender Arbeit
war es gelungen, eine ganze Reihe derselben aufzu-
nehmen und auch bezüglich des Materials, nament-
lich des Grünglases, bessere Farbentöne zu erzielen.

Zum Studium der alten deutschen Gläser boten
die Kölner Privatsammlungen ein reiches Material:
die Sammlungen Schnütgen und Thewalt enthalten
eine Fülle der köstlichsten altdeutschen Gläser; es
lag nahe, eine Anzahl derselben, namentlich Römer,
zunächst direkt zu kopiren, da ihre unübertrefflichen
Formen auch heute noch als mustergültig und zweck-
mäßig gelten müssen. Im Anschluss daran entstan-
den freie Nachbildungen im Sinne der alten Grund-
formen und hier sind auch vielfach Motive und An-
regungen von römischen und fränkischen Gläsern

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