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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

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Hellwag, Fritz: Käthe Stadthagen in Mittenwalde - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0043

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36

ARBEITEN VON KÄTHE STADTHAOEN IN MITTENWALDE


□ Ein Dresdener Künstler behandelt
in seiner Zuschrift die, ja auch oben

□ Herr Hofjuwelier C. A. Beutners in Düsseldorf sandte
eine längere Erwiderung, die in vielen Punkten inter-
essant ist. □
□ Herr C. A. Beumers gibt seiner Freude darüber
Ausdruck, daß nun ein ernster Wille zur Verständigung
zwischen Künstlern und Industriellen da sei, denn auch
die letzteren äußerten oft, daß sie froh wären, wenn ihnen
jemand zu wirklich guten Entwürfen verhelfen würde.
Denselben Willen hätten auch die Kunsthandwerker, bei
denen die Sache aber so läge, daß sie für einen bestimmten
festen Kundenkreis arbeiteten, dem sie nicht unvermittelt
etwas ganz Neues vorsetzen könnten. Eine gewisse Über-
gangszeit sei hier für beide Teile notwendig, womit aber
nicht gesagt werden sollte, daß der Künstler im alten Fahr-
wasser weiterziehen müsse. Im Gegenteil, er solle Neues
erfinden, aber darauf Rücksicht nehmen, daß es sich unter
den bisherigen Bedingungen, was Preis und Absatzmöglich-
keit anginge, hersteilen ließe. Besonders bei Entwürfen
für das Kunsthandwerk sei oft die Preisfrage hinderlich,
da die Künstler zu hohe Honorare forderten. Er, Beumers,
habe z. B. kürzlich den Fall erlebt, daß ein Künstler für
den Entwurf einer Uhr, deren Herstellung etwa 4500 bis
5000 M. kostete, ebensoviel Honorar berechnete. Ein so
teures Stück sei selbstverständlich nur dann zu verkaufen,

wenn es nur in einem Exemplar hergestellt würde. Der
Kunsthandwerker müsse also im Gegensatz zu den In-
dustriellen, die das Künstlerhonorar auf zahlreiche Wieder-
holungen verteilen könnten, das Künstlerhonorar auf das
eine einzige ausgeführte Exemplar draufschlagen. Die Uhr
müßte also im Verkauf 10 bis 12000 M. kosten und sei
deshalb kaum verkäuflich. Beumers meint ferner, daß zu-
weilen die Idee des Künstlers, die er in seinem Entwurf
niedergelegt habe, Schiffbruch erleide, wenn der Aus-
führende erst einmal anfinge, Änderungen vorzunehmen;
jener ginge dabei leicht über das notwendige Maß hinaus,
um sich die Arbeit zu erleichtern. Ein anderes Beispiel:
Ein Künstler hatte eine silberne Jardiniere entworfen, bei
der in recht origineller Weise Emailflecken verwendet
waren. Der Entwurf sah recht ansprechend aus, aber bei
der Ausführung ergaben sich große technische Schwierig-
keiten, weil einige Emailflecken an Stellen gesetzt waren,
wo sie schwer ausführbar wurden. Da der Künstler sich
nicht zu einer Änderung bewegen ließ, sah sich der Fa-
brikant vor die Wahl gestellt, entweder die einzelnen Teile
der Jardiniere mit Zinn zusammenzulöten, was ihn die
Lage versetzte, das verhältnismäßig kleine Stück für 150 M.
zu verkaufen; damit war aber eine Fabrikationsmethode
angewendet, die kaum bei billiger Basarware, niemals
aber bei so teuren Stücken erlaubt sein
sollte; oder aber, verschiedene Teile mit
Rändern zu versehen, um einem Ver-
biegen vorzubeugen, und die email-
lierten Rändchen mit Nägelchen zu
nieten. Dann hätte sich aber der Ver-
kaufspreis um 100 M. erhöht und wäre
im Handel wohl nicht zu erzielen ge-
wesen. Hier war also in erster Linie
die Unkenntnis der Fabrikationsmethode
dem entwerfenden Künstler hinderlich
und zweitens sein Eigensinn, sich nicht
von Ausführenden beraten lassen zu
wollen. Allerdings hätten solche Be-
ratungen nur beim Entstehen der Zeich-
nungen irgendwelchen Wert, denn beim
Umarbeiten für die Ausführung würde
der Entwerfende oft enttäuscht. Ein
Kunsthandwerker, selbst wenn er zum
selbständigen Entwerfen befähigt wäre,
fände nicht mehr die Zeit, alles allein
zu machen und sei deshalb auf Künstler
angewiesen. Beumers befürwortet am
Schluß, man müsse die tüchtigsten
Künstler als Lehrer an die Schulen
nehmen und ihnen alsSchüler die besten,
begabtesten jungen Leute, die in der
Lehrzeit bewiesen hätten, daß sie zu
Höherem befähigt seien, anvertrauen.
Wenn diese Leute für das Gewerbe
erzogen würden, dann könnte man im
Laufe der Jahre einen Stamm von
Künstlern haben, der dem Gewerbe von
großem Nutzen wäre. Unter allen
Umständen sei aber zu fordern, daß
alle mittelmäßigen und weniger be-
gabten Leute von den Schulen fern
gehalten würden, denn sie bildeten
nur unnötigen Ballast, der dem Vorwärts-
kommen der anderen hinderlich sei. □

Käthe Stadthagen in Mittenwalde-Berlin
Blumenständer bei A. Wertheim A.-G., Berlin
 
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