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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Creutz, Max: Das Krematorium von Peter Behrens in Hagen in Westfalen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0050
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KREMATORIUM VON PETER BEHRENS



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hineinspinnt in den Rhythmus der Blüten und Ranken, die in einer fremden Abstraktheit die Seele
gefangen halten wie in einer neuen seltsam geheimnisvollen Welt, so folgen wir auch Behrens in
die neue Welt seiner Tektonik und Ornamentik, die den Geist unwillkürlich fortzieht in den Raum
und die Weite. Das Schwerfällige alles Körperlichen bleibt von seinen Werken zurück, und der Geist
zieht in ein fernes Land. Im Krematorium ist durch die Bestimmung des Gebäudes das eigentliche
Wesen seiner Kunst erschöpfend verdeutlicht. Wir stehen hier an der Schwelle des dunklen Reiches,
wo alles Sinnliche, Irdische, Diesseitige schwindet. In ewiger Ruhe steigt die Apsis empor, von
dunklen Säulen getragen, auf goldenem Grunde symbolische Gestalten in wunderbarer Farbenpracht,
das Mosaik von E. R.Weiß. Hier wird der Blick gefangen. Hier findet alle Bewegung Erlösung und
letzte Ruhe. Hier lebt in allem Unwirklichen Erfüllung und sinnenfrohe Farbigkeit. Und aus dem
Goldgrunde lösen sich die Worte, die den Sinn verdeutlichen: »Alles Vergängliche ist nur ein
Gleichnis«.

Peter Behrens hat uns in seiner Kunst Sinn und Wesen unserer Zeit und ihre Forderung am
klarsten verdeutlicht, und er scheint hier wesentlich im Zusammenhange mit seiner Kunst die neuen
Beziehungen des modernen Menschen zur Welt und den Dingen seiner Umgebung zu charakterisieren.
Durch die modernen Verkehrsmittel ist uns die Möglichkeit einer schnellen Fortbewegung der eignen
Existenz gegeben. Wir bewegen uns auf modernen Fahrzeugen, die, fast wie ein Teil unserer selbst,
ein modernes Zentaurentum geschaffen haben. Die alte Schwerfälligkeit und die Enge des Horizontes
ist überwunden. Eine größere Intensität des Verkehrs und größere Forderungen derErledigung bringen
ein schnelleres Tempo in die Menschheit. Dieses Moment wirkt vorerst zwar noch unmerklich, jedoch
allmählich mit unfehlbarer Sicherheit rein optisch auf unsere Anschauung ein. Für den Blick verwischt

Peter Behrens, Krematorium in Hagen i. W. (Seitenansicht.)
 
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