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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Februar
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Aus der Museumswelt / Kunstauktionen / Zweite Breslauer Kunstmesse / Die Leipziger Mustermesse als Kunstmarkt / Kunstausstellungen / Aus der Künstlerwelt / Zur Psychologie des Kunstschaffens / Aus der Sammlerwelt / Personalabbau und Kunstschulen / Schweizerische Kunstchronik / Vom holländischem Kunstmarkt  / Italienischer Kunstmarkt / Neues vom Antiquariat / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0179
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LÜicn,

Hofrat Dr. Gustav G I ii c k , der Direktor der Gemälde-
ualerie des Kunsthistorischen Museums in Wien, hat aus dem
Kunsthandel und zwar auf dem Tauschwege ein Frauenbildnis von
D ii r e r erworben, das aus der Venedig-Zeit des Meisters
stammt. Das Bild ist mit Diirers Monogramm signiert und aus
dem Jahre 1505 datiert. Wien darf auf diese bedeutungsvolle Neu-
erwerbung stolz sein. Gustav Glück wird seinen Diirer im Jahr-
buch der Wiener Kunsthistorischen Sammlungen und gleichzeitig
im „Kunstwanderer“ publizieren.

KunHauktionen.

Bßt?Un,

In der am 26. Februar in Rudoiph L e p k e ' s Kunst-Auktions-
Iiaus stattfindenden Versteigerung von Gemälden alter Meister
komtnen Gemälde aus der Sammlung einer mitteldeutschen Resi-
denzstadt und aus einem norddeutschen Museurn zunr Ausgebot.
Die wertvollsten Bilder der Sammlung entstammen der italie-
nischen und niederländischen Schule des 17. und 18. Jahrhunderts.
Besonders erwähnt seien hiervon Esaias v. d. Velde, ein
Büd von 1615, das also zu den am friihesten datierten Werken des
Meisters gehört, ein Seestück von J. v. Goyen, ein Damen-
bildnis vott Musscher. Von deti Meistern der italienisierenden
Landschaft sind ein Werk des seltenen W. E. Verboom und eines
von J. de Moucheron, aus dem 18. Jahrhundert eine Wirtshaus-
szene von Horemans zu nennen. Aus der Rubens-Schule sind
Janssens mit einer gemeinsam gemalten „Biißenden Magdalena“
und Jolt. Boeckliorst mit einem ,,Gang nach Emmaus“ vertreten.
Von den Italienern wären eiue Lucrezia von Guido Reni und
einige Arcliitekturstücke des bisher unbekannten Neapolitaners
Gennaro Greco hervorzuheben. Des ferneren sei auf Werke von
Claudfo Ridoifi, aus dem 18. Jahrhundert von Gianbettino Cig-
naroli, Giaquinto, Diziani u. a. himgewiesen. Aus der frühen ita-
lienischen Zeit von Fragonard stammt ein flott aber geistreich ge-
maltes Bild des Meisters. Von den deutschen Meistern des 18. Jahr-
hunderts seien J. G. S e e k a t z , ein Porträt von Ant. G r a f f
und J. H. Wilh. Tischbein genannt. Einige Werke der Caroline
Bardua fiihren uns in den Goethekreis und den Klassizismus. Die
Ausstellung ist geöffnet am Sonntag, den 24. und Montag, den
25. Februar vcn 10—2 Uhr.

Am 4. März findet in Rudolph Lepke's Kunst-Auktions-
Haus eine Versteigerung von Gemälden neuerer Meister
statt. Zum Ausgebot gelangen u. a. Werke von Wilh. v. Diez,
Osw. Achenbach, Louis Spangenberg, C. Rahl, Wilhelm Busch,
Ludw. Dill und Louis Douzette. Vor allem dürften cinige schöne
Zcichnungen von Ad. v. Menzel und einige Bilder von Theodor
Hosemann und Ed. Meyerhefm interessieren. Dfe Aus-
stellung ist geöffnet am Sonntag, den 2. 2. und Montag, den 3. März
von 10—2 Uhr.

*

Die Auktion von Autographen, die am 28. und 29. Ja-
nuar bei Karl Ernst Henrici stattfand, hat bewiesen, daß die
Autographen im Preise gestiegen sind. Ein Stammbuch-
blatt von Kant (mit signierter Silhouctte des Pliilosoplien) ergab
1500 Goldmark, ein Brief von Schubert (1 Seite) 1 450 Gold-
mark, ein Brief Goethes an Batsch in Jena 1 060 Goldmark, ein
Albumblatt des Dichters (8 Verse) 700, eine Federskizze Goethes
(Grabstätte des Dynasten Sclienk von Tautenburg zu Frauen-
Priesnitz) 600. Für Goethebriefe, dfe nur s-eine Untersclirift tragcn,
bot man bis 120 Mark. 2 Seiten Schiller an Koerner waren für
705 Goldmark zu haben. Sehr hoch, nämlich auf 710 Goidmark,
gingen 3 Seiten von G o e t h e s „Lilli“ (Elise v. Türckheim),
und auf 600 Mark lVa Seiten der Dfchterin D r o s t e - H ü 1 s h o f f.
Ein paar Zeilen von B e e t h o v e n brachten 470 Goldmark, 3Vl>
Seiten Mendelssohn 280, Briefe von Richard W a g n e r 50
bis 97, elf Seiten G r i e g 240, 16 Takte des dänischen Komponisten
Niels W. Gade 40 Goidmark und fiir einen Brief von Hugo

W o 1 f an den Amtsrichter Grohe in Mannheim zahlte Geheimrat
Prof. Max Friedländer, der Musikbistoriker, 210 Goldmark.

