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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

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Kračik, Hugo: Neue Bucheinbände von Paul Kersten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0031

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Paul Kersten: Einband zu Ernst Schur, Der moderne Tanz

Paul Kersten: Einband zu P. Nansen, Maria

NEUE EINBÄNDE VON PAUL KERSTEN IN BERLIN

Geschmack soweit Ausdruck zu geben, indem ich dieses
Deckelornament in seinen reizenden, stillen Linien, welche
die Fläche so apart von oben nach unten aufteilen und
doch wieder ein so zart geschlossenes Ganze ergeben, als
beste ornamentale Leistung Kerstens bezeichne. Ich gehe
sogar noch weiter und sage, daß es zu den besten Flächen-
ornamenten zu rechnen ist, welche unsere moderne, strengere
Flächenkunst in den letzten Jahren hervorgebracht hat.
Und ich muß bei diesen Kreisen und Linien wieder an
jenes Wort August von Thierschs denken, welches lautet:
»Es gibt unendlich viele verschiedene Figuren, die an und
für sich weder schön noch häßlich genannt werden können.
Das Harmonische entsteht erst durch Wiederholung der
Hauptfiguren des Werkes in seinen Unterabteilungen.« In
diesem Linienspiel stört kein Punkt trotz des reichen
Lebens, welches es der Fläche gibt. Der Rücken wieder-
holt oben und unten das Hauptmotiv. Kersten paßt seine
Entwürfe hin und wieder dem literarischen Inhalte des
Buches in irgend einem dezenten figürlichen Gedanken an,
daß er hier aber dieses Ornament neutral gestaltete, tat
er recht, denn dieser Entwurf paßt — wenn man beides
bei einem Buch überhaupt in eine gewisse Berührung des
Ausdrucks bringen will — so recht zu der fein modernen
Liebesepisode des Inhaltes: Nansen, Maria. Wer es ge-
lesen hat, findet in diesem ornamentalen Vorwurf doch
sicher etwas Unbewußtes, welches er mit dem Inhalte in
Verbindung bringen möchte, denn in diesem Linienspiel
schlummern gewisse Werte, welche unserem inneren,
seelischen Gefühlsleben anziehend erscheinen. (Leider ist
die photographische Aufnahme gerade dieses Einbandes
nicht gerade zum Besten gelungen.) Das blaue Kalbleder
paßt sehr gut zu Gold. Das Vorsatz ist Marmorpapier in
violett, orange und hellgrün. □
□ Abb. 2 auf Seite 21 zeigt ein überaus zartes Flächen-
ornament von lauter kleinen Kreisen und Punkten. Die
drei gut hineingesetzten Achtecke mit ihren kräftigeren
Blättern ergeben reizende Füllungen. Diese letzteren Fi-

guren sind orangefarbig gehalten, das Leder der Deckel
ist hellgrau — diese zarte Farbenstimmung paßt durchaus
zu der zarten Ornamentierung. Dieser Band, wie der
auf Seite 22 unten rechts sind in Brüssel. Abb. 1 auf
Seite 21 zeigt einen Einband in marineblauem Maro-
quin. Die eingebogenen Vierecke in der Mitte, welche
die neun Kreise umgeben und in ihrer Gesamtheit ein
hübsches Ornament darstellen, sind türkisgrün gehalten.
Die diagonale Linienteilung wirkt einfach, aber sehr gut,
und richtet sich nach der Teilung des Rückens. Das Vor-
satz ist hier türkisgrüne Seidenmoiree, umgeben von einer
verzierten Lederkante, was Kersten oft an wendet. Der
vierte Einband ist marineblau Maroquin poli, die kleinen
Ovale sind hell karmoisinfarbig. Rücken wie Deckel zeigen
sich ähnelnde, zarte, feingegliederte Linienornamente.
Der Einband S. 22 unten rechts ist karminrotes Seehund-
leder, das Vorsatz besteht aus selbstgefärbtem, karmoisin-
rotem seidenen Spitzenstoff. Die Linienteilung des Deckels
richtet sich nach den beiden Bünden des Rückens. Hier
gibt Kersten ein wunderbares Kreisornament unter bester
Ausnützung der Stempel. Auf S. 23 unten links ist ein
Einband mit hellgrünem Seehund, die Herzen sind rot.
Die Teilung richtet sich nach den drei Bünden. Rechts
ist das Vorsatz mit dunkelgrünem Kalbleder und dunkel-
grüner Seide dazu. Hier ist die Handvergoldung sehr
reich. Die kleinen, feingegliederten Palmetten, die Blüten
und der Sternengrund, vor allem aber die Herzen deuten
auf den Inhalt des Buches: Stendhal, Buch der Liebe.
Einband S. 22 oben links besteht aus hellblauem Saffianleder.
Die mittleren Tropfen sind türkisgrün, das Vorsatz ist
gleichfarbige Taftseide Die Teilung richtet sich nach den
vier kräftigen Bünden. Der ornamentale Entwurf des Deckels
erreicht hier einen hohen Grad strenyer Schönheit. Die
nach der Höhe strebenden, dreieckigen Figuren weisen
auf die Hoheit der schönen Gesänge von Evers-Fidus hin.
Der neunte Band ist weißes Schweinsleder, die dunklen,
kleinen Kreise sind orangefarbig. Die Teilung des Deckels
 
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