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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Augustheft
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Gronau, Georg: Die Sammlung Henry Goldman
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Die Campagna Fotografica in Bologna / Ein Datum auf dem Kreuzigungsbilde des Isenheimer Altars / Aus der Museumswelt / Kunstauktionen / Die Welt der Kunstgelehrten / Aus der Künstlerwelt / Die Kunstakademie der Zukunft / Dritte Breslauer Kunstmesse / Fünf Rode für Bukarest / Ein Engländer über Rußlands Museen / Londoner Kunstschau / Aus Amerikas Kunstleben / Vom holländischen Kunstmarkt / Neues von Kunstantiquariat / Kleine Kunstchronik / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0388

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weiß dem Praxiteles ganz nahestehend. Die köstliche
'Holzfigur eines heil. Michael nordfranzösischen Ur-
sprungs findet ihr Gegenstück in der Marmorfigur einer
sitzenden Madonna aus dem — doch wohl weiteren —
Kreise Quercia’s. Eine Terrakottfigur der stehenden
Madonna, von Bode auf Donatello getauft, wiirde im
Werk des Meisters ein Unikum bedeuten. Eine pracht-
volle Madonna von Andrea della Robbia im aiten Ta-
bernakelrahmen. End'lich Exemplare bekannter Klein-
bronzen von Giambologna (Vogelsteller) und Cellini —
Tintenfaß mit der Gruppe der Tugend, die liber das
Laster triumphiert.

1 )iese kurze Aufzählung mag eine VorSteliung ge-
ben von dem feinen und wählenden Geschmack, der
diese Sammlung zu vereinigen gewußt hat, una dessen
Vielseitigkeit zugleich die Gewähr dafiir bietet, daß sie
weitgreifend sich fortentwickeln wird.

Der von Valentiner verfaßte Text, von dem die
meisterlichen Reproduktionen begleitet sind, gibt die
fiir den Forscher notwendigen Angaben knapp und
voilständig, während in der Einleitung die wiederge-
gebenen Stücke nach ilirer künstlerischen Bedeutung
gewürdigt und in den großen historischen Zusammen-
hang gesteüt werden.

Die Campagna ; fotogt?afiea
in Bologna.

Den Lesern des „Kunstwanderer“ ist toekannt, daß Deutsch-
land seit deirn Herbst 1923 einen Vorposten im Auslande besitzt, der
wie Wenige, dazu igeeignet ist e.hema'ligen künstlerischeTi, also auch
geistigen, Kontakt izwiscihen uns und dem Auslande wieder herzu-
stellen. Ich spreche von dem ,;Deutschen K u n s t ih 1 s t o -
rischen Lnstitut“ in Florenz, das unter Leitung von Dr.
H e i n r i c h Bodmer im letzten Jahr seine künstlerisch segens-
reiche Tätigkeit wieder aufgenommen hat.

Eine der wichtigsten Arbeiten des Institut’s ist zweifellos die,
in diesem Frühjahr begonniene, „Campagna Fotografica“
in Bologna. Nach einer Anregung des kunstbegeisterten italie-
nischen Botscha.fters in Berlin, des Grafen Bosdarii lenkte das
Institut s.ein Augenmerk auf d.ie barocken Kunstschätze Bolognas,
die bisher ikaum e.iner wissenschaftlichen Untersuolnunig lunterzoigen
waren. Der Energie und, nicht zuletizt, den persönlichen Beziehun-
gen Dr. Bodmers ist es dabei gelungen nicht nur in die, der Allge-
meinheit zugä.ngliohen, öffentlichen Geibäude, wie z. B. Kirchen,
einzudringen; -sondern auch in bisher völlig unerforschte, verschlos-
sene Kunstschätze, wie Privathäuser, Klöster, Bru-derschaften, alte
Hospitäler. Wirksame Hilfe bei dieser Arbeit — es handelt sich
uin e'ine möglichst umfa-nigreiche un-d genaue, ktinst-leris-ch 'bedingte,
photo-graphische Erforsch-unig -des -Bol-ogneser Barocks, — fand -das
Institut ;in -der echt itali-enischen Zuvorkommen-heit -sowohl der of-
fizi-ellen, als auch privaten Stell-en, die .s-ich ibemühte diese, nioht
zuletzt fiir die italienisclic Kunst, so wertvolle Neuforschung auf
ihre Art möglichst zu unterstützen un-d -zu för-dern. Das -gan-ze
photographi-sche Material das erst nach monat-elangen, müh-seligen
Vorbereitungsarbeiten erlan/gt werden konnte, ermöglicht zum
e r s t e n iM a 1 ei-ne k-unsthistorische Auseinandersetzung m-it
diesem, bisher niur teilweis-e -beka-nntem, Barock.

