Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

DOI Artikel:
Liebetanz, F.: Eine moderne Kunst
DOI Artikel:
Hofmann, Albert: Die Berliner Gewerbeausstellung 1896, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0217
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


DIE BERLINER GEWERBEAUSSTELLUNG 1896.

189

geschmückten Plätze und Hallen
der Städte, zielien wir hin durch
die Haine, die Heerstraßen, die
Fluren jener Länder — wie aus einem
Füllhorn ausgeschüttet finden wir
prächtige Bildwerke aller Orten. Und
welches war die hervorragendste
Charaktereigenschaft jener klassi-
schen Völker? — Es war die Vater-
landsliebe, der Nationalstolz und
als deren Ausfluss ein begeistertes
Heldentum, wenn es galt, Haus und
Vaterland zu schützen — zu er-
halten! — — —

Wir mögen vielleicht zu stief-
mütterlich mit den anderen schönen
Künsten hier umgehen, jedoch ist
es nicht der Zweck dieses Aufsatzes,
den günstigsten Einfluss der einen
oder anderen Kunst abzuwägen, son-
dern wir knüpfen an den Faden der
Betrachtungen über die Galvano-
plastik an, weil uns die letztere
wichtig genug erscheint, den öffentlichen Bildwerken eine
größere Verbreitung zu verschaffen, wie es bisher geschieht.
Wohl ist an Bildhauern kein Mangel, aber gerade die her-
vorragenden Werke der namhaften Künstler sollen durch
die Galvanoplastik, wenn auch in verschiedenen Maßen,
weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden, nicht nur
den Bewohnern eines bestimmten Ortes. So wie die Ge-
mälde von einer Ausstellung zur anderen wandern, um
sich dein kunstsinnigen Publikum bekannt zu machen,
so sollen auch die Bildwerke nicht bloß von einem Museum
in das andere gesandt werden, sondern vervielfältigt,
und die naturgetreuen Kopieen zu einem bedeutend
mäßigeren Preise wie das Original verkauft werden.

T KW ' ^

Teil eines Stuckfrieses an der Fassade des Chemiegebäudes (Architekt H. Grisebach)
auf der Berliner Gewerbeausstellung 1896, modellirt von Bildhauer GiESKCKE, Berlin.

Der Nutzen der Bildhauer ist in diesem Falle unbedingt
ein größerer. Es ist ihnen Gelegenheit geboten, das
Modell zu verkaufen, sowie einen Erlös aus den ver-
kauften Kopien zu ziehen; und es würde ungefähr das
litterarische Verhältnis von Verleger und Autor in An-
wendung kommen. Dass man tausendmal eher eine Kopie,
die dem Modell bezw. Original haarscharf gleicht, und
die man namentlich hinsichtlich ihrer genau wieder-
gegebenen Oberfläche vom Original niemals zu unter-
scheiden vermag, zu einem mäßigen Preise kauft, als
wie ein Original zu oft unerschwinglichen Preisen, —
das ist wohl klar.

DIE BERLINER GEWERBEAUSSTELLUNG 1896.

VON ALBERT HOFMANN-BERUN.

III.

ER Entwurf eines übersichtlichen Bildes
der Berliner Gewerbe-Ausstellung hat,
nachdem das äußere Bild in großen Um-
rissen gezeichnet wurde, nunmehr auf
das Ausstellungsgut selbst überzugehen
und sich in erster Linie mit der Gruppe
von Gegenständen zu befassen, die auf Anordnung Sr.
Majestät des Kaisers in der Ausstellung zur Aufstellung
gelangt sind. Vor einer in reich geschmückter Barock-
architektur durchgebildeten linken Abschlußwand der
großen Kuppelhalle sind die Gegenstände nicht eben

Kunstgewerbeblatt. N. F. VII. H. 12.

sehr geschickt aufgestellt und werden von den großen
Abmessungen der Halle nahezu erdrückt. Dieser recht
ungünstige Eindruck hätte durch eine andere Art der
Aufstellung nicht unwesentlich gemildert werden können.
Was die Gegenstände selbst anbelangt, so sind es neben
guten französischen Gobelins, die in Berliner Werk-
stätten ergänzt wurden und recht mangelhaft in die
Architektur eingeführt sind, Gebrauchsstücke aller Art,
welche im letzten Jahrzehnt eben, in den Jahren 1888
bis 1896, auf Befehl des regierenden Kaisers in Berliner
und Potsdamer Werkstätten angefertigt wurden. An

25
 
Annotationen