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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1./2. Märzheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Schweizerische Kunstchronik / Aus der Kunstwelt Italiens / Vom Londoner Kunstmarkt / Aus dem Pariser Kunstleben / Tschechoslowakische Kunst im Louvre / Neues vom Kunstantiquariat / Zweite Messe des Antiquitätenhandels in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0285

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Unter den Meißener Stücken kam eine vierkantige Tee-
kanne aus braunem Böttgersteinzeug (aus den Beständen des
Dresdener Johanneums) auf 6000, eine sechsseitige Böttgerkanne
auf 3400 Mk. Eine Meißener Deckelkanne mit Landschaften in
Schwarzmalerei und mit indianischen Purpurblumen brachte 8200,
eine Meißener Deckelkanne (Ringfuß, schlanke Birnform, Henkel
mit Frauenbüste, Deckel silbermontiert, H. 24 cm) 16 000 Mk.

pt?ankfut?t a. M.

Rudolf B a n g e 1 veranstaltet demnächst (am 27. April)
seine 1000. Kunstauktion. Der reich illustrierte Jubiläums-
katalog über Gemälde alter Meister aus der Sammlung des
Fürsten zu Erbach-Schönberg ist in Vorbereitung. Wir werden
darauf zurückkommen.

leipEig.

C. G. Boerner bereitet, wie wir bereits angekündigt haben,
für den 3 —8. Mai die Versteigerung des ersten Teiles der
Kupferstichsammlung Paul Davidsohn vor. Es bedeutet dies
eines der aufsehenerregendsten Ereignisse auf dem internationalen
Kupferstichmarkt, da die Sammlung Davidsohn für eine der
bedeutendsten und umfänglichsten Kupferstichsammlungen gilt.
Der jetzt 81 jährige Besitzer, ein in allen Kunststätten Europas
bekannter Besucher der großen Kupferstichauktionen, hat diese
Sammlung in 50 jähriger Sammeltätigkeit zusammengebracht.
Die erste Versteigerung umfaßt nur die Buchstaben A—F des
Alphabetes der Stecher, dabei das unvergleichliche D ü r e r-Werk
Davidsohns, das die Kupferstiche und Holzschnitte dieses Meisters
in größter Vollständigkeit und Vollkommenheit enthält. Der
Katalog der Sammlung, der mit einem Farbendruck, 45 Licht-
drucktafeln und zahlreichen Textillustrationen ausgestattet sein
wird, erscheint Ende März. Wir kommen auf die Auktion
Davidsohn noch zurück.

München.

Die in der Galerie Helbing für den 16.—17. März ange-
kündigte große Versteigerung von Kunstgewebe und modernen
Bildern aus fürstlichem Besitz findet am 8.-9. April statt.

*

In der Versteigerung von Ölgemälden moderner Meister, die
am 24. Februar in der Galerie H e 1 b i n g veranstaltet wurde,
sind u. a. nachstehende sehr bemerkenswerte Preise erzielt
worden: Eine „Holländerin“ von Hans von Bartels brachte
7100 Mk., „Jungvieh“ (Öl auf Holz 25,5 X 20,5 cm) von Anton
B r a i s c h 3400 Mk., „Kircheninterieur“ von H. William B r e w e z
(Oxford) 7400, „Felachin“ von F. A. Bridgman (Alabama) 6400,
„Vorfrühling“ Garten bei Makarts Atelier in Wien, Öl auf Holz
31X39 cm) von Ed. u. Hugo Charlemont 1900 Mk. Für
Lovis Corinths „Samson und Delila“ gab man 22 500Mk., für
eine Anzahl von Bleistiftzeichnungen des Meisters 420 bis
1100 Mk. Defreggers „Feierabend“ (1905) kam auf 50 000 Mk.,
sein Bildchen „Im Sonntagsstaat“ (1878), 36x27 cm, auf 31 000,
Ludwig D i 11 ’ s „Blick auf Neapel“, eine Sepiazeichnung
(30X40 cm) erzielte 3800, ein Walter Firle (Eine Frage“ in Öl)

25 000 Mk., ein Grützner (John Falstaff, 1907, 58,5X47 cm)

52 000, sein „Kapuzinerpater“ (auf Holz, 13,5 x 10 cm) 14 200 Mk.,
„Erwartung“ von Karl Heffner (Würzburg-Freiburg) kostete
7150 Mk., „Einquartierung“ von S. Hollösy 10000, „Attacke“
von Angelo Jank 8500 Mk. „Der Streit im Wirtshaus“ von

