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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Novemberheft
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Waetzoldt, Wilhelm: Ausstellung deutscher Graphik in Holland
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Kern, Guido Josef: Gerhard von Kügelgens Atelier
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0077

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graphischer Arbeiten von 22 deutschen Künstlcrn von
Menzel und Klinger bis Pechstein und Schmidt-Rottluff
enthalten. Vorbereitet und organisiert wurde diese
Ausstellung durch die Niederländisch-Deutsche Vereini-
gung im Haag gemeinsam mit der Deutsch-Niederlän-
dischen Gesellschaft in Berlin. Der Preußische Minister
für Wissenschaft, Kunst und Voiksbildung erteilte zur
Darleihung der graphischen Arbeiten aus den Bestän-
den des Staatlichen Kupferstichkabinetts seine Ge-
nehmigung. Kurt Giaser und Wilhelm Kurth trafen die
Auswahl und der Letztgenannte schrieb eine historische
Einieitung zum Ausstellungskatalog. Bei der Eröffnung
der Ausstellung hielt der Verfasser einen ergänzenden
bezw. einleitenden Lichtbiidvortrag über die deutsche
Graphik der Romantik. — Diese gewählte, im Umfang
aber beschränkte Schau deutscher Graphik war ur-
sprünglich nicht zur Ausstellung im Haag bestimmt,
sondern zusammengestellt als Wanderaussteliung durch
kleinere holländische Städte. Da infolge des Regie-
rungsjubiläums der holländischen Königin in den Städ-
ten, in denen die Ausstellung beginnen sollte, die betr.

Räume für Jubiläumszwecke in Anspruch genommen
waren, wurde die Gastfreundschaft des Haagschen
Kunstkrings dankbar angcnommen, um das Ausstel-
lungsmaterial nicht unbenutzt liegen zu lassen.

Vom Haag aus soll die Ausstellung nach Delft,
Haarlem, Arnheim, Groningen und vielleicht noch nach
anderen holländischen Städten wandern. Soweit die
holländische Presse sich bisher geäußert hat, findet
diese graphische Ausstellung das gleiche Intcresse und
das gleiche Verständnis in der holländischen Öffent-
lichkeit, wie ihre größere Vorgängerin, die deutsche
Gemäldeausstellung, die, von den gleichen Organisa-
tionen vorbereitet, im vergangenen Winter im Haag, in
Amsterdam und in Rotterdam gezeigt wurde.

Es wäre zu wünschen, daß Deutschland in abseh-
barer Zeit in diesem freundnachbarlichen Verhältnis zu
Holland nicht nur der empfangende Teil bleibt, sondern
auch in die Lage versetzt wird, einer repräsentativen
Vertretung holländischer Kunst in Deutschland die
gleiche gastfreundliche Aufnahme zu gewähren.

Max Liebermann
Kartoffelbuddler
(vergriffen)

Verlag der
Galerie J. Casper
Berlin

Qet?bavd oon KClgelgens Atetieü

oon

ö. 1* Ket?n

|h in überaus interessantes und reizvolles Kapitel in
1 4 Wilhelm von Kügelgens „Jugenderinnerungen
eines alten Mannes“ trägt die Überschrift „Die
Preußen und die beiden Ateliers“. Unter den beiden
Ateliers sind die Werkstätten von Caspar David Frie-
drich und Gerh'ard von Kügelgen verstanden, wie aus
den weiteren Ausführungen des Verfassers hervorgeht.
Die Verbindung mit den „Preußcn“ deutet auf die 'be-
sonderen Beziehungen der be'iden Atelier-Inhaber zur
preußischen Armee hin>, und zwar besonders auf die
damals in Dresden erschienenen Lützowschen Jäger,
die mit Ju'bel begrüßt wurden.

Wilhelm v. Kügelgen, ein Sohn Gerhards, war um
jene Zeit noch ein Kind. Aus jeder Zeile aber, die er
als alter Mann über seine Kindheit niederschreibt, weht
noch die echte Stimmung und Begeisterung der Frei-
heitskriege. Die „Lützowschen Jäger“, heißt es, habe
man den „Freiheitskämpfern des alten Griechenland“

vergleichen mögen, die, „heiter, schön und todes-
freudig“ für das Vaterland in den Kampf gezogen seien.
Als eine der glänzendsten Erscheinurigen des Korps
wird der Dichter Theodor Körner gerühmt. Wer ihn
damals gesehen, hätte ihn nie vergessen. Der Be-
richt fährt fort: „Näher als Körner, den wir (das
lreißt die Kinder der Familie) wenig kannten, stand uns
ein anderer Freund, der jetzt ebenfalls im Begriffe war,
Dresden mit den Lützowern zu verlassen. Es war dies
ein junger Maler, von Geburt ein Pommer, namens Ker-
sting, ein frischer, jovialer, für seine Kunst begeisterter
Mensch, der soeben angefangen hatte, durch eigen-
thümlich ansprechende Bilder die öffentliche Aufmerk-
samkeit auf sich zu ziehen. Er malte nämlich in kleinem
Format auf Holztafeln sehr saubere Portraits, ganze
Figuren und in einer Umge'bung, die ebenfalls Portrait
war. Es ist von unleugbarem Interesse, geliebte oder
ausgezeichnete uud denkwürdige Personen in der ihnen

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