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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Januar
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Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Josef Israel's 100. Geburtstag / Die Kunst im Theaterbau / Aus der Künstlerwelt / Aus der Museumswelt / Kopenhagener Kunstschau / Vom holländischen Kunstmarkt / Breslauer Kunstmesse / Jubiläum der Berliner Numismatischen Gesellschaft / Moderne Graphik / Neue Kunstbücher / Neues vom Antiquariat
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0151

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Kunftaukit oneru

Bßt’lm,

Ain 25. und 26. Januar versteigert Paul Graupe eine
771 Nummern umfassende, an Seltenheiten reiche Sammlung von
Graphik und Handzeichnungen des 19. und 20. Jahr-
hunderts, über die der Graupesche Katalog vorzüglich orientiert.
Diese Versteigerung dürfte um so mehr interessieren, als sie die
erste deutsche Versteigerung moderner Graphik ist, in der Anbote
und Verkäufe zu Goldmarkpreisen erfolgen. Sie wird
demnach ohne Zweifel für die P r e i s b i 1 d u n g von Wichtigkeit
sein. In der Serie der deutschen Graphiker iist Max L i e b e r -
mann mit nicht weniger als 79 Nummern am stärksten vertreten,
darunter mit den Probedrucken zu den kleinen Schriften von H.
von Kleist, den Holzschnitten ziu Goethes Novelle, dem radierten
Selbstbildnis (Schiefler 116 III), von dem nur wenige Abzüge exi-
stieren, dann folgt Max S 1 e v o g t mit einigen Ooriginal-Feder-
zeichnungen und mehr als vierzig Radierungen und Lithographien,
dann Ernst O p p 1 e r mit zahlreichen Kreidezeichnungen und den
famosen Pawlowa- und Karsavina-Radierungen. In der Reihe
Lovis C o r i n t h zählt die Lithographien-Folge „Die Frau Konne-
table“ (in Probedrucken auf China) zu den Hauptstücken der
Sammlung, in der Serie Hans M e i d interessiert vor allem die
verworfene erste Fassung der Radierung „Der Comthur erscheint“,
in der Reihe Käthe K o 1 Lw i t z die Kohlzeichnung zur Radienung
„Tod, Frau und Kind“. Die Graphik von Lesser Ury wird durch
den Probedruck des prickelmden Blattes „Sitzender weibLcher Akt_
und durch Zustandsdrucke der köstlichen Radierungen „Aus Hol-
land“ und „Mühle im Mondschein“ besonders repräsentiert. Die
feinen Pastelle und Holzschnitte von Ludwig von H o f m a n n , die
wertvolle Graphik von Guido Josef K e r n , die von Emil O r I i k ,
Willi G e i g e r , Emil N o 1 d e , Hermann S t r u c k , Max
Pechstein, Ludwig Meidner, Felix Meseck, Michel
F i n g e s t e n , Rudolf Großmann, die Tuschzeichnungen von
George Grosz, die Radierungen und Holzsclniitte von Walter
K 1 e m m , die Lithographien von Oskar K o k o s c h k a u. a.
werden gleichfalls ihre Liebhaber finden. Ubrigens fehlt in dieser
Sammlung auch K 1 i n g e r nicht. Unter den Meistern des 19. Jahr-
hunderts ist vor allem Carl Spitzweg mit einer Reihe von her-
vorragenden Bleistiftszeichnungen zu nennen. Unter den aus-
ländischen Meistern sehen wir Toulouse-Lantrec und
Manet (mit größeren Kollektionen), Israels, Zorn,
M u n c h u. a.

*

Karl Ernst H e n r i c i versteigert am 28. und 29. eine bedeu-
tende Sammlung von Autographen aus Musik und Theater, Lite-
ratur und Wissenschaft (Goethe und Schiller). Der Katalog ist in
Vorbereitung.

*

Bei Max Perl werden am 9. Februar wertvolle Werke
aus der Kunstwissenschaft versteigert. Das Ausgebot bibliophiler
Bücher schließt sich an.

%

In den Auktionen 32, 33 und 34, die S. Martin F r a e n k e 1
vom 17. bis 19. Dezember veranstaltet hat („Deutsche Lite-
ratur des 17. bis 19. Jahrhunderts“, „Illustrierte Bü-
cher“ und Autographen) sind nachstehende Preise er-
zielt worden: Droste-Hülshoff, Gedichte, 1. Ausgabe (1838) 260
Goldmark, E. T. A. Hoffmann, Fantasiestücke in Callots Manier,
1. Ausg. (1844/45 190 Mark, Jean Paul, Grönländische Prozesse
(1783) 160, Immermann, Münchhausen, 1. Ausg. (1838/39) 240, Re-
volutions-Almanach von 1793—1802 400 Mark, Schiller, Don Kar-
los, 1. Druck der 1. Ausg. 125, Tieck, Phantasus (1812T6) 210 Gold-
mark. In der Abteilung „Illustrierte Bücher“ brachten: Bode,
„Studien zur Geschichte der HoIIändischen Malerei (1883) 35 Gold-
mark, Bosse, „Die Kunst in Kupfer zu stechen“ (1765) 42 Goldmark,
Gavarni, Oeuvres choisies (1846/48) 1. Ausg. 145, Gravelot-Cor-
neille, Theatre (12 Bände 1764) 390, Houbraken, De groote Schou-
bourgh der Nederlaudsche Konstschilders en Schilder'essen (1718

