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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

DOI Artikel:
Bernoulli, Rudolf: Von alten und neuen Posamenten: Bericht über die Sonderausstellung des kgl. Kunstgewerbe-Museums in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0188

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VON ALTEN UND NEUEN POSAMENTEN



181







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Gesticktes Bond mit Franse. 15. Jahrhundert. Aus der Stoffsammlung des Kgl. Kunstgewerbemuseums zu Berlin.

VON ALTEN UND NEUEN POSAMENTEN

BERICHT ÜBER DIE SONDERAUSSTELLUNO DES KGL. KUNSTGEWERBE-MUSEUMS IN BERLIN

IN raschem Wechsel folgten sich die letzten Sonder-
ausstellungen im Lichthofe des Kgl. Kunstgewerbe-
museums. So rasch, daß für keine der Aus-
stellungen sonderlich viel Umstände gemacht werden
konnten. Der Lichthof behielt seine alte Physio-
gnomie; die schwarzen Stellwände zeigten bald Webe-
reien, bald Handzeichnungen von Kunsthandwerkern
älterer Zeit. Aber seit einigen Wochen war der Licht-
hof für das Publikum unzugänglich. Ein emsiges
Hämmern, Sägen, Poltern und hin und her huschende
Gestalten in weißen Malerkitteln ließen ahnen, daß
Großes vorbereitet wurde. Und nun ist die Aus-
stellung eröffnet. °
d Der Lichthof ist kaum wieder zu erkennen. Eine
helle Wand umzieht den ganzen Raum, hin und
wieder von dunkleren Streifen gegliedert. Kleine
Kojen, neun an der Zahl, sind eingebaut, einige
schwarze Ausstellungsschränke im freien Räume auf-
gestellt. Auf dem ehemals durch gelbe Streifen ge-
musterten Fliesenboden liegen grüne Kokoslaüfer,
welche die unruhig wirkenden gelben Partien ver-
decken und mit den übrigen roten und grauen Fel-
dern einen angenehmen Zusammenklang bilden. Da-
mit ist der Rahmen für die Ausstellung gegeben.
Der Architekt Paul Thiersch in Berlin, Assistent von
Prof. Bruno Paul, hat ihn geschaffen. d
Kunstgewerbeblatt. N. !■'. xx. II. in

n Nun zur Ausstellung selbst. Ein kleiner Führer,
von dem Leiter der Sonderausstellungen, Direktor
Dr. Peter Jessen verfaßt, gibt Auskunft über den
Zweck und die Absicht dieser Ausstellung: Das mo-
derne Posamentiergewerbe bedarf dringend künst-
lerischer Durchbildung, wenn es mit den anderen
Zweigen unserer Werkkunst Schritt halten will. Durch
die Reaktion, die auf die Überladung mit Zierat ge-
folgt ist, ist dieser Gewerbezweig so wie so etwas in
Verruf gekommen; künstlerisch empfindende Leute
wenden sich von ihm ab, ohne erst zu erwägen, daß
es eine willkommene Ergänzung moderner dekorativer
Kunst sein könnte. Diese Ausstellung soll nun be-
weisen, daß die Posamentiererei tatsächlich einer
künstlerischen Fassung fähig ist, daß sie auch in
früherer Zeit einen bedeutenden Anteil hatte an der
ganzen kunstgewerblichen Arbeit und darum auch
heute noch die Aufmerksamkeit aller derer verdient,
die sich um das Kunstgewerbe bekümmern Dem-
entsprechend gliedert sich die Ausstellung in drei
Teile: Eine Auswahl von alten Posamenten aus der
Stoffsammlung des Kgl. Kunstgewerbemuseums, Proben
neuer Posamenten und einige Beispiele von Verwen-
dungen solcher Posamenten in künstlerisch ausge-
statteten Räumen. □
o Die frühesten der ausgestellten Posamenten stam-

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