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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0183

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

1 7A
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Adolf Beuhne-Hamburg, Entwürfe für Standuhren,
Ausführung durch F. Dencker-Hamburg

sind den Materialien und ihrer Behandlung gewidmet und
zerfallen in die Hauptgruppen Textile, Papier und Leder,
Holz, Metalle, Keramik und dekorative Malerei und Plastik.
Endlich sollen 10 Hefte allgemeine, d. h. vokswirtschaftliche
und kunstwissenschaftliche Fragen behandeln. Im ganzen
sind also 90—100 Hefte vorgesehen, die in zwangloser
Folge erscheinen sollen; bis alle heran ssind, werden einige
Jahre vergehen. Das Vorwort der Probenummer gibt
Aufschluß über die Ziele, die mit der Herausgabe dieser

groß angelegten Sammlung verfolgt werden sollen. Man
will eine Verständigung anbahnen zwischen den Kon-
trahenten des kunstgewerblichen Lebens, zwischen Aus-
führenden und Bestellenden, zwischen Industriellen und
Händlern, zwischen Kaufmann und Publikum. Dieser
Verständigung sollen gewissermaßen die Ausdrucksmittel
geschaffen werden. Wo bisher nur eine vom ästheti-
schen Gesamteindruck stammende, aber für die gegen-
seitige Mitteilung schwer brauchbare Vorstellung war,
sollen nun die, man möchte sagen: sprachlichen Begriffe
treten, die sich aus der Kenntnis der Technik, des Ma-
terials und ihrer Anwendung im Gebrauch ergaben. Da
wird, im Gegensatz zum formalen Wissen von den
ästhetischen Kriterien der Stile, das leicht zur bloßen
Nachahmung der äußeren Formen führte, jetzt ein
Gefühl und ein Verständnis für die Grundlagen, auf
denen die Höheleistungen großer Zeiten entstehen
konnten, sich bilden müssen. Mit der Erkenntnis der
technischen und künstlerischen Grundlage wird, wie
Prof. Karl Groß schreibt, »dem Praktiker Sicherheit des
Geschmacks, dem Laien Freude am Besitz und dem
Lehrer die Möglichkeit einer gesunden, nachhaltigen
Erziehung« gegeben werden. Das Kunstgewerbe soll
»seine Kräfte in zäher Arbeit von Grund auf schulen«
und »das Publikum als Abnehmer in einheitlicher Auf-
fassung seiner Lebensführung und Arbeit einen sicheren
Geschmack begründen«. Niemand wird also in über-
legenem Tone andere belehren, sondern alle werden im
Schaffen zu lernen bestrebt sein. Der ganze Gedanke
hat eine packende Gewalt und wird, wenn mit Energie
und Klarheit durchgeführt, geeignet sein, den Laien, auf
Grund der ihm so vermittelten Kenntnis, »die kleinen
und großen Werke, seien sie vor Jahrhunderten ge-
schaffen oder in der Gegenwart, mit ganz neuen Augen
betrachten und sie technisch begreifen« zu lassen.
Nun kommen aber zwei große »Aber«! Finden sich
genügend Fachleute, die es, wie Prof. Karl Groß in seinem
erstaunlich klaren Aufsatz über Gold und Silber, ver-
stehen werden, sich mit wenig Worten klar zu machen?
Wohlgemerkt: Fachleute. Denn schon bei den beiden
anderen Aufsätzen der Probenummer ließ der Geist des
Programms erheblich nach: sie waren nicht von Fach-
leuten geschrieben. Allerdings sollten diese beiden Auf-
sätze sich an die Händler resp. die Konsumenten
wenden, während der erste Aufsatz »Gold und Silber«
für Produzenten angeblich bestimmt war. Ist das richtig?
Nein, bei den Worten von Groß empfindet man, daß
hier ein Fachmann von seinem Fach schreibt und in
der Lage ist, vor dem Leser zu schaffen. Sein Artikel
ist keineswegs nur für seine Berufsgenossen, sondern
eben für alle, die nach technischem Verständnis streben
bestimmt. □
□ Das zweite »Aber« bezieht sich auf die Verbreitung
und den bezahlten Absatz der Flugschriften. Ein sicheres-
geschäftliches Rückgrat ist unbedingt ebenso notwendig
für den Bestand eines solchen Unternehmens, als auch
für die Arbeitsfreudigkeit und die Befriedigung der Mit-
arbeiter. Bis jetzt haben sich schon einige Vereine gegen
die Übernahme irgend welcher, aus der Flugschriften-
Pubükation sich ergebenden Kosten auf ihre Vereinskasse
ausgesprochen. Vielleicht gelingt es aber dennoch dem
Verbände, eine richtige Absatzmöglichkeit zu schaffen, oder
aber, was wir für viel richtiger halten würden, mit einem
tüchtigen Verleger in Beziehungen zu treten. Der Vor-
sitzende Herr Muthesius betonte, was uns als besonders
wichtig erscheint, daß die Verantwortung für den Inhalt
der einzelnen Flugschriften unbedingt beim einzelnen Autor
und nicht bei der Flugschriften-Kommission liegen müsse.
 
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