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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Septemberheft
DOI Artikel:
Bode, Wilhelm von: Die wachsende Gefahr für die deutschen Kunstmuseen von Seiten der amerikanischen Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0011

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7ahrgang 1928

Herausgcber: iXdOlptl DonQftl

i./2. Septemberrieft

Die tüacbfende Qefabt? föt? die deutfcben Kunßmufeen
uon Seiten det? ameütkanifcben jvlufeen

oon

Vüilbeim ooti Bode

jaß uns diie ameiikanischen Sammler ü'berall, wo sie
uns im Kunsthandel gegenübertreten, weit iiber-
legen sind, ist ja leider nichts Neue's; jede Woche bringt
uns Nachrichten von einem berühmten Raffael oder
Rembrandt, einem van Dyck oder Jan Vermeer, die für
fabelhafte Summen nacli Amerika verkauft worden sind.
Regelmäßig an einen der großen Händler, der seine
Beute gönnerhaft an se'ine reichen Kunden verteilt. Und
was an ganz hervorragenden Sammfungen drüben ge'bil-
det wird, geht meist als Vermächtnis an die Vaterstadt;
die Städte beeilen sich, die prächtigsten Museumspaläste
dafür zu erbauen oder die alten zu erweitern, und
Göuner, deren Namen selbst lin ihrer Heimatstadt den
Kunstfreunden gelegentlich ganz unbekannt sind, sorgen
für Vermehrung der Museumssammlungen durch Geld-
geschenke von Millionen. Eine ameriikanische Zeit-
-schrift, die für den Bau eines allen wissenschaftlichen
Ansprüchen genügenden Museums in San Francisko
Propaganda inacht, obgleich die Stadt schon drei groß-
artige, aber unpraktischc Kunstpaläste besitzt, zählt die
hauptsächlich'sten Stiftungen und Museumsbauten der
letzten ein bis zwei Jahre auf. Voran steht N e w Y o r k
mät dem Metropolitan-Museum, das von einem Nobody
ein Vermächtnis von rund 175 Millionen Mark erhielt,
das Munsey-bequest. Das Museum in T o 1 e d o erhielt
durch Mr. Libby ein Vermächtnis von 90—100 Millionen
Mark, Kansas-C ity von Mr. Nelson ein Vermächt-
nis von etwa 50—60 Milllonen Mark, die Corcoran

G a 11 e r y von Senator Clark ein Vermächtnis an
Kunstwerken von mehr als 20 Milillionen Mark. Das
eben eröffnete Museum in D e t r o i t wurde von der
Stadt m'it etwa 17 Millionen Mark erbaut und bereits
mit sehr ansehnlichen Kunistwerken seitens der Kunst-
freunde in Detroit, unter denen sich Mr. Ford befindet,
bedacht. In P h i 1 a d e 1 p h i a geht der zur Aufnahme
der kunsth'istorisch w'ichtigsten Galerie der U. S. A.,
der John G. Johnson Galiery bestimmte Bau eines groß-
artigen Museumspalasteis seiner Vollendung entgegen,
für den 65 Milionen Mark bewilligt sind. B a 11 i m o r e
hat kürzlich Miliionen für einen Neu'bau bewiiligt zur
Aufnahme des bevorstehenden Vermächtnisses der
Sammlung Walters. Los Angeles erhielt vor
wenigen Monaten von Mr. Huntigton das Vermächtnis
der Sammlung englischer Meisterwerke des 18. Jahr-
hunderts. Der Milliardär des äußersten Westens iiatte
noch äls Achtziger den Mut und die Freude, diese Samm-
lung, die u. a. den Blueboy von Gainsborough enthält,
zu beginnen und zu einer Bedeutung zu bringen,
wie sie nur die National Gallery und die Wallace
Collection in London besitzen. Ihr Wert wird auf
40 Millionen Mark geschätzt. Die Mittel zum Museums-
bau hat er gleichfalls gestiftet. Von ähnlicher Bedeu-
tung sind dic Vermächtniis'se der Familien Taft und
Hmery an das Museum in C i n c i n n a t i, das dafür
durch einen Anbau von 15 Millionen erweitert wird. Der
eben verstorbene Mr. Jones hat seiner Vaterstadt

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