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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

DOI Artikel:
Breuer, Robert: Der Städtebau als architektonisches Problem
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0216

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Der Entwurf Goeckes für das Tempelhofer Feld. Eine Überwindung Camillo Sittes. Auch die Wohnstraßen sind frei
von den Krümmungen des alten Nürnberg. Der Block herrscht. Möglichst lange Straßenwände, Gesimsgleichheit.

STÄDTEBAU ALS ARCHITEKTONISCHES PROBLEM

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der Fassaden und Grundrisse. All
diese Elemente werden täglich durch-
dacht und erprobt, zum mindesten
erstrebt; damit erst ist die Voraus-
setzung gewonnen für das Nahen
einer Zeit, die auch das Höhere er-
fassen wird: die Großstadt, die Or-
ganisation von Massen, als architek-
tonisches Problem. Darüber ist man
sich heute schon einig, daß die neue
Schönheit nicht aus der Art des alten
Nürnberg sein kann, daß krumme
Straßen und geschlossene Plätze es
nicht tun werden; das vielmehr die
Statistik, die Hygiene und Technik
als wichtigste Regulative, daß das
Wohlsein und die Monumentalität
von Hunderttausenden und Millionen
das Ziel des modernen Städtebaus
werden sein müssen. Es gilt der
Massenseele die Form zu finden; es
gilt den ungeheuerlichen Ziffern der
Produktion und des Verkehrs, des
Lichtverbrauches und der Nahrungs-
versorgung, den gigantischen Ziffern
der Geburten und der unvermeid-
lichen Todesopfer das Denkmal zu
richten. Vergeblich würde es sein,
den Markt von Nürnberg oder den
Platz von St. Marcus, den St. Peters-
platz oder die Freiheit von Versailles
irgendwie erneuern zu wollen; es
kann nur darauf ankommen, den
gleichen Geist, den Willen, der zu
all diesen Materialisationen half, aufs
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXII. H. 11

neue erwachen zu lassen. Um ihn ungeschmälert und durch keine Senti-
mentalität und Romantik beirrt in den Dienst des hellen Tages zu stellen.
□ Daß wir dahin auf dem Wege sind, ist offenbar. Ein Doppeltes
aber verdient angemerkt und beachtet zu werden. Zum ersten: Amerika
ist es, das uns in den neuen Plänen von Chicago das verwirklicht zeigt,


Der Franklinpark für Boston. Freie Raumbildung, Zimmer und Säle mit grünen Wandungen.
Die große Eingangsallee sichert der grünen Freiheit die architektonische Festigkeit.

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