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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0046

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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oder Begabung zurückgewiesen werden. Vorsitzender der
Prüfungskommission der Zeichenlehrer oder Zeichen-
lehrerinnen war Prof. Dr. Pallat. ■>
n Berlin. Die Schule Reimann, Ateliers und Werkstätten
für Kleinkunst, war im verflossenen Wintersemester von
45 Schülern und Schülerinnen besucht, von denen 22 an
den praktischen Kursen im Metallbearbeiten, Holz- und
Elfenbeinschnitzereien, Intarsien usw. teilnahmen. Bei An-
fängern beginnt der Unterricht mit dem selbstschöpferischen
Entwickeln ornamentaler Formen aus geometrischen Ur-
motiven, worauf ein streng sachliches Zeichnen und Model-
lieren von Naturformen folgt. Dann wird das Verarbeiten
der so gefundenen Formen zu zweckmäßigen Gebrauchs-
gegenständen versucht. D
o Charlottenburg. Am 1. Januar hatten die unter Leitung
des Bildhauers A. Lcwin-Funcke stehenden Stadien-Ateliers
für Malerei und Plastik einen Bestand von 113 Schülern,
50 Herren und 63 Damen. Vier davon nahmen ganze und
fünf halbe Freistipendien ein. Es wurde vorwiegend der
menschliche Körper in Akt und Porträt studiert. Die Schule
hat jetzt ein besonderes für ihren Zweck erbautes Atelier-
haus in der Scliillerstraße 115 inne. °
u Bischofsheim v. d. Rölin. Die Holzschnitzschule
des »Polytechnischen Zentralvereins von Würzburg« wurde
im Jahre 1907 8 von 19 Schülern besucht, von denen zwei
nach bestandener Prüfung sich in ihren Heimatgemeinden
als Holzschnitzer selbständig machten. An Stipendien
wurden 130 Mk. und an ältere Schüler für gute Arbeiten
3261 Mk. ausgezahlt. n
□ Breslau. Die Kgl. Kunst- und Kunstgewerbeschule hat
mit Genehmigung des Unterrichtsministers ihre Werkstätten
für Holzschnitzereien aufgehoben. An der Schule unter-
richteten neben den übrigen Lehrern vier Werkmeister in
Kunsttischlerei, im Ziselieren und Treiben und in der Bronze-
gießerei. Die kunst- und kunstgewerbliche Abteilung hatte
im Winter 88 Vollschüler und 20 Vollschülerinnen, im
Sommer 64 Vollschüler und 19 Vollschülerinnen. Unter
den Vollschülern befanden sich unter anderen 9 Lehrlinge,
68 Gehilfen und ein Meister. Nach den Berufarten waren
von 120 Vollschülern im Tagesunterricht 53 Maler, 31
Zeichner, 20 Bildhauer und Modelleure. Abgangszeugnisse
erhielten 3 Bildhauer, 5 Möbelzeichner, 2 Dekorationsmaler,
2 Maler und 2 Musterzeichner. □
o Bunzlau. Die Kgl. keramische Fachschule hatte am
1. Januar 1908 41 Tagesschüler und 48 Abendschüler. Die
Fachschule besitzt die Einrichtung einer zweckmäßigen und
zeitgemäß ausgestatteten kleinen Fabrik, also Maschinen-
kraft, Einrichtung zur Zerkleinerung des Tones, zur An-
fertigung beliebiger keramischer Massen und Glasuren,
zum Pressen von Röhren und Fliesen, zur Dekoration der
Gefäße, sowie zum Brennen, Schleifen und Fertigmachen.
Der Unterricht gruppiert sich in Zeichnen und Malen, in
Modellieren, in theoretische und praktische Chemie, in
theoretische Keramik und keramische Technologie, in
Physik, in Mineralogie, in Geologie und endlich in um-
fassenden Werkstattunterricht. o
n Köln. Der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule ist
eine kirchliche Abteilung angegliedert, die auf traditioneller
Grundlage hissend sich in diesem Punkte von anderen
Instituten ähnlicher Art unterscheidet. Neben den Forde-
rungen der Neuzeit, welchen die anderen Abteilungen der
Schule zustreben, ist in der kirchlichen Abteilung Gelegen-
heit geboten, der alten Kunst gerecht zu werden. Die
Aufnahme in die Abteilung für kirchliche Kunst erfolgt
nur, wenn die Schüler dem eigenartig gestellten Lehrplan
und den gegebenen Aufgaben ausschließlich sich widmen
wollen, da es, wie es in dem Schulprogramm heißt, »nicht

angängig sei, daß der Schüler heute modern und morgen
im historischen Sinne arbeitet. Es sei also vor Eintritt
in die Anstalt hierüber Entscheidung zu treffen, da Art
und Gliederung des Lehrstoffes im historischen Sinne durch
sämtliche Klassen durchgeführt sei.« — Der Neubau der
Anstalt scheint nunmehr gesichert zu sein. Es wurden
größere Mittel für die Erhöhung des Lehrmittelfonds be-
willigt, als deren Resultat ein verdoppelter Ersatz der
Tagesschule zu verzeichnen ist. — Die preußische Regierung
hatte angeboten, das früher in Charlottenburg bestandene
Glasmalerei-Institut der Anstalt anzugliedern. Leider haben
sich die Verhandlungen zerschlagen. — Für die Bildhauer
ist ein besonderer Kursus im monumentalen Modellieren
eingerichtet worden. — Die Kurse für ältere Handwerker
mußten wegen Raummangels im letzten Schuljahre aus-
fallen. — Eine klare Trennung in Pflichlfortbildungs- und
Handwerkerschulen ist jetzt durchgeführtworden. Es werden
neuerdings nur Handwerker der Oberstufe, die im dritten
Jahre der Lehre stehen, an der Kunstgewerbeschule Sonntags
oder abends Unterricht erhalten. Mit den Direktoren des
Botanischen und Zoologischen Gartens ist ein Vertrag ab-
geschlossen worden, nach dem den Schülern das Natur-
studium in reichlichem Maße zugängig gemacht wurde, a

ERÖFFNETE AUSSTELLUNGEN

□ Leipzig. (Deutsches Buchgewerbemuseum.) Neu aus-
gestellt sind: Emil Praetorius (graphische und buchgewerb-
liche Arbeiten); Frau Maria Rassow in Lilienthal bei Bremen
(Buntpapiere); Drucksachen, die nach Entwürfen von Peter
Behrens für die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft in Berlin
angefertigt sind; die farbigen Tafeln des neuesten Bandes
jener prächtigen Ausgabe des Breviarium Grimani, die bei
A. W. Sijthoff in Leiden und Karl W. Hierseinann in Leipzig
erscheint; Notentitel und Musikwerke aus dem Besitze des
Herrn Regierungsrat Walter von Zur Westen in Berlin.
Die Ausstellungen sind Wochentags von 9 bis 6 Uhr und
Sonntags von 11 bis 2 Uhr unentgeltlich geöffnet. □

d Redaktionelle Vorbemerkung: Die nächste Nummer des »Kunst-
gewerbeblattes« wird im textlichen Teile zur Probe ganz in einer neuen
Antiquaschrift von Professor Peter Belnens gedruckt werden. □

*.: 7

„J

H. Oiesecke, Füllung im Ratskeller in Charlotlenburg
 
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