bis 19) 125, Kugler-Menzel, Geschichte Friedrichs des Großen
(1. Ausg. 1840) 470 Goldmark. — Unter den Autographen kam ein
2V2 Seiten langer Brief von Alfred Krupp (7. März 1878) auf 23
Goldmark, eine Serie von 5 Briefen Lassalle’s auf 135, ein Doku-
ment Radetzkys auf 91/2, ein Dokument der Königin Victoria von
England auf 22 Mark. 1 Seite Bizet kostete 55 Goldmark, 12 Briefe
von Josef Joachim ergaben 70 Mark, eine Photographie Adolf v.
Sonnenthals mit Zitat aus Nathan kostete 5 Mark, ein Billet von
Alexander Girardi 7 Mark, ein Brief von Richard Strauß gleich-
falls 7 Mark.

Jiannooet?.

Im Dezember hatte Hannover zwei Kunstauktionen, die von
dem Kunstauktionshause Hans v. d. Porten und Sohn ver-
anstaltet, beziehungsweise geleitet worden sind. Namentlich für
das alte Kunstgewerbe, besonders für China, zeigte sich
reges Interesse; auch die Preise, die gezahit wurden.blieben hier
hinter den Marktpreisen nicht zurück. In der gleichfalls vom
Hause v. d. Porten veranstalteten Bücherversteigerung
iiberschritt man sogar öfter die üblichen Preise. Das genannte
Kunstauktionshaus führte auch die Kunstversteigerung in der Ga-
lerie von Garvens durch, wo Aquarelle und Graphik der
neuesten Kunst — Klee, Archipenko, Kandinsky -
ausgeboten wurden. Die nächste Auktion bei Hans v. d. Porten
und Sohn findet voraussichtlich Anfang Februar statt.

Köln.

Bei Math. Lempertz fanden am 11.—14. und am 19. bis
20. Dezember die zweite und dritte Goldmark -Auktion
dieser Saison statt. Auch bei diesen Auktionen zeigte sich, daß
der Kunstmarkt ungemein fest ist und daß im allgemeinen Durch-
schnitt bessere, zum Teil sogar sehr viel bessere Goldmarkpreise
bezahlt werden als vor dem Kriege. Versteigert wurde auf der
Basis 1 Goldtnark gleich 1 Billion Papiermark. Diese Goldmark
war also um 10 Prozetit höher, als der englische Schilling. Unter
den Gemälden brachte ein kleines Schafbildchen von E. Ver-
boeckhoven 1800 Goldmark, ein Bauernbildchen von Camille Ven-
nemann 1200 Goldmark: ein kleines Herrenbildnis von J. B. Madou
1200 Goldmark; ein kleines Genrebild von Frans Verheyden 300
Goldmark. Unter den Möbeln wurden 6 holländische Stühle
mit Intarsien mit 1000 Goldmark bezahlt; ein im gleichen Stil ge-
arbeitetes Kommodenschränkcheti mit 800 Goldmark; ein Konsol-
schränkchen, Mahagoni, deutsch um 1810 mit 600 Goldmark, eine
mit Zinnstreifen eingelegte Nußbaumkommode, deutsch um 1750
brachte 400 Goldmark; eine Aachen-Lütticher Rokoko-Lehnbank
Mitte 18. Jahrh. 1050 Goldmark; eine rheinische Stutz-Uhr, Maha-
goni mit Messing, um 1810 760 Goldmark; ein eingelegter Louis
XVI. - Schreibschrank 435 Goldmark; ein eingelegter Barock-
schreibschrank 850 Goldmark. Eine Kö'lner Holzmado.nna um 1400
brachte 1300 Goldmark; ein bayrischer Bischof der gleiche.t
Epoche 600 Goldmark; ein fränkischer St. Martinus Ende 15. Jahrh.
800 Goldmark, wobei erwähnt sei, daß diese drei Skulpturen neu
polychromiert waren. Ein gotischer Bronzekessel 14. Jahrh. er-
zielte 210 Goldmark: ein mit Bein eingelegte Radschloßpistole
(datiert 1577) 300 Goldmark.

fvlün cben.

Otto Helbing Nachf. bringt am 12. Februar M ü n z e n
und Medaillen zur Versteigerung. Es handelt siclt um die
nicht-schlesischen Bestände des Kaiser Fricdrich-Museums Görlitz
aus der Sammlung t Ernst von Wasserschkben. Der mit 16 Ta-
feln geschmückte Katalog beschreibt 384 Nummern der Sammlung,
die sich auf die Gebiete Pommern ur.d Ostpreußen er-
streckt. Die Abteilung Pommern teilt sich in Alt-Pommern, Unter
schwedischer Herrschaft, Unter brandenburgisch-preußischer Herr-
schaft, Städte-Privatpersonen und enthält zahlreiche gesuchte Ra-
ritäten. Auch in der bloß 46 Münzen urd Medaillen umfassenden
Abteilung Ostpreußen finden sich Stücke von erheblichem Rari-
tätswert.

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