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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Dezemberheft
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Bode, Wilhelm von: Vandyke über Rembrandt
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Schneider, Friedrich: Wilhelm Dörpfeld: zum 70. Geburtstag (26. Dezember 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0107

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docli zugeben, daß diese Jugendbilder nacli ihrem
ganzen Charakter sich noch unmittelbar an Rembrandt
Vorgänger, namentlich an seinen Lehrer Lestmann an-
schließen und garnicht später als Ende der zwanziger
oder Anfang der dreißiger Jahre gemalt sein können.
Solche Erwägungen gibt’s abcr für den Verf. niöht;
er „empfindet“ eben auch diese Bilder als Werke des
Meisters Pluym!

Nicht uninteres'sant ist, kurz eine Überschau dar-
über zu halten, wie Prof. Vandyke seine Abstriche am
Rembrandt-Werk der verschiedenen Länder, nament-
lich der großen Galerien macht. Überpatriotisch ver-
fährt er dabei nicht; das muß man ihm lassen. Von den
ca. 100 Bildern, die die Vereinigten Staaten jetzt schon
von Rembrandt besitzen (und wieviel ausgezeichnete
sind darunter!) anerkennt Vandyke nur 7 als Originale!
Die Eremitage mit ihren zahlreichen Meisterwerken

kommt ganz besonders schlecht weg; nur eines läßt er
von 46 Bildern gelten. Im Louvre will er etwa 4, in der
National-Gallery die gleiche Zahl anerkennen; in Cassel
3 Bilder gelten lassen, darunter aber keines von den
berühmten Meisterwerken, in Braunschweig dagegen
sogar 4, im Kaiser Friedrich-Museum ebensoviel (aber
alle doch nur „wahrsdheinlich“), in Dresden das Por-
trät der Saskia mit der Nelke, aber keines der be-
kannten Meis.terwerke.

Doch genug und schon zuviel von dieser Über-
kritik! Nnr eines wollen wir zum Schluß noch dankbar
anerkennen: daß der Verf. sich wenigstens auf diese
blutigen Abstriche beschränkt und der Versuclmng
widerstanden hat, seine glänzende Kritik und Phantasie
auch auf die Entdeckung von Werken Rembrandts, die
als solche uns allen noch unbekannt sind, einzustellen.
Dies Verhängnis ist uns wenigstens erspart worden!

IDitbelm Döt’pfetd

Eum ?0. Qcbuutstag (26. DcBcmbct? 1923)

oon

fviedvich Scbneidev^ena

jie Schönheit Homers leuchtet noch immer in unser
armes und verarintes Dasein. Die Namen
Winckelmanns und Goethes werden, so lioffen wir zu-
versichtlich, aucli kommenden Geschlechtern teuer
sein. Nächst Goethe, bemerkte vor kurzem einer der
feinsten Köpfe Jenas, habe ihm nierfiand eine ähnlich
tiefe Liebe und begeisterte Hingabe für das klassische
Altertum von neuem mitzuteilen vermocht wie Wilhelm
Dörpfeld, der jetzt in bewundernswerter geistiger und
körperlicher Frische an der Universität Jena lehrt.

Der berühmte 'Gelehrte wurde am 26. Dezember
1853 als Sohn des bekannten Pädagogen und Rektors F.
W. Dörpfeld geboren und besuchte später das Gym-
nasium seiner Vaterstadt Barmen, das er 1872 mit dem
Reifezeugnis verließ. In Berlin studierte er das Bau-

fach, wir treffen ihn 1876 als Bauführer, 1877—81 er-
folgen bereits die großen Ausgrabungen in Olympia, seit
1882 ist dann Dörpfelds Name für immer mit dem Deut-
schen Archäologischen Institut in Athen verknüiift, dem
er zuerst als Architekt, seit 1886 als zweiter Sekretär,
in den folgenden Jahren als Direktor angehört hat.

Wir können es unterlassen, alle die akademischen
und wissenschaftlichen Ehrungen im Einzelnen aufzu-
zählen, die dem weitgewanderten Manne zuteil ge-
worden sind. Neben Würzburg (Dr. phil. h. c. 1882)
haben ihm dle amerikanischen Universitäten von Yale
und Princeton 1895 und 1896 die juristische Ehren-
doktorwürde verliehen, ihnen folgte 1900 Oxford, 1909
Löwen, 1912 Athen, 1919 Berlin-Charlottenburg. Die
Stadt Kerkyra wählfe Dörpfeld zum Ehrenbürger, deut-

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