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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

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Hellwag, Fritz: Käthe Stadthagen in Mittenwalde - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0044

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ARBEITEN VON KÄTHE STADTHAGEN IN MITTENWALDE

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von Beumers gestreifte Frage des Künstlerhonorars.
Er schreibt: □
□ »Ein Fabrikant muß das von ihm bezahlte Künstler-
honorar zu seinen Fabrikationskosten schlagen und, der
Gesamtsumme seiner Auslagen entsprechend, den Einzel-
verkaufspreis des Gegenstandes festsetzen. Er legt nach
seiner bisherigen Erfahrung mit anderen Gegenständen,
die ihn aber sehr leicht irre führen kann, bei der Berech-
nung die Absatzmöglichkeiten zugrunde. Wenn er für den
Entwurf eines Gegenstandes, dessen Herstellung 10 M.
kostet, 100 M. Künstlerhonorar bezahlt hat und auf einen
Absatz von 50 Exemplaren rechnet, so muß er auf jedes
Stück mindestens 2 M. aufschlagen. Verkauft er mehr als
50 Exemplare, so verdient er allerdings bei jedem Exem-
plar 2 M. mehr oder aber er kann den Verkaufspreis um
die Differenz des ja nun schon herausgewirtschafteten
Künstlerhonorars herabsetzen. Setzt der Fabrikant aber
weniger als 50 Stücke ab, so wird es ihm unmöglich, das
Künstlerhonorar wieder herauszuwirtschaften und das bleibt
als unangenehme Erinnerung an die Verbindung mit dem
betreffenden Künstler auf dem Verlustkonto stehen. Da
könnte nun eine andere Methode, die sich z. B. bei den
»Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst« von Karl
Schmidt vorzüglich bewährt hat, Platz greifen. Herr Schmidt
beschäftigt, wie bekannt, mehrere bedeu-
tende Münchener und Dresdener Künst-
ler, die fortlaufend neue Entwürfe ihm
einliefern. HerrSchmidt hatnunfolgende
Praxis eingeführt: ErzahltdenKünstlern
nicht eine größere Pauschalsumme bei
Ablieferungen ihrer Entwürfe, sondern
er beteiligt sie in Prozenten am Fabrika-
tionsgewinn. Hat nun also einer der
Künstler einen Entwurf geliefert, der gut
anschlägt, so verdient er wahrscheinlich
mehr Honorar, als wie ihm der Unter-
nehmer bei Abnahme des Entwurfes auf
unsicheres Risiko hin jemals hätte be-
zahlenkönnen. Schlägt der Entwurf aber
nicht ein, so erleidet der Fabrikant bei der
kleinen Absatzziffer der Gegenstände
nicht auch noch den Verlust des von ihm
bar im voraus bezahlten Künstlerhono-
rars, der ihn unter Umständen so schwer
treffen könnte, daß ihm das weitere
Zusammenarbeiten mit Künstlern ver-
leidet würde. Allerdings verdient auch
der Künstler nichts und hat beinahe um-
sonst gearbeitet. Er ist aber, wenn man
es so nehmen will, der schuldige Teil
gewesen und wird, ohne schlechtem
Geschmack Konzession machen zu
müssen, seine Entwürfe künftig anders
einrichten, indem er aus dem erlebten
Fiasko eine Lehre zieht. Selbstverständ-
lich sollten sich die Künstler zu solchen
Verträgen nur dann herbeilassen, wenn
sie es mit einem Fabrikanten zu tun
haben, der seine Fabrikation wirklich in
der allerbesten und auf die Intention
der Künstler eingehender Weise aus-
führt, so daß nicht etwa der geringe
Absatz einzelner Gegenstände auf eine
mangelhafte oder unkünstlerische Aus-
stattung zurückzuführen wäre. Haben
die Künstler es aber mit einem einsichti-
gen, verständnisvollen Fabrikanten, wie
z. B. mit Herrn Schmidt von den
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXII. H. 2

Deutschen Werkstätten zu tun, so werden sie bald einsehen,
daß sie mit dieser Methode am besten fahren, die das Ein-
treten von Unlust auf der einen oder der anderen Seite ver-
hindert und die Produktion frisch und in qualitativem Steigen
erhält« * * °
*
□ Ein Kölner Künstler wirft die Frage auf: □
□ »Wie kann dem Kunsthandwerk und der Kunst-
industrie aus den gebildeten Ständen Zufluß von Arbeits-
kräften, die nicht nur zeichnerisch, sondern auch prak-
tisch handwerklich tätig sein wollen, zugeführt werden?«
n Die Schriftleitung dieses Blattes weist auf die Worte
hin, die Professor Henry van de Velde im Oktober 1909
auf der zweiten Jahresversammlung des »Deutschen Werk-
bundes« in Frankfurt a. M. gesprochen hat: □
□ »Bereitet nur den Weg vor, helft uns, die Moral der
Qualitätsarbeit predigen und zeigt dem Publikum Produkte,
die wert wären, mit Freude von Damen und Herren der
höheren Stände angefertigt zu werden, wie es z. B. in
Dänemark der Fall ist. Helft uns, die Ansicht verbreiten,
daß es für einen Sohn der besseren Stände ebenso ehren-
wert ist, Buchbinder, Goldschmied, Keramiker oder Email-
leur zu werden, wie Advokat Bankier oder Offizier.« □


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