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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Septemberheft
DOI Artikel:
Bode, Wilhelm von: Die wachsende Gefahr für die deutschen Kunstmuseen von Seiten der amerikanischen Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0012
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M i n n e a p o 1 i s seine ganze Galcrie mit der herrlichen
Lucrezia Rembrandts, aus seiner letzten Zeit, vermacht.
Providence, Rochester, St. Louis errich-
ten 'ihre großen Museen und „Dutzende von Städten
über die ganzen Vereinigten Staaten gehen mit Plänen
zur Errichtung von Museen um“.

Das ist, kurz zusammengefaßt, das, was sicli
Amerika allein in den letzten paar Jahren an Museums-
bauten geleistet hat. Dazu kommen an bedeutend älte-
ren Sammlungen noch die größten Kunstmuseen der
Vereinigten Staaten: New York mit dem Metro-
politan Museum, dern Frick Museum und Archer Hun-
tingtons „Spanish Art Gallery“; Boston mit dem
Städtischen Museum, detn Gardner Museum, und, in der
Harward University, dem Fogg Museum; Chicago
mit dem Städtischen Museum und dem für die Völker-
kunde höchst wichtigen Marshall - Field Museum,
W a s h i n g t o n mit dem fiir die ostasiatische Kunst
sehr bedeutenden Freer-Museum u. a. m. Schon
die Zahl dieser Museen und die dafür ausgeworfenen
Summen rnachen uns Furopäer erschrecken. Sehr viel
bedenkiicher sieht die Lage fiir uns aber aus, wenn wir
den Inhalt dieser Museen und ihre Zunahme in Qualität
wie in Quantität in den letzten Jahren kennen. In den
nächsten drei oder gar schon zwei Jahrzehnten werden

die letzten großen Privatsammlungen Europas von
Amerika aufgesogen sein und dort rasch in die Museen
übergeheri. Dann wird die Zahl der wirklich bedeuten-
den Museen in den U. S. A. nicht mehr so sehr hinter
den großen Museen Europas — solcher hat der alte
Kontinent nahezu zwei Dutzend aufzuweisen — zurück-
stehen. Und nach manchen Richtungen werden sie dann
uns’ere europäischen Museen überhiolt haben, sind sie
doch für asiatische Kunst, Völkerkunst u. a. schon auf
dem besten Wege dazu! Einen Vorteil, den unsere
Museen vor den mdisten amerikanischen voraushaben:
die bessere wissenschaftliche Leitung, werden wir nicht
mehr allzulange zu unseren Gunsten buchen können, da
der Eifer im Studiurn der Kunst drüben ein außerordent-
iicher ist und immer mehr zunimmt, während be-i uns
eine törichte Ueberheburrg der Verwaltungsbehörden
und ein eigentümlicher Größenwahnsinn, der sich nacli
dieser Riichtung in einzelnen Museen wie ein Rest von
Kriegspsychose austobt, geradezu zur Verschleuderung
von wertvollem Museumsgut fülrrt. Wenn so Torheit
auf unserer Seite init den enormen Mittdn und dem
Eifer drüben Hand in Hand geherr, so kann einer der
wichtigsten und anziehendsten Vorzüge, die unser altes,
alterndes und verkalktes Europa bisher vor der Neueu
Welt voraus hatte, von dieser bald eingeholt oder über-
holt werden.

David Roentgen
Paris
um 1785

Versteigerung
am 6. und 7. November
bei

Rudolph Lepke
Berlin

Kunstwerke
aus den Beständen
Leningrader Museen
und

Schlösscr

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