Hugo K a u f f m a n n (1884) erreichte 86 000 Mk. „Phryne“ von

Albert v. Keller erzielte 9600, „Herbstlandschaft“ von Ad.
Lier 5000, „Poesie“ von Gabriel v. Max 30 000, seine „Muse
des Gesanges“ 23 000 Mk. Eine 1868 gemalte „Mandolinen-
spielerin“ des 1893 verstorbenen Frankfurters Wilh. Heinrich
Schlesinger wurde mit 12 500 Mk. bezahlt, „Bursche und
Deandl“ des Münchners Mathias S c h m i d mit 8000, ein Damen-
bildnis von Leopold Schmutzler mit 8900 Mk. Ein „Sommer-
tag“ von Carl Spitz weg (auf Holz, 15X22 cm) erzielte
20000 Mk., eine „Juralandschaft“ von Toni Stadler 22000,
seine „Moorlandschaft“ 16 500, ein „Sommertag“ von Josef
Wopfner 11 500, ein „fischendes Mädchen“ von Ludwig
von Zumbusch 26 000 Mk.

Kunffausffeüungeru

Bectin.

ln der Kunst Wilhelm Wagners, der in Amsterdam lebt,
ist viel französisches. Besonders Manet rumort in ihm. Aber
wie elastisch das Können Wagners ist — und sein Können hat
Stärke — das zeigt er bei A m s 1 e r u n d R u t h a r d t in der
„liegenden Dame“, in der er sein Vorbild schon überwunden
hat. Köstlich ist dieses Stück: weich und schmiegsam in den
Linien und apart im Farbenton. Auch in dem leuchtenden Still-
leben und dem aquarellierten schlafenden Kind spürt man den
warmen Atem des Künstlers. Ganz famos sind daneben sefne
Akte: bloß ein paar Striche deuten plastisch ihr Fleisch.

Im Künstlerhaus: Jacob Alberts, der im Sommer
60 Jahre alt wird. Immer wieder ist seine Liebe bei den Bauern
auf der Hallig, immer wieder malt er sie inmitten ihrer sauberen,
mit bunten Decken und blitzblankem Geschirr geschmückten
Stuben und immer wieder malt er sie in ihrer beschaulichen,
nervenberuhigenden Ruhe. Doch in seiner Marschlandschaft von
1919 und in den Seestücken wird der sechzigjährige lebhafter,
beweglicher, frischer. Draußen vor der Natur arbeitet sein Pinsel
leichter, fließender, flockiger. Und man freut sich, diese Ent-
wickelung beobachten zu können. — Im Nebensaal fällt ein
feines Pastell (Dämmerung) von Paul H ö n i g e r auf, dann ein
schöner „Morgen am Waldsee“ von Fritz W i 1 d h a g e n , ein
vehement erschautes DUnenbild von Dettmann, ein stimmungs-
voller „Frühling im Park“ von Louis Lejeun e.

Alfred Thon, den diesmal Nicolai bringt, bewältigt
spielend allerlei Techniken. In seinen kleinen Landschaften
zeigt sich oft eine gewinnende, sehr empfindsame Künstlerschaft.

Bei Schulte tritt der Märkische Künstlerbund
auf, den wir erst kürzlich hier besprochen haben. Auch hier
ragen Blanke, Geyer, Plontke, Lejeune, Halke,
Thiele, Kayser-Eichberg und M i e h e hervor (Miehe
mit dem tüchtigen Porträt Hermann Hirzeis). Den Schulteschen
Hauptsaal beherrscht Eugen Spiro mit seinen kräftigen Porträts,
seinen schmissigen Konzertstudien, seinen Stilleben — „Rosen
und Mohn“ halten wir für ein Museums-Stück — und einigen
pariserisch anmutenden Landschaften.

Eine Überraschung bedeutete eine kleine Ausstellung, die
Otto Marcus in seinem Atelier veranstaltete. Da gab es ein
paar winzige Landschafts-Ausschnitte, die in ihrer naturfrohen
Echtheit entzückten, ein paar starke Charakterköpfe und die
koloristisch interessanten Studien zu seinen Historienbildern.
Während die Kunstfreunde in den Mappen des allzu bescheidenen
Künstlers blätterten, tanzte nebenan sein zehnjähriges Töchterchen
Ruth mit musikalischer Grazie einige Tänze.

Adolph Donath.

*

Bei Kirmse und Werther hat jetzt die Künstlerinnen-
vereinigung „Der Ring“ ihre dritte Ausstellung.

Cbcmnit).

Die 12. Ausstellung des D. K. B., die Gemälde und Plastik
umfaßt, wird von der Kunsthütte zu Chemnitz im König-Albert-
Museum veranstaltet. Sie findet vom 2. Mai bis zum 15. August
statt. Die Versendung der Ausstellungspapiere erfolgt nur an
die Mitglieder des D. K. B. Die außerhalb des Bundes stehenden
Künstler müssen sie von der Kunsthütte zu Chemnitz einfordern.
Die Ausstellungsleitung besteht aus den Herren Dr. Leopold

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