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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Juliheft
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Köhler, Ida: Geschnittene Steine, Glaspasten und Wedgwood - Kameen
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Die Büchersammlung Arthur Meyer im Hotel Drouot / Aus der Museumswelt / Kunstgewerbler und Leipziger Messe / Schweizerische Kunstchronik / Die Welt der Kunstgelehrten / Kunstauktionen / Londoner Kunstschau / Neue Kunstbücher / Mannheimer Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0354

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begann unter seinem Einfluß Gemmen zu sammeln und
Albani mußte dazu seine Beiträge leisten. Seine
Übung im Erkennen von Gemmen und geschnittnen
Steinen soll so groß gewesen sein, daß er, in seinen
letzten Lebensjahren erbMndet, imstande war, durch
Abtasten der Dinge den Zeitpunkt ihres Entstehens
und ihres ungefähren Wertes zu bestimmen; er starb
1779, 87 Jahre alt. Sein Altersgenosse war der oben
genannte Baron Philipp Stosch (1691—1757), wie Ohle-
dowski schreibt, „eine seltsame, nicht ganz einwand-
fre'ie Persönlichkeit“. Er verstand es die Leichtgläu-
bigen auszubeuten und ihnen Antiquitäten herauszu-
locken. Fehlten ihm die erforderlichen Geldmittel zu
seinen Käufen, so ließ er antike Steine fälschen und
verkaufte sie als echt. Er soll eine förmliche Gemmen-
fabrik gegrtindet 'haben, die berühmtesten Steinschnei-
der in Italien, Deutschland und Paris sollen nach seinen
Angaben gearbeitet haben, so die beiden Constanzi,
Flavfo Sirletti, Giovanni Pichler und Natter. Graf
Frieß aus Wien, der zur Zeit Pius VI. in Rom weilte,
sich für einen großen Kenner hielt, kaufte viele Fäl-
schungen, dürfte aber auch viel Gutes erworben haben.
Goethe schreibt: „Graf Frieß kauft viel und hat unter
anderem e-ine Madonna von Andrea del Sarto für 600
Zechinen gekauft“ (italienische Reise II. Teil). Ein
anderesmal besichtigt der Graf mit Goethe die Gem-
mensammlung -des Prinzen von Piombino. Bel dem

Steinschneider Pichler kaufte Graf Frieß ab-er eine
Kamee, von jenem vermutlich selbst geschnitten, um
einen sehr hohen Preis. Er verlangte eine Bestätigung
über Alter und Echthbit der Kamee, welche der Ver-
käufer ohne Zögern, allerdings in se'hr geschickter Ab-
fassung ausstellte. Über die Fälscherabsichten dieser
damaligen Künstler findet sich auch ein Artikel in Meu-
sels neuen Miscellaneen artist. In'haltes (i. J. 1796).
„Über einen üblen Gebrauch der neueren italienischen
Steinschneider.“ Der Inhalt lautet: „Es ist seit einigen
Jahren in Italien zur Gewohnheiit geworden, daß man
die von neuen Meistern einwärts geschnittenen Steine,
teils die Kopien nach der Antike, teils selbst die Origi-
nale auf ihrer Oberfläche malt und wohl gar etwas
kritzlich macht, damit sie dadurch der Antike ähnlicher
werden. Die Italiener nennen diese Arbeit, dem Stein
eine „Patina“ geben. Steine von Pichler, Marchand und
andern berühmten Steinschneidern werden auf die Art
mißhandelt. Manche Italiener behalten die Steine am
Finger, waschen sic'h mit Sand etc. um den Glanz der
Oberfläche zu nehmen. Antike Steine haben aber so
wohl in den eingegrabenen Figuren, als auch auf der
Oberfläche die schönste Politur nicht verloren, beson-
ders solche, die in Grabmälern und Urnen gefunden
wurden, daher die Pat'ina kein Beweis der antiken Echt-
heit ist.“ Fortsetzung folgt.

Lovis

Corinth

Landregen,
Holstein 1886



Aus dem
Buche

„Der Zeichner
Lovis Corinth“,

Verlag

Ernst Arnold,
Dresden

Dte Bücbct’fammtung Arttjut? JYleyet? im Jiotet Drouot.

Zu den Versteigerungen, welche in der Pariser „Auk-
tionssaison“ mit am meisten die Aufmerksamkeit weiter Kreise
auf sich lenkten, gehört zweifellos diejenige, welche vom 3.—6.
Juni im „Hotel des ventes“ der Rue Drouot die seltenen und kost-
baren Bücher des verstorbenen Direktors des „Gaulois“, Arthur
Meyer, unter den Hammer brachte. Wie aus dem von Ed. Rahir
musterhaft redigierten Kataloge, einem schönen Quartbande von
beinahe 200 Seiten, mit vielen Reproduktionen geziert, hervor-

geht, ist Arthur Meyer erst spät zur Bebliophilie gekommen. Im
Besitze einer großer Anzahl handschriftlicher Briefe berühmter
Literaten, Kiinstler oder Politiker, mit welchen er in Verbindung
gewesen war, kam er auf den Gedanken, dieselben in die Bände
mit einzubinden, wo sie sich passend einfügten. Dies war der Be-
ginn seiner Sammlung. Davon ausgehend, bedeutete es nur noch
einen Schritt zur Begründung einer Bibliothek; dieser Schritt war
bald getan. Der Plan dieser Sammlung war rasch entworfen:

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