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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0045
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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

werkern vorzubereiten. Die technischen und künstlerischen
Elemente fehlen noch nicht in Frankreich, aber wir müssen
uns eilen und diese Elemente sammeln, ehe sie von der
drohenden Krisis verstreut werden. Die Union provinciale
wird ein Unterrichtsprogramm ausarbeiten, das hoffentlich
allenthalben angenommen wird und eine neue Generation
von Kunstgewerblern heranziehen kann, fähig, der aus-
ländischen Konkurrenz zu begegnen.« □

AUS NEUEREN SCHULBERICHTEN

o Aachen. Die gewerbliche Zeichen- und Kunstgewerbc-
schule umfaßt alle Fächer des Bauhandwerkes, des Ma-
schinenbaues und der kunstgewerblichen Berufsklassen,
einschließlich der Architektur. Nach Beginn des Unter-
richts an der obligatorischen Fortbildungsschule am 1. April
1909 soll nach drei Jahren der Unterricht nur noch für Ge-
hilfen erteilt werden. Die Kunstgewerbeschule hat Tages-
unterricht und verlangt eine hinreichende zeichnerische
künstlerische Befähigung. Eine Aufnahmeprüfung wird
meist als nicht nötig unterlassen, weil die Schüler von
der gewerblichen Zeichenschule herkommen. Die gewerb-
liche Zeichenschule wurde von 1006 Schülern, die Kunst-
gewerbeschule von 35 Schülern besucht. Die Kunstge-
werbeschule erhielt einen Neubau, der als Sheatbau mit
Nordlicht der erste in dieser Art in Deutschland ist. □

□ Altona. Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Die
Klasse für Feinmechaniker wurde wegen Besuchsmangel
aufgelöst. Ein Schüler der Schule namens Stobbe erhielt
bei der Konkurrenz um den Entwurf für ein Plakat für
das 16. deutsche Bundesschießen in Hamburg 1909 den
Preis von 500 Mark und den Auftrag für die Ausführung.
Der jährliche Staatszuschuß wird wahrscheinlich auf 4500
Mark erhöht werden, wenn die Stadt den notwendigen
Neubau des Schulgebäudes ausführt. °

□ Barmen. Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Die
Schule hat Tagesunterricht und vermittelt in ihrem Atelier-
unterricht die theoretische, und in ihren Lehr- und Ver-
suchswerkstätlen die praktische Ausbildung für Dekorations-
maler, Lithographen und Flächenkünstler, für Tischler und
Innenkünstler und endlich für Plastiker. Jede dieser Fach-
abteilungen besitzt eine Vor- und Versuchsklasse. In der
Lehr- und Versuchswerkstatt für Tischlerei können ältere

"^



H. Oiesecke, Füllung im Ratskeller in Charlottenburg

Gesellen ihre reine handwerkliche Geschicklichkeit in allen
feineren Techniken ausbilden und sich auch für den Werk-
führer-Beruf ausbilden. Nach Schluß des Schuljahres 1907/8
verließen 40 Vollschüler, zum größten Teil nach mehr-
jährigen Studien, die Schule und kehrten meist in die Praxis
zurück. An Schüler konnten 14 Stipendien im Gesamt-
betrage von 3062 Mark verliehen werden. n
n Berlin. Kunstklasse der Berliner Buchbinder-Fachschule.
Als Lehrkräfte wirken in dieser Klasse der Kunstbuch-
binder Paul Kersten und der Maler L. Süttcrliu. Die
Schüler werden theoretisch und praktisch im selbständigen
Entwerfen und in der regelrechten Herstellung künst-
lerischer Einbände ausgebildet. Der Unterricht wird nach
den Prinzipien reiner Werkstattlehre gehandhabt und zer-
fällt in eine Abteilung für praktische Buchbinderei (Lehr-
werkstätten) und eine solche für Zeichnungen und Ent-
würfe; die Schüler dürfen diejenigen Entwürfe, die sie in
der Zeichenklasse entworfen haben, in der Lehrwerkstätte
später technisch ausführen. Von der Aufstellung eines
schematischen Schulprogramms wurde abgesehen. o
d Berlin. An der Mal- und Zeichenschule von Clara
Elisabeth Fischer unterrichtet seit einiger Zeit der durch
seine Plakate usw. vorteilhaft bekannte Graphiker Ernst
Neumann. Seine Schüler lernen, malerische Absichten ori-
ginalgraphisch zum Ausdruck zu bringen. □

□ Charlottenburg. Städtische Kunstgewerbe- und Hand-
werkerschule. Die Schule wurde im Sommerhalbjahr 1907
von 698 und im Winterhalbjahr 1907/8 von 987 Schülern
besucht. Außerdem nahmen zwischen 130 und 140 schul-
pflichtige Knaben aus den oberen Klassen der Gemeinde-
schulen an den für sie eingerichteten Zeichen- und Mo-
dellierkursen im wahlfreien Unterricht teil. Am stärksten
war die Tagklasse für Zeichnen und Malen besucht, denen
die Klassen für Innenarchitektur und Modellieren folgten.
Es wurden zahlreiche Besuche von technischen und in-
dustriellen Anstalten unternommen. Professor Mohrbutter
hielt einen zweiten Kursus für Lehrer der Dekorations-
malerklasse ab. Es konnten für 2300 Mark Stipendien an
die Schüler verteilt werden. °

d Berlin. Unterrichtsanstalt des Königl. Kunstgewerbe-
museums zu Berlin. Für das Wintersemester 1907/8 waren
558 bisherige und neue Schüler angemeldet, von denen
nach vorschriftsmäßiger Prüfung 384 aufgenommen wurden.
Darunter 64 Schüler und 36 Schülerinnen der Vorschule
und 107 Schüler und 38 Schülerinnen der Fachklassen und
Lehrwerkstätten.OrdnungsmäßigeAbgangszeugnisse,dieeine
abgeschlossene Ausbildung bescheinigen, wurden im Jahre
1908/8 verteilt: 2. 30 Schüler und Schülerinnen erhielten
Stipendien. Von verschiedenen Stellen wurden im bedeutend
vermehrten Umfange an die Anstalt Bitten um Veranstal-
tungen von Weltbewerben zur Erlangung künstlerischer Ent-
würfe gerichtet. Viele Schüler haben sich erfolgreich auch
in allgemeinen, außerhalb der Anstalt ausgeschriebenen
Wettbewerben betätigt. °

d Berlin. An der Kgl Kunstschule erhalten jetzt Damen,
die das Zeichenlehrerinnenexamen bestanden haben oder
eine gleichwertige Prüfung nachweisen können, eine dem
akademischen Studium entsprechende Ausbildung. (An
der Kgl Kunstakademie werden kunststudierende Damen
noch nicht aufgenommen.) Die Anmeldungen für diese
Schule erfolgten außerordentlich zahlreich. Für das Unter-
richtsjahr 1906/7 waren z. B. 456 Bewerbungen um Auf-
nahme in die Hauptkurse eingelaufen, von denen nur 78,
also nur 17 Prozent (44 Herren und 34 Damen, unter denen
sich 20 Lehrer und 5 Lehrerinnen befanden) berücksichtigt
werden konnten. Die übrigen, also 83 Prozent, mußten
wegen Platzmangel oder wegen ungenügender Vorbildung
 
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