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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Juniheft
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Schweinfurth, Philipp: W. N. Masiutin über Thomas Bewick
DOI article:
Pazaurek, Gustav Edmund: Mittelalterliche Bildwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0318
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dem Wert bereichert sind. In den Schöpfungen Bewicks
waltet ein Gemüt, das „den einheitlichen Atem alles Le-
bendigen gesptirt hat, und das die erlauschten Harmo-
nien selber noch einmal schöpferisch gestaltend, in seine
ureigenste Notensprache umsetzt.“ Diese Sprache ist

schön, und man vergißt sie nicht mehr, wenn man sie
einmal wahrgenommen.

Das Buch schließt mit einem Abschnitt über Be-
wicks niichste Schiiler und hat einen wertvollen biblio-
graphischen Anhang.

Htttelattet’Ucbe Bildtüet’ke

oon

Qußao 6. P az a u ve k z Stattgavt

/\/l an gewinnt den Eindruck, als ob unsere Zeit mit
1 * 1 Siebenmeilenstiefeln das nachholen wollte, was
Jahrhunderte versäumt haben. Selbst als man in der
romantischen Zeit des 19. Jahrhunderts alles Mittel-
alterliche mit mehr Liebe als Verständnis, aber doch
mit sachlichem Interesse aus dem Banne jahrhunderter-
langer Verkennung, ja Mißachtung befreit hatte, waren
es nur einige wenige Meister, denen man eine gewisse
Aufmerksamkeit schenkte, während sich unsere ganze
Bewunderung fast lediglich der Kunst Italiens zu-
wandte, von wo auch die Meister dritten und vierten
Grades in den Vordergrund gerückt wurden, während
manches kostbare mittelalterliche Kunstwerk, das in
der Barockzeit im Wege gestanden und daher zur Seite
geschoben wurde, in irgend einem Abstellraum zu-
grunde ging. — Das letzte Jahrzehnt hat irn Gegensatz
dazu das allerlebhafteste Interesse der mittelalterlichen
Holzplastik zugewandt. Auch liber schwäbische Plastik
ist schon eine ganze Bibliothek geschrieben worden und
noclr immer werden zahlreiche Sachen, die man bisher
übersehen hatte, herausgefunden, wissenschaftlich be-
handelt und dem allgemeinen Denkmälerbestand einge-
fügt, so daß unter der riesigen Quantität schon fast
die Qualität erdrückt zu werden scheint. Da ist nun
Aufgabe unserer guten Museen einzugreifen und das
Beste von dem, was sich überhaupt erhalten läßt, von
Zeit zu Zeit zusammenzufassen und in das richtige
Licht zu rücken.

In Schwaben ist es vor allem Professor Dr. Julius
B a u m an der Stuttgarter Technischen Hochschule,
der sich in dieser Beziehung sehr große Verdienste er-
worben hat, und namentlich die Stuttgarter Altertümer-
sammlung, an der er eine zeitlang tätig war, verdankt
ihm den schon im Jahre 1917 erschienenen Band der
„Kataloge der Kgl. Altertümersammlung“, dem nicht
viele Museen des In- und Auslandes eine gleich ein-
gehende Publikation gegenüberzustellen haben. Und
soeben erscheint im gleichen Verlag der Deutschen Ver-
lagsanstalt ein zweites Werk desselben Verfassers, das
sich wenigstens zum Teile mit dem früheren Werke
deckt und den zweiten Teil „Bücher der Kunstsamm-
lungen des württembergischen Staates“ ausmacht.
„Deutsche Bildwerke des Mittelalters“ heißt der neue
stattliche Band, der keiueswegs seinen Vorgänger zu
verdrängen beabsichtigt, sondern sich vielmehr in den
Literaturangaben auf diesen beruft. Diesmal handelt es
sich um ein Buch, das mehr in die weiteren Kreise
dringen soll, um dort das Verständnis für die großen
Kunstschätze zu wecken, die sich in der Stuttgarter
Altertümersammiung im Laufe der Jahrzehnte angehäuft
haben, zunächst mehr zufällige Bestände, die man vor
dem Untergange schützen mußte, schließlich planmäßige
Ergänzungen und Ausgestaltungen der Sammlungen
nach allen Richtungen.

Julius Baum ist als einer der fleißigsten Arbeiter
und bester Kenner der wiirttembergischen Kunst-

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