Am 27. bis 29. Februar veranstaltet H e n r i c i eine neue
Auktion von Autographen, in der eine kostbare Sammlung von
mehr als 1000 Handschriften auf den Markt kommt. Es handelt
sich hauptsächlich um historische Autographen, dar-
unter seltene Autographen der ersten französischen Könige
bis zur Zeit Napoleons III. Der Katalog ist in Vorbereitung.

*

Paul G r a u p e versteigert Mitte März eine wertvolle Samm-
lung m o d e r n e r G r a p h i k und Handzeichnungeii.
Dieser Versteigerung geht die einer Kollektion von seitenen B ii -
c he'r n voraus, ferner das A u s g e b o t von Grapliik des C li o -
dowiecki, Gavarni usw.

*

Hollstein und Puppel bringen am 24. bis 26. März
einc reichhaltige Sammlung von Kupferstfchen, Radierungen und
Holzsclmitten a 1 t e r. Meister (15. bis 18. Jalirli.) zur Vcr-
steigerung.

Ft?ankfut?t a. Jvt.

Rud. Bangcl versteigerte am 12. Februar eine große An-
zahi von Meisterwerken der Malerei. Diese Versteigerung durfte
in allen Interessentenkreisen die größte Beachtung finden, da sie
u. a. eine Sammlung franz. Meisterwerke des 19. Jahrh. brachte,
in der nahezu alle führenden Künstler dieser Bliitezeit franiz.
Malcrei vertreten sind. Seiten ist eine Sammlung dieses Zeit-
abschnittes in solcher Reichhalt'igikeit geschlossen auf dem Markt
erschienen, darum darf man ohne Übertreibung diese Versteigerung
als ein Ereignis im deutschen Kunsthandel ansprechen, wie wir
cs seit langem nicht melir erlebt haben.

Wie ein Ahnherr steht an der Spitze G e r i c a u 11 mit einem
Pferdebild. Daumier, dessen Gemälde sehr selten im Kunst-
handel auftauchen, ist mit dem ,.Kopf eines Alten“ vertreten, der
ein klassisches Beispiel fiir dic von Leidenschaftlichkeit attfge-
wühlte dramatischc Pinselführung des Meisters ist. Dann die Ly-
rker des Babizonkreises. Roussau, Däubfgny und Co-
r o t, jeder mit ciner Perle ilirer intimen Landschaftskunst. Diaz,
Gudin, Monticelli, de Dreux bilden den Übergang zu den Impressio-
nisten des fin du siecle, unter denen R e n o i r s „Morgentoilette“,
M o n e t s „im Kahn“, P i s s a r o s „Bauernhaus“ und D e g a s
„Reiter“ Stücke von seltener Qualität sind. Ihnen innerlich nalve-
stehend vervoliständfgen die Belgier Stevens, Jongkind und Vcr-
boekhoven diesen Kreis. Die Preise werden mitgeteilt werden.

Die ferner vertretenen Gemälde d e u t s c h e r Mcister ver-
einigen fast durchwcg Namen von bestem Klang und führender Be-
deutung, die z. T. die Nachbarschaft der großen Franzosen nicht
zli sclveuen brauchen. Genannt seien nur A. Braith, Wilh. Busch,
C o r i n t h , Gebier, Hengeler, Kronberger, Kriiger, Munthe,
Schönleber, Sclireyer, Stuck, Trübner, Zimmermann,
Zumbusch und voti Frankfurter Meistern Burger uud W. A. IBeer.

Kö(n.

Math. Lempertz kiindigt fiir den 19. Februar eine Ver-
steigerung von Gemälden n e u z e i 11 i c h e r und ältercr
Meister an, deren Katalog soeben ausgegeben wurde. Untcr
der neuzeitlichen Abteilung rägen besonders die Franzosen des
19. Jahrh. hervor und unter diesen wicder die Landschafter der
Schule vcn Barbizon. T. Roussau, Narcisso Diaz, Ch. Dnubigny,
C. Troyon, A, Defaux. A. Rigon sind mit kleineren aber fiir ihr
Schaffen charakteristischen Wenken vertreten. Eine reizvolle Im-
pression von Edouard M a n e t „Gnrten-Restaurant“ scheint unter
den französischen Bildern des Katalcgs die Führerrolle zu haben.
Von Eugene Isabey sielit man ein friilics Bfld in lebhafter Kolo-
ristik: Gesellschaft am Strande; von J. J. B. Constant eine kleine
exotisclie Darstellung, von G. Courbet. A. Decamps, H. Hanotau
kleine Landschaften. Unter den Jeutschen Bildern finden
sich Hauptwerke von E. von Gebhardt (Petrus und Johannes vor

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