Außer Dr. iBodmer selbst, -der zum Th-ema se-iner durch -die
„campagna“ -hervorgerufenen Arbeit Ludovic-o Carracci
gewählt hat, wird -das Photom-aterdal bereits jetzt benützt von Prof.

Frie-dlaender-Freiburg zu einer Arbeit über die „V o r -
I ä -u f e r d e r C a r r a c c i“ , und von Dr. L i- n n o B i r c h 1 -e r
zu einer Untersuch-un-g über -die , Anfänge d-er ibolo-gne -
sischen Barockarchitekte n“.

K o m Landau.

Stn Datum auf dem Kt?euEigungs-
bÜde des ifenbctmee Attaes.

Arn 23. Juli d. J. ih-atte ich in Ko-lmar Gelegen.heit, den Isen-
h-eimer Aitar des Matthii-as Gruenewal-d i:m Laufe eines Ta-ges zu
betrachten. Dabei fiel mir auf der Kreuzigu-nigsdarstell.unig eine
Jahreszahl ins Auge, dde soweit mir -bekannt, -bis.her unberück-
fs-ichtigt gebiieben ist. Am Fuße des -a-uf de.m Kreuiztgunigsbilde vor
d-er Gestalt der Maig-dal-ena dargestellten Salbigefäßes ist z-wei-m-al
nachein-an-der unverkenn-bar ein-e Jahreszahl -angeibracht. Di-e Wie-
derholung ibezweckt die Eiinord-nung dieser Jahr-eszahlen dn -das
tibrige auf dem Salbgefäß anged-e.utete Ornam-ent.

Beide J-ahresizahlen -ent.halten, soviel ich sehen ikonnte, das-
selbe Datu-m. N-ur eine von ihnen (die linke vom Beschauer) ist
noch les-bar. Di.e -drei ersten -Stellen 151 sind sicher -festzustellen.
Die folgend-e vierte Stelle vermag ich mit Sicherheit nicht an-zu-
geben. Jedenfalls st-eht an vierter Stelle e.ine -deutlich von der 1
an er.ster un-d dritter Stelile verschied-en-e Zahl. Si-e hat die Gestalt
eines zur Mitte geknickt-en Balkens. Am eh-esten könnte man a-n
ivferter St-elle 0 les-en, was -dann 1510 im iGesamtd-atum er.giibt. Das
Datum 15-10 stebt i.n Ü-bereinstimmung zur geltenden Datierung
1509—-1511. Ich gl-autoe daher, das auf -dem Isenh-e.imer Altar hefind-
1-iche, von mir fe-st-gestellte Datum -am toesten m-i-t 1510 les-e-n zu
können.

Bei -der Betrachtung -des Altars fällt f-erner die Darstellumg
eines Feigenbaums in -der Szene der Anbetung -des Kind'es auf.
Di-e iN.atürlichkeit seiner Darst-ellung iist eine ivol'kommenie, mit
anderen Worten, Grueneiwald muß jenseits der Alpen gewesen sein,
eh-e -er diesen Fe-igenbaum malte.

Dr. P h i 1 i p p Schweinfurt-h.

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