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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

DOI Heft:
1./2. Oktoberheft
DOI Artikel:
Röttger, Bernhard Hermann: Über Hans von Marées
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0048

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IJ ie von der M o d e r n e n G a 1 e r i e T h a n n -
hauser i n M ü n c h e n über August und Sep-
tember veranstaltete Marees-Ausstellung mit ihren
31 Gemälden und 57 Handzeichnungen war bedeutend.
Drei Vierteile der Blätter hatte in sehr dankenswerter
Weise die Bayerische Graphische Sammlung zur Ver-
fügung gestellt. Aus den letzten 30 Jahren des schon

Marees war ein ganz Großer, ein großer Künstler, ein
großer Mensch, und muß als solcher lange dessen
harren, daß er allgemeiner verstanden, geliebt und ge-
niitzt werde.

Was am Formalen bei ihm so tief befriedigt und
dauernden Genuß bereitet, ist vor allem das erweckte
Gefiihl, wie iiberaus stark alles und jedes Tun iunerlich

als Fünfziger verstorbenen Meisters starnmend, boten
die verschiedenartigen Werke freudigst begriißte Ge-
legenheit, die fiir gewöhnlich nur durch die Neue
Staatsgalerie vermittelte Vorstellung von dem selt-
samen Kiinstler wesentlich zu bereichern. Von kunst-
historischer Seite her ist Marees mehrfach und trefflich
umschrieben; wir jedenfalls wüßten augenblicklich
nichts uns wesentlich Erscheinendes hinzuzufiigen; in-
des seine unmittelbar kiinstlerische, sagen wir abseits
philologischer Wissenschaftlichkeit gelegene Wirkung
stets neuerdings zu offenbaren und so viclleicht des
Kiinstlers teurem, mit Herzblut geschriebenem Ver-
mäöhtnis einige neue Betrachter zuzuführen — damit
können zur Kunst strebende Herzen nie aufhören. Denn

verarbeitet ist: eine seltene Rechtschaffenheit gegen
sich. selbst und gegen andere. Der Wilie, Strich und
Pinselzug, Form, Raum und Farbe zur Volikommenheit
zu zwingen, ist außerordentlich. Über die wundervolle
Tektonik der Kompositionen, über ihre symphonisch-
musikalische Wirkung wäre nur umständlich zu reden.
Aus welch heißem Herzen auch die feierlich stillen
Werke hervorgingen, verraten einige mit prächtiger
Gewalt hingewühlte Zeichnungen.

„Neben ihm bildeten sich nicht Schüler, sondern
Menschen“, sagte Cornelius Gurlitt einmal von Marees.
Auch vor des Meisters Bildern noch bilden sich Men-
sclien heraus. Denn siehe, da auf Papier und Leinwand
sind überall die Vorbilder, die Anreger, die Führer:

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