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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Nachlese von der Weltausstellung Brüssel
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0021

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14

NEUE ARBEITEN VON ALBIN MÜLLER IN DARMSTADT




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ALBIN MÜLLER, BEDRUCKTE TISCHDECKEN
AUSFÜHRUNG: GLASER NACHF., PENIG I. S.

aber Zeit wäre es, endlich mal eine deutsche
Landesausstellung zusammenzubringen. Aber,
selbst für eine solche würde das repräsentie-
rende Deutsche Haus von Brüssel als Haus
des Reiches nicht genügen; es ist doch, und
namentlich im Innern, mäßig und zu ärmlich
bedacht worden. Es ist nur gut, daß es immer
verschlossen ist; die Fremden reizt das natür-
lich noch mehr, aber einen Gang zum Bureau
des Reichskommissariats ist die Besichtigung
kaum wert. Wir haben keinen Raum, in dem
das Reichsoberhaupt oder ein deutscher Fürst
würdig empfangen werden könnte; und so
ist gerade dieses offizielle Haus des Deutschen
Reiches unwürdig. Haben wir keinen Archi-
tekten, der den Reichsgedanken in die Archi-
tektur zu übersetzen vermöchte? Jede lokal
ländliche Färbung ist hier zu verwerfen. □
□ Wir brauchen gewiß nicht erst beim Nach-
bar zu fragen, auch nicht beim Dreibundnach-
bar, wie er es machen wird, denn Italien wie
auch Österreich hätten uns bei ihrer noch we-
niger als mäßigen Beteiligung sicher keinen
aufmunternden Rat erteilt. Doch, wenn schon,
denn schon; und wenn in solchem Umfange
und mit solchen Opfern wie in Brüssel, dann
dürfen einige hunderttausend Mark keine Rolle
spielen. Wir Deutsche können in solchen
Fällen mit Recht eine auch großzügige offi-
zielle Vertretung fordern. Wenn man in Brüs-
sel in der äußeren Bescheidenheit mit ge-
wollter Klugheit vorgegangen wäre, dann
hätte füglich dem Beschauer das Gefühl er-
spart bleiben müssen, daß es hier an den
nötigen Mitteln gefehlt habe. Die Paar baye-
rischen Gobelins mit den Taten des Herkules
lassen die Ärmlichkeit noch schärfer erken-
nen. Vielleicht lösen wir eine nationale Zu-
sammenfassung des Reichsgedankens zunächst
einmal bei uns; vielleicht genügt das dann,
um mal an weiteren »sogenannten« Welt-
ausstellungen unbeteiligt zu bleiben. □
□ Die Zurückhaltung der übrigen Staaten
fällt aber auch nicht nur dem sich speziellen
Studien hingebenden Fachmanne, sondern
auch dem Ausstellungsbummler aufdringlich
in die Augen. Nur Belgien selbst macht als
Veranstalter naturgemäß eine Ausnahme; es
hat alles auf die Beine gebracht, was dafür
irgendwie taugte. Leider viel zu viel; und
das etwas gar zu festfreudige Drum und Dran,
die Tausende von Fahnen, Fähnchen und
Lappen, dekorativen Beiwerke mit einer Un-
menge von Schrifttafeln erdrücken schließlich
das, doch auch ohne Zweifel vorhandene Gute.
Das ist die Landesausstellung, wie sie auch
sonst nicht sein sollte, denn eine Ausstellung
soll doch schlechterdings nicht die Aufgabe
haben, zu einer Landeskirmes zu werden, noch-
zumal doch außerdem noch stets der etwas
stark auswachsende Vergnügungspark ange-
hängt wird. Somit wird ein solches Vergnü-
gen scheinbar zum Endzweck unserer Aus-
stellungen; doch Vergnügungen bringen Geld.
□ Wer aber sonst mit hellen Augen durch die
riesigen Hallen, die kleineren Gebäude und die
zahllosen Kioske gewandert ist, konnte auch
seine Rechnung finden. Auf alle Fälle die
 
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