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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

DOI Heft:
1./2. Septemberheft
DOI Artikel:
Singer, Hans Wolfgang: Neue Graphik: Artur Henne, Hans Emil Braun und Georg Richter
DOI Artikel:
Romdahl, Axel L.: Eine malerische Wendnung in Dürers Schaffen, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0021

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wir hier vor der Entfaltung einer glücklich'en Begabung
stehen, wenn nur nicht irgendwelcher grauen Theorie
zuliebe sie so oder so umgebogen wird. Auf dem Blatt
„Am Waldesrand“ liegen zwei kleine, etwa zehnjährige
bäuchl'ings im Grase. Die intelligente, frische Zeichnung
wirkt schön und richtig, sieht man das Biid als Ganzes
an, wenn auch vielleicht das Auge, falls es dem Strich
Zentimeter um Zentimeter folgt, an diesem oder jenem
Anstoß nehmen könnte. Der „Tod und das Mädchen“ ist
leider etwas zu „sinnig“, aber doch nicht in unangenehm
aufdringlicher Weise, eben weil es sich wieder um ein
Kind und nicht um ein erwachsenes Mädchen handelt.

Der Striche sind nicht gerade wenige, dooh sind es
alles noch wirkliche Striche. Das Beste ist vielleicht
doch „Kinder und Schiffchen“, obgieich audh da der
Künstler mit den Strichen sparsamer gewirtschaftet
haben könnte. Fabelhaft suggestiv ist die Forman-
de-utung und auch prachtvoll die „Farbigkeit“. Fbenso-
gut ist das Blatt mit den vier kleinen „Mädchen im
Wind“, ein Steindruck. Schon als reine Zeichenkunst
kann es, bei dem schwierigen Vorwurf, unsere Bewun-
derung erwecken. Dabei ist es als psychische und
physische Auffassung reizend, und wir erfreuen uns an
einer echten, offenen, ehrlichen und reinen Kunst..

Aus der in nächster Zeit
erscheinenden Ii. Folge
von A. E. Brinckmann:
Barock-Bozzetti.
Italienisclie Bildhauer

Frankfurter
Verlags-Anstalt A.-G.
Frankfurt a. M.

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| ie heilige Familie in Breitformat, Holzsclmitt aus
dem Jähre 1511, Bartsch 97, ist wie die früher be-
sprochene Darstellung des Motives, Bartsch 96, ganz
malerisch stimmungsvoll empfunden, mit dem hellen
Himmel, der zwischen den dunklen Baumstämmen
durchschimmert. Wie stark diese Absichten aucli die
Technik beeinflußt haben, ist am besten in der Engel-
gruppe unten zu sehen. Der heilige Christoph vor der

*) Siche „Der Kunstwanderer“ 1.12. Julihcft 1923.

stillen Landschaft mit einem dunklen Baumstamme
gegen die lielle Luft, mit dem vornübergebeugten Ober-
körper im Schatten und hellen Lichtern am Unterkörper,
Ärmel und Mantel — Bartsch 103 — stammt auch aus
dem Jahre 1511, während der Hieronymus in der
Felsenhöhle, Bartsc'h 113, mit der Jahreszahl 1512 be-
zeichnet ist. In dem letzten welche malerische Wir-
kung in den Felsen (rechts oben vor allem), in der
ganzen plastischen Unbestimmtheit der Gestaltung —
(was wird aus dem Löwen, dessen Kopf zwischen den

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