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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Schlie, Friedrich: Aus den Grossherzoglichen Kunstsammlungen zu Schwerin, [2]: der Lünebürger Goldschmied H mit dem Stern vom Jahr 1590
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0086

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Aus dem Werke: Heiden, Motive. (Leipzig, A. Seemann.)

AUS DEN GROSSHERZOGLICHEN KUNSTSAMMLUNGEN

ZU SCHWERIN.

iL*)

Der Lüneburger Goldschmied H mit dem Stern vom Jahre 1590.



IE Trinkkanne auf Seite 67
wird für gewöhnlich im
Großherzoglichen Schloss
aufbewahrt, ist aber auch
bereits mehrere' Male auf
längere Zeit im Museum
ausgestellt gewesen und hat
hier die Aufmerksamkeit
der Kunstfreunde in hohem Grade erregt. Sie ist
eine hervorragende Lüneburger Ciselirarbeit mit
dem bei Marc Rosenberg unter Nr. 1022 2) abgebil-
deten Beschauzeichen eines springenden Löwen und
mit einem bisher nicht bekannt gewordenen Meister-
zeichen in einem Schilde, der dem des Beschauzei-
chens gleich ist. Das Meisterzeichen ist ein H mit

einem Stern darüber:

Beide Zeichen stehen

nebeneinander in der Mitte der Basis der Kanne.
Wer der Meister ist, bleibt zu erforschen. Wert
wäre es, seinen Namen zu erfahren, man sehe
nur die herrliche Gravirarbeit auf dem Mantel des
Cylinders, der hier in einer vortrefflichen Zeich-
nung von Professor C. Malchin vom Körper abge-
rollt ist.

Die Abbildungen überheben mich einer ein-
gehenden Beschreibung. Jedoch ist immer noch
einiges zur Erleichterung des Verständnisses zu be-
merken. Der Deckel der Kanne ist, wie man in der

1) Vgl. Kunstgewerbeblatt Jahrg. IV S. 152.

2) Der Goldschmiede Merkzeichen, S. 212.

Kunstgewerbeblatt. N. F. III.

Hauptsache sieht, dreigliedrig. Auf dem Mantel des
kleinen Cylinders, der den Knopf bildet, gewahrt
man zweimal, jedesmal in einem länglichen Oval,
die liegende Gestalt eines bärtigen Mannes, der sich
auf einen Totenkopf stützt und ein Stundenglas
neben sich hat, also den Repräsentanten der Zeit
oder den Gott Chronos. Der unterhalb des Knopfes
breit ausladende Wulst, welcher das mittlere Glied
des Deckels bildet, ist mit hübschem Bandwerk ver-
ziert. Dasselbe dient drei wohlgeordneten Bündeln
von Früchten zur Einfassung. Ähnlich ist der to-
reutische Schmuck des am breitesten ausladenden
unteren Wulstes behandelt, auch hier sieht man an-
mutig gerolltes und geflochtenes Bandwerk, aber zu
den drei Früchtebündeln gesellen sich drei einen
Mann, eine Frau und ein Kind darstellende Maska-
rons. Den Aufsatz oberhalb des den Deckel mit dem
Henkel verbindenden Scharniers bilden zwei einander
den Rücken zuwendende Meerjungfern, die nach Art
einer Sphinx gelagert sind. An dem schön gebil-
deten Griff fällt zunächst die auf zwei Seiten des-
selben verteilte Inschrift auf:

DRINCK- VNDT- ES- GOTTES- NICHT-

VORGEIS- BEWAR- DEIN- ER- DIR-

WERDT- NICHT- MER- VAN- DISSER-

HA VE- DEN- EIN- DOCK- ZVM- GRAVE- 3)

ANNO- lo5°9o() -

Auf der oberen Seite der ersten scharf vierkantig

3) Trink und iss, Gottes nicht vergiss.

Bewahr Deine Ehr". Dir wird nicht mehr
Von dieser Habe, als ein Tuch zum Grabe.

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