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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Oktoberheft
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Burger, Willy; Millet, Jean-François: Ein Gemälde von J. Fr. Millet
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Schmidt, Paul Ferdinand: Karl Hofer
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0082

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Farbauftrag ist so leicht, daß die Maserung des Hoizes
— Mahagoni — an vielen Stellen durchschimmert; bci
dem Baumstamm wurde die durchschimmernde Mase-
rung direkt mit zur Bestreitung der Bildwirkung heran-
gezogen. Es waltet hier die gleiche Sparsamkeit wie
in der PHctte, die auch mit den wenigsten Farben Alles
auszudrücken vermag, ,wa;s dem Maler am Herzen 'liegt.

Voraus hat das vorliegende Bi'ld vor dem englischen
das Tempo des ersten Entwurfes, die größere Frische
und Lebendigkeit. Erstaunlich sind die Wucht und
Größe, die hier eingefangen sind in kleinem Rahmen.
Denn das ist eines der Charakteristika Millet’scher
Kunst, daß man bei Betrachtung einer Reproduktion
glaubt ein monumentales Wandbiid vor s’ich zu haben.
Wer, der nicht das Original kennt, glaubt, daß der weit-
berühmte „Angelus“ nur ein Biidformat von 55 : 66 cm

hat, daß die „Aehremleserinnen“ nur wenig größer sind?
— Einen besonderen Wert erhült das Gemälde
dadurch, daß es iiber die künstlerischen Beziehungen
resp. Beeinflussung Miliets durch: Daumier Aufklärung
gibt; nicht hinsichtiich der Stoffwahl, sondern in Bezug
auf die Art der Auffassung kommt diese Abhängigkeit
von dem großen Karrikaturisten zum Vorschein. Diese
Feststellung erlaubt das Bild auch zeitlich genauer fest-
zulegen; zwischen 1849 und 1855 wird es entstanden
sein, zu einer Zeit, da Millet sich dem ihm ureigensten
Gebiete, der Darstellung des Landlebens, gesehen durch
ein elementares Temperament, zugewandt hatte. Die
Worte eines französischen Sachverständigen, daß unter
den erhaltenen Gemälden Millets nur wernige diese
Spontanität des ersten Wurfes aufweisen, bezeichnen
den Wert des Bildes am treffendsten.

Du Ouesnoi gen. il Fiemmingo, Sieg des amour divino über den amor profano
Kunstwerke aus den Beständen Leningrader Museen und Schlösser. / Versteigerung am 6. und 7. November 1928 bei Rud. Lepke, Berlin

Kavl Jiofet?.

Am 11. Oktober wurde Karl Hofe-r fünfzig Jahre alt. Sein
Werk, wie es vor uns ausgebreitet liegt (die Sezession wird es frei-
lich erst im November zeigen, gegenwärtig beherbergt die Mann-
heimer Kunsthalle 150 ausgewählte Bilder) erscheint fast als
Produkt einer solchen Zeitspanne, während es in Wahrheit nur
deren Hälfte umfaßt.

Geboren in Karlsruhe, war er der gegebene Zögling der dor-
tigen Akademie unter Kalckreuth und Thoma. Aber sein Aufstieg

begann erst in Rom 1903, wo er in den Bannkreis des großen Marees
trat, und setzt sich in Paris seit 1908 fort, da Cezanne und Delacroix
ihn Selbstzucht lehrtea Er vollendete sith —- für unsere heuitige
Beurteilung — im Weltkriege, der ihm dite schmerziiche Erfahrung
von 3/4 Jahren Zwangsinternierung in Frankreich braohte und damit
den Bruch mit der idealistischen Schönmalerei; die Erkenntnis,
seinen Stil den harten Tatsachen des Lebens anpassen zu müssen.
Als ihn sein Mäzen Theodor Reinhart (Winterthur) endlich aus-

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