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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Pabst, Arthur: Beobachtungen über gewerbliche Erziehung und praktischen Unterricht in den Schulen der Vereinigten Staaten von Nordamerika: Nach einem Vortrage, gehalten im Kunstgewerbeverein zu Leipzig am 31. Januar 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0205
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ig8 BEOBACHTUNGEN ÜBER GEWERBLICHE ERZIEHUNG UND PRAKTISCHEN UNTERRICHT

zeichneten Staaten erhalten nach dem Willen desselben
den Vorrang bei der Aufnahme. Die Erziehung ist
streng, und jeder, der sich nicht in die Ordnung der
Schule findet, wird
ohne weiteres entfernt.
Theoretischer und
praktischer Unterricht
gehen bei der Aus-
bildung Hand in
Hand, und zwar wird
im ersten und zweiten
Jahre die Unterrichts-
zeit gleichmäßig zwi-
schen Theorie und
Praxis geteilt, wäh-
rend im dritten Jahre
der praktische Unter-
richt überwiegt. Die
tägliche Unterrichts-
zeit beträgt acht Stun-
den. Die Lehrgegen-
stände sind Zeichnen,
Mathematik, Chemie,
Mechanik, Englisch,
Geschichte, Geogra-
phie, Verwaltungs-
kunde, Musik, Buchführung usw. Der praktische Unter-
richt beginnt mit leichter Holzarbeit, die sich in Modell-
schreinerei und Kunsttischlerei fortsetzt. Ein anderer
Zweig der praktischen Ausbildung ist das Bauhand-
werk mit Einschluß der Heizungs- und Kesselanlagen.
Eine dritte Abteilung umfaßt den Maschinenbau und
die Elektrotechnik. Jedes Schuljahr wird mit einer
Abschlußprüfung beschlossen, auch finden jeden
Monat Einzelprüfungen statt. Die Abiturienten der
Schule sind in der Praxis sehr gesucht und erhalten
im Maschinen- und Baugewerbe gute und lohnende
Stellungen.

Das System der Abendschulen mit freiwilligem
Besuch ist in allen größeren Städten gut ausgebildet.
Außer zahlreichen großen Stiftungsschulen sind öffent-
liche Abendschulen eingerichtet worden, deren Besuch
ganz unentgeltlich ist. Sie bieten theoretischen und
praktischen Unterricht in den verschiedensten Fächern.
New York, Boston und andere Städte stehen in dieser
Beziehung obenan. In New York besuchte ich eine

Abendschule für Mädchen, in der indes nur die
wissenschaftlichen Fächer gelehrt wurden; ebenso sind
aber auch Abendschulen für die praktischen Fächer
vorhanden, ebensowohl für alle Zweige des Zeichnens,
wie für Modellieren, Weben, Flechten, Schnitzen,
Lederarbeit und Metalltechnik. Eine Abendschule für
Männer, die von etwa 1200 solchen, in sehr ver-
schiedenem Alter stehend, besucht wurde, hatte Unter-
richtsklassen in Englisch, Deutsch, Latein, Französisch,
Spanisch, Mathematik, Buchführung, Zeichnen, Steno-
graphie, Verfassungskunde und anderen Fächern. Aller
Unterricht ist unentgeltlich und auch das Material
zum Schreiben und Zeichnen wird von der Schule
geliefert. Die Besucher waren zum Teil Männer in
reiferen Jahren, deren Arbeitseifer aber dem ihrer
jüngeren Genossen nicht nachstand.

In Boston besuchte ich eine der fünf großen Zen-
tral-Abendschulen, die von Seiten der Stadt im Laufe

der letzten Jahre mit
hohen Kosten errich-
tet worden sind. Sie
umfaßte eine große
Anzahl von Klassen,
welche in den ver-
schiedenen Lehrge-
genständen unterrich-
tet wurden. Bemer-
kenswert war der
praktische Unterricht
in physikalischen und
chemischen Labora-
torien. Derselbe wird
namentlich von sol-
chen jungen Leuten
besucht, die in Dro-
gengeschäften, chemi-
schen Fabriken usw.
tätig sind.

Praktischer Unter-
richt wird ferner er-
teilt in Werkstätten
Metallbearbeitung, einschließlich des
sowie in allen Fächern, die für

ED. SCHOLL NACHF., HOFBUCHBINDER, KARLSRUHE,
BUCHEINBÄNDE IN FARBIGEM LEDER MIT LEDER-
EINLAGEN UND HANDVERGOLDUNG

für Holz- und

Maschinenbaues.

die häusliche und gewerbliche Tätigkeit des weiblichen

Geschlechts in Frage kommen, also im Kochen und

Haushalten, im Nähen, Putzmachen, Sticken und
 
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