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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

DOI Heft:
1./2. Oktoberheft
DOI Artikel:
Hofstede de Groot, Cornelis: Zur Rembrandtforschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0041

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2ut? Rembt?andtfoüfd)ung

oon

Coi?n. fioffißdc de 6t?oot Cden Jiaag)

Der von Prof. Dr. W. M a r t i n , dem Direktor des
Maritshuis im Haag im 1. Juniheft des „Kunstwande.rers“
veröffentlichte Aufsatz „Zur Rembrandtforschung“ hat
in allen Kunstkreisen lebhaftes Interesse erregt. Im
1.12. Scptemberheft des „Kunstwanderers“ beschäftigte
sich Exzcllenz Geheimrat Dr. Wilhelm v. B o d e mit
Martins Ausführungen und heute geben wir Dr. Corn.
Hofstede de Groot (den Haag) das Wort. Es ist
übrigens ein gltickliches Zusammentreffen: der weit-
berühmte holiändische Kunstgelehrte begeht nämlich, wie
uns bekannt ist, am 9. November seinen 60. G e b u r t s -
t a g. Auch die deutsche Kunstwelt hat allen Grund,
Hofstede de Groot fiir seine aufopferungsvollen bedeut-
samen Forschungen besonders dankbar zu sein. Dr.
Corn. Hofstede de Groot hat sicli namentlich durcli die
Bearbeitung und Fortsetzung des „Smith“ (Beschreiben-
des und Kritisches Verzeichnis) und als Mitherausgeber
und Mitarbeiter des großen Bode’schen Rembrandt-
Werkes einen ersten Platz in der internationalen Kunst-
wissenschaft geschaffen.

LJrof. Dr. W. Martin hat in dcr ersten Juninummer des
Kunstwanderers eine Entgegnung auf die beiden
Kapitel meiner Flugschrift „die Holländische Kritik der
jetzigen Rembrandtforschung“ veröffentlicht, die gegen
seine Ausführungen in den beiden Septembernummern
1921 derselben Zeitschrift gerichtet waren.

Offen gestanden, sehe ioh in diesem Artikel nicht
das, was man im gewölmlichen Sinne des Wortes eine
„Entgegnung“ nennt.

Der Verfasser geht auf meine Bedenken nicht ein,
sondern versucht in der Hauptsache nur seinen Stand-
punkt aufs neue darzulegen. Er fertigt mich mit den
Sätzen ab, „daß ich den Ausgangspunkt und das Be-

strebcn seiner ganzen Ausführungen gänzlich falsch
verstanden und ein Mißverständnis geschaffen liabe, das
einfaoh nicht auszuwischen sei, es sei denn, daß man es
Punkt für Punkt widerlege und damit ein sogar für den
Fachmann langweiliges Opus produziere“.

Da ich die Mühe nicht gescheut hatte, meinem ver-
ehrten Kollcgen Punkt für Punkt zu folgen und so ein
vielleicht langweiliges, aber — wie ich glaube — der
Forschung dienliches Opus zu schaffen, 'bin ich durch
diese Äußerung sehr enttäuscht. Es ist in der Wissen-
schaft eine — milde gesprochen — ungewöhnliche
Handlungsweise dem Gegner zuzurufen: „ich antworte
dir nicht, denn dies würde zu langweilig werden“. Man
kommt dann in den Verdacht nicht zu wissen, was man
antworten soll. Auch die Worte: „du hast mich gänz-
lich falsch verstanden und dadurch ein nicht auszu-
wischendcs Mißverständnis geschaffen“, klingen ohne
die Erklärung, worin das Mißverständnis nun eigentlich
bestehe, mebr wie eine Ausrede als wie eine Entgeg-
nung.

Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, daß mein ver-
ehrter Gegner sich auch jetzt der Tragweite seiner Aus-
führungen von Sept. 1921 ganz bewußt ist. Er, dessen
positive Leistungen auf dem Gebiet der Rembrandt-
forschung, wie er selbst wird zugeben müssen, bis jetzt
einem unbeschriebenem Blatt gleichen, greift die For-
schertätigkeit der älteren Generation, die sich über fast
ein halbes Jahrhundert erstreckt, an — Bode’s erster
Rembrandt-Aufsatz erschien 1876 — und erklärt, die
Methode sei zwar vortrefflich, aber die Resultate
traurig. Von etwä 700 als echt registrierten Bildern

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