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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1./2. Märzheft
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Geschmack und Qualitäts-Steigerung auf der Leipziger Messe
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Schweizerische Kunstchronik / Aus der Kunstwelt Italiens / Vom Londoner Kunstmarkt / Aus dem Pariser Kunstleben / Tschechoslowakische Kunst im Louvre / Neues vom Kunstantiquariat / Zweite Messe des Antiquitätenhandels in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0284
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arbeit auch in weiteren Kreisen im Wachsen ist. Dieses Ver-
ständnis weiter zu verbreiten und zu vertiefen, wird eine wichtige
Aufgabe der nächsten Zeit sein. Denn dem Kunsthandwerk fällt
eine künstlerisch und wirtschaftlich gleichwichtige Aufgabe zu,
deren Bedeutung seinen zahlenmäßigen Anteil an der kunst-
gewerblichen Produktion weit übersteigt: es muß mit daran

arbeiten, für die gewerblichen Erzeugnisse Deutschlands eine
eindrucksvolle Formensprache zu finden, die ihnen
hilft, sich im internationalen Wettbewerb zu be-
haupten. Das Kunsthandwerk muß hierin gewissermaßen der
Pfadfinder der Industrie sein.

Neben dem deutschen Kunsthandwerk erscheint auch seit
1917 das organisierte Wiener Kunsthandwerk regelmäßig
auf der Leipziger Messe. Alle diese Bestrebungen finden beim
Leipziger Meßamt verständnisvolle Förderung.

Um die Messe weiter mit künstlerischen Werten zu durch-
dringen, rief das Meßamt zur Frühjahrsmesse 1919 die Ent-
wurfs- und Modellmesse ins Leben. Sie ist aus dem
Gedanken heraus entstanden, eine Vermittlung zwischen
Kunst und Industrie zu schaffen. In der Entwurfs- und
Modellmesse stellen die Künstler Entwürfe und Modelle aus,
nach denen die Waren hergestellt werden. Bei den Arbeiten,
die für die Beschickung der Entwurfsmesse in Betracht kommen,
ist eine enge Anlehnung an die auf der Messe vertretenen In-
dustrien geboten. Ein weites Feld bietet sich hier den Künstlern,
die aus der Verbindung mit der Industrie neue Anregungen
schöpfen und wirtschaftlich vorwärts kommen wollen. In erster
Linie gilt es den Bedürfnissen der Keramik und der Metallindustrie,
sowie der Schmuckindustrie Rechnung zu tragen. Aber auch die
Holzindustrie bedarf der Entwürfe und Modelle für Schnitzereien,
Intarsien, Drechslerarbeiten, die Spielwarenindustrie für Spielzeug,
und ebenso die Glasindustrie für Gebrauchs- und Ziergläser, wie
für Glasbilder. Hierzu kommen weiter Entwürfe für Textilstoffe,
sowie für Tapeten, Linoleum, Plattenbelag. Schließlich ist das
Gebiet der Graphik zu erwähnen: hier kann der Künstler Ent-
würfe für Postkarten, Packungen, Diplome, Mappen, Buchein-
bände herstellen. Dr. L. St.

Aus dev Mufeumsz und Sammlerinelt

Der Direktor des Schlesischen Landesmuseums in Troppau
Dr. Edmund Wilhelm Braun beging seinen fünfzigsten Geburts-
tag. Braun erfreut sich durch seine wichtigen und verdienst-
lichen Arbeiten auf dem Gebiete der Keramik sowohl in den
kunstwissenschaftlichen Kreisen als in der Welt der Kunstsammler
großer Wertschätzung. Das Troppauer Museum verdankt ihm
seine rasche Entfaltung. Im zweiten Februarheft des „Kunst-
wanderers“ hat Direktor Dr. Braun einen Artikel über die Wiener
Porzellane der Wiener Sammlung Karl Mayer begonnen.

*

Ein süddeutscher Industrieller hat die große nachgelassene
Büchersammlung des berühmten Geologen und langjährigen
Präsidenten der Akademie der Wissenschaften zu Wien Eduard
Sueß erworben und sie der Universität in Heidelberg zum
Geschenk gemacht.

*

Dem Danziger Stadtmuseum wurde durch die
Stiftung eines Selbstbildnisses Max Liebermann’s aus dem
Jahre 1919 von einem Danziger Bürger eine bemerkenswerte
Bereicherung zuteil.

