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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

DOI Artikel:
Hofmann, Albert: Die Berliner Gewerbeausstellung 1896, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0218
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DIE BERLINER GEWERBEAUSSTELLUNG 1896.

Teil eines Stuckfrieses an der Fassade des Chemie-
gebäudes (Architekt H. Gkisebach) auf der Berliner
Gewerbeausstellung 1896, modellirt von Bildhauer Giesecke,
Berlin.

dieser Herstellung waren beteiligt die Herren Hof-
gürtler Preetx, Ciseleur Rohloff, Hofmöbelfabrikant
Borchmann in Potsdam, Möbelfabrikant Zwiener, Uhr-
macher Oppermann, Hofbildhauer Iloffmann, Vergolder
Ullrich, die Aktiengesellschaft G. IL Stobivasser und die
Gobelinfirma W. Ziesch & Co. Die technische Her-
stellung der Stücke ist eine fast durchgehends vortreffliche,
die Erfindung keine oder eine sehr arme, denn die
meisten Stücke stützen sich auf französische Vorbilder
oder sind gar Kopien von solchen. In wie weit der
Wille des Bestellers hierauf Rücksicht genommen hat,
ist uns nicht bekannt. Wir begnügen uns mit der
Feststellung der Thatsache. So, wie
die Stücke heute dastehen, geben
sie wohl eine tüchtige Anschauung
der vortrefflichen Berliner Technik,
nicht aber auch der künstlerischen
Erfindung, wie sie auch in Berlin
zu Hause ist.

Gegenüber, am entgegengesetz-
ten Ende der Kuppelhalle, hat die
legi. Porxellanmanufaktur ihre rei-
chen und blendenden Gaben ausge-
breitet. Die kurze Entwickelung
dieser staatlichen Einrichtung in
neuester Zeit, ihre vom Grund aus
erfolgte künstlerische Umgestaltung
durch den Maler Alexander Kips
und durch den Bildhauer Sehley for-
dert die höchste Bewunderung her-
aus. Manchmal haben wir uns in
der Lage gesehen, an den Maß-
nahmen des Geheimen Ober-Regier.-
Rats Luders als vortragenden Rates
im kgl. preuß. Handelsministerium,

dem auch die Porzellanmanufaktur
unterstellt ist, strenge Kritik üben
zu müssen, um so freudiger und
unbefangener sind wir diesmal be-
reit, ihn zu den Erfolgen, die er
durch die glückliche Wahl der lei-
tenden Künstler mit der königlichen
Porzellanmanufaktur errungen hat,
auf das herzlichste zu beglückwün-
schen. Das was hier ausgestellt ist,
zeigt die Kunst des Porzellans auf
ihrer höchsten Höhe, vielleicht ist
diese Höhe an manchen Stellen zum
Schaden des Gesamteindrucks über-
schritten worden. Wir gehören
nicht zu jenen kritischen Naturen,
welche das Heil jeder künstlerischen
Bethätigung in der ängstlichen und
strengen schulmäßigen Abgrenzung
des Wirkungsgebietes einer Kunst
sehen, sondern wir meinen: was das Material bietet,
ist erlaubt, sofern es sich mit den Anschauungen
eines geläuterten und über allem selbst hohem Durch-
schnitte stehenden Schönheitsgefiihles verträgt. Das
vorausgesetzt, müssen wir bekennen, dass wir wohl
den mit Rnbens'scher Üppigkeit dargestellten Wandplatten-
gemälden unsere volle Bewunderung nicht versagen
können und in gleicher Weise die Feinheit in der Be-
handlung und Verwebung ornamentaler und figürlicher
Motive sowie auch landschaftlicher Vorwürfe für Wand-
schmuck und auf Vasen größten Maßstabes willig an-
erkennen, dass uns dagegen die natürlichen Grenzen,

Teil eines Stuckfrieses an der Fassade des Chemiegebäudes (Architekt H. Gripeuach)
auf der Berliuer Gcwerbeausstellung 1898, modellirt von Bildhauer Giesecke, Berlin.
 
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