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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Juniheft
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Pazaurek, Gustav Edmund: Mittelalterliche Bildwerke
DOI Artikel:
Berliner Kunstbewegung / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Schweizerische Kunstchronik / Der heimgekehrte Klausner / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0319

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schätze längst bekannt, so daß man sicher sein kann,
nur wirklich zuverlässige Auskunft über die verschie-
denen kunstgeschichtlichen Fragen zu erhalten, umso-
mehr, als er auch die neueste Literatur gewissenhaft
verfolgt und beständig e:gene Forschungen auf diesem
Gebiete anstellt; aber er ist nicht einseitig; gerade weil
er auf dem Gebiete mittelalterlicher Plastik auch in den
anderen Ländern vorzüglich Bescheid weiß, ist er der
riehtige Mann aucli interessante Beziehungen benach-
barter Kunstwerke, namentlich von Oberbayern oder
vom Mittel- und Niederrhein zu vermitteln. Weil dies-
mal die Arbeit nicht bis zum ausgehenden 18. Jahr-
hundert ausgedehnt ist, sondern lediglich auf das Mittel-
alter beschränkt bleibt (also das Haüptarbeitsgebiet
Baums), wird eine noch größere Vertiefung ermügliclit.
In einer guten, knappen Einführung werden alle kunst-
geschichtlichen Fragen in ihrem Wesentlichen klar her-
ausgearbeitet, so daß die Bestände der Altertümer-
sammlung nicht gewissermaßen in der Luft hängen
bleiben, sondern sich vorzüglich in das Gesamtbild der
allgemeinen Entwicklung einreihen lassen. Und trotz-
dem ist der Text nicht einmal die Hauptsache, sondern
die Abbildungen, die gegenüber dem Werke von 1917
vielleicht einen geradezu überraschenden Fortschritt
bedeuten. Zwar ist ilire Zahl wesentlich eingeschränkt,
dafür geben die Kupfertiefdrucktafeln die Hauptwerke
der Sammlung nach neuen Aufnahmen glänzend wieder,
so daß man nicht von einer Wiederholung sprechen
kann, wenn auch wenige neu erworbene Exemplare
dazugekommen sind. Z. B.: die beiden spätgotischen

Madonnen aus Niederbayern, oder die Madonna von
Oberammergau, oder die Pietä von Weiler bei Eßlingen.
Geradezu ausgezeichnet sind die Detail-Aufnahmen der
Köpfe der Madonna vom Bodensee um 1330, oder der
der Ilornstädter Katharina um 1430, die beideri Köpfe
der Maria und Magdalena von Riemenschneider oder
der des ritterlichen Heiligen aus Kösching, der Chri-
stuskopf und die beiden musizierenden Engel vom Al-
tarschrein aus Thalheim oder der voin Aldinger Altar-
werk. Es sind geradezu Neuentdeckungen hervor-
ragender rnittelaterlicher Schönheit, für die man dem
Verfasser, der die photographischen Aufnahmen selbst
leitete, nicht genug dankbar sein kann.

Daß neben der Großplastik diesmal auch die
Bronze-Kleinplastik berücksichtigt wurde, erhöht den
Wert des Buclies, weil dadurch auch das Kunstgewerbe
nicht leer ausgeht. Der schöne Türklopfer von Denken-
dorf, der Greifenleuchter von Waldenbuch und das
Löwen- und Pferd-Aquarnanile, schließlich auch einige
von den handwerklichen Bronzekruzifixen, sowie der
kölnische, beinerne Reliquie'nschrein vom Jahre 1150
aus der alten Kunstkammer, werden in so guten Ab-
bildungen gewiß allgemein willkommen sein. Jedenfalls
kann man der Direktion der staatlichen Kunstsamm-
lungen, wie auch der Deutschen Verlagsanstalt in Stutt-
gart ftir ein so schönes Buch, das seine Aufgabe, die
Liebe fiir gute heimische Kunst in möglichst weite
Schichten zu tragen, gewiß in jeder Beziehung erfüllen
wird, herzlich dankbar sein.

Fritz Thaulow
Die Schmiede

Galerie J. Casper
Berlin

ßetHineü KunßbetüeQung.

Die deutschen Kiinstler sind in dieser Zeit der größten wirt-
schaftlichen Not viel schlimmer dran als in den T.aigen der Infla-
tion. Sie müssen ihre eigenen Pre.ise drücken und —■ erreichen
oft nicht, was sie wollen. Denn imaneher von ihnen weiß schon
nicht, wie er s.ich sein tägliches ßrot veridienen könnte. Es geht
ihnen schlecht, sehr schlecht. Aiber hoffentlich äirdert sich bald
auch diese böse Zeit. lc.h bin nun einmal Optimist.

•Eins ist aMerdings klar: w.ir leiden an einer Uberproduk-
tion an Kiunst, wie noch nie. Und so ein Zuvieil hat ftnmer seine
Schattenseiten. Zwar hat die Berliner Secession, die

zu allererst mit ihrer Frühjaihrausstellunig hervortrat, sich dies-
mal nur auf ,4ie Jungen“ beschränkt — die „Alten“ Corinth
und U t y und die andern sollen erst im Herbist wiederkehren —
zwar hat Hans Balusc'hek, der neue Vorsitzende der Gro-
ßen K u n s t au s t e 11 u n g in gediegenster Weise die einstige
Riesenschau am Lehrter Bahnhof erheblich „verkiür.zt“, doch das
nützt ailles nicht. Die Produiktio.n ist zu groß. Und dabei hätte
ich fast vergessen, daß nocih die Akadem,i,e da i'st, d'ie unter
Liebermanns Leitung sich müht, das große Material zu jurie-
ren, ,die aiber in ihren 400 Nummern auch einige Sondercollek-

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