*

In der Unterrichtsanstalt des staatlichen Kunst-
gewerbemuseums zu Berlin beginnt das Sommerquartal
am 22. April. Die Anmeldungen haben daselbst — Zimmer 55 —
in der Zeit vom 15. bis 27. März d. Js. von 10 bis 2 Uhr zu er-
folgen. Hierbei sind von den Bewerbern Arbeiten vorzulegen,
die ein Urteil über ihre Befähigung und über Art und Umfang
der bisher genossenen Vorbildung gestatten. Die Aufnahme-
prüfungen, von deren Ergebnis die zunächst probeweise Auf-
nahme abhängt, finden vom 8. bis 14. April statt.

Kuntfau ktioneru

Bßctin.

Die Auktion der DoublettendesBerlinerKupfer-
stlchkabinetts, die bei Amsler und Ruthardt am
23. März hätte beginnen sollen, findet nunmehr in der Zeit vom
7. bis 10. April statt. Über die reichen Schätze dieser Samm-
lung ist hier schon berichtet worden.

*

Die Versteigerung der Doubletten der Ostasiati-
schen Kunst aus dem Besitz der staatlichen Museen
zu Berlin ist trotz den Berliner Ereignissen am 16. März in
Rudolph L e p k e s Kunstauktionshause vor sich gegangen. Das
Ergebnis betrug an 2 Millionen Mark. Unter den Skulpturen
brachte die im „Kunstwanderer“ reproduzierte japanische Statue
des Dainichi Nyorai (12. Jahrh.) 30 000 Mk. ln der Gruppe
„Email“ kam Nr. 237, Satz von zwei Dosen und einer Vase-
(China, Kien-Lung 1736—1795) auf 52 000 Mk., ein achtteiliger
Wandschirm mit Zellenschmelzplatten (China, 18. Jahrh.) au
27 000 Mk. Zwei kupfervergoldete Elefanten der Kien Lung-
Epoche erzielten 41 500. Ein chinesischer Knüpfteppich (um 1700)
brachte 60 000 Mk. Von dieser Auktion wird noch zu sprechen sein.

*

In der Versteigerung, die am 24. und 25. Februar in Rudolph
L e p k e s Kunstauktionshause stattfand und in der eine Porzellan-
sammlung aus Berliner Privatbesitz sowie eine Kollektion von
alten Gemälden, Möbeln usw. zum Ausgebot kamen, gab es
bisher unerhörte Preise für Berliner Porzellantassen.
Eine zylindrische, kobaltblaue Berliner Tasse mit Goldbordüren
(Obertasse: Silhouetie einer Dame; auf der Untertasse: Girlanden-
monogramm A. G.) um 1790, Zeptermarke, kam auf 8200 Mk., eine
zweite Silhouettentasse (Rosenknauf. Mit grau-rosa-goldenen
Bordüren, auf der Untertasse Initiale M, um 1790) 8300 Mk., eine
Tasse auf rundem Fuß, vorn Silhouette Pius VI. auf rosa Grund,
6200 Mk., für eine Berliner Tasse in Becherform, ganz vergoldet,
mit Maiglöckchenstrauß (um 1830) Zeptermarke und braune Adler-
marke gab man 500 Mk., für eine steingraue Bechertasse mit
dem Reliefporträt der Königin Louise (um 1810) 1400 Mk. Eine
zylindrische Deckeltasse mit farbigem Puttenfries (um 1800) kostete
3500, eine zylindrische Tasse um 1810 (purpurroter Fond mit
ovalen Medaillons) 2100 Mk.

Außerdem zahlte man für ein Berliner Service um 1780
(Stilkanne, Deckelkännchen, runde Deckeldose, Tasse, Löffelchen
und Anbietplatte. Mit Grisaille-Landschaften auf zartgelbem
Grund, bunten Blumen und Girlanden, Zeptermarke) 15 700 Mk.
Eine Berliner Rokokoschale mit Spalier (Purpurmalerei) um 1770
erzielte 4000 Mk.

Für eine Höchster Tasse in Becherform, kobaltblau mit
netzartigem Golddekor, Ende 18. Jahrh. (blaue Marke: Rad) wurden
5000 Mk. gegeben, für eine Gothaer Silhouettentasse (Grund
mit goldenen, violett punktierten Schuppen) um 1775, blaue
Marke: RIO 000 Mk., für eine Volkstedter Deckeltasse um
1790, blaue Marke: Gekreuzte Gabeln (Obertasse: Silhouette
eines Herrn; Untertasse: Mädchen am Altar, Streublumen) 8200 Mk.

Verlauf

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-_ÜURFÜßSTEN DAMM 2<f-2 * STEIN PL 